Dienstag, 13. April 2021

SCHMETTERLINGE - warum sind unsere SCHÖNSTEN FREUNDE so stark rückläufig?


Einar Schlereth

13. April 2021

Darüber hat der hervorragende indische Journalist Bharat Dogra einen kurzen Artikel geschickt.

Schmetterlinge gelten in der ganzen Welt als die schönsten Insekten. Sie nur fliegen oder auf einer Blüte sitzen zu sehen, bringt uns Freude. Kinder können sie lange anschauen oder ihnen auch nachlaufen.

Er erlebt also dasselbe in Indien, wie ich hier in Schweden. Dasselbe geschieht mit den Vögeln. Und das Trostlose ist, dass es so rapide passiert. Ich lebe nur knapp 27 Jahre hier in Småland und zu Anfang habe ich große Säcke mit den schwarzen Sonnenblumenkernen oder Wildfutter mit Gerste, Senfsamen usw. gekauft.

Dieses Jahr habe ich ca. 2-3 kg gekauft, wovon das meiste Futter sich die frechen Dohlen geholt haben. Es gibt nur noch 1-2 Pärchen an Blau- und Kohlmeisen, die eine oder andere Amsel, ein Kleiberpärchen, ein paar Spechte, Eichelhäher und ein Pärchen Nebelkrähen. Ich hatte zu Anfang gleich einen Futterplatz wie ein kleines Blockhaus gezimmert, wollte später ein besseres bauen, brauchte ich aber nicht, weil sich das als stabil erwiesen hat und die Vögel aber verschwunden sind. Die Schwärme an Bergfinken, Goldammern, Dompfaffen, Meisen - alles weg.

Wie die Schmetterlinge, die ja nicht nur Freude und Glück bringen. Schmetterlinge und Nachtfalter sind auch wichtige Pollinatoren und tragen viel zum erfolgreichen Anbau und zur Biovielfalt bei. Bharat spricht von einem Rückgang zwischen 30 und 90 Prozent. Etliche Arten sind ausgestorben und viele mehr stehen auf der Kippe.

Viele Faktoren tragen dazu bei, sogar einige grausame Praktiken. Zum einen natürlich der weithin verbreitete Einsatz von chemischen Pestiziden und Herbiziden, die Einführung von GM-Sorten, der Verlust der Bio-Vielfalt, der Rückgang der einheimischen Arten an Pflanzen und Blumen. Die chemischen Pestizide haben sich als am schädlichsten für diese sanften und zarten Insekten gezeigt. Die Klimaveränderung trägt auch dazu bei und wird schnell zunehmen.

Außerdem gibt es noch ein paar wichtige Faktoren, die speziell auf Schmetterlinge zutreffen. Es ist ironischerweise ihre Schönheit, die der Grund für ihre grausame Reduzierung ist durch Leute, die in ihnen eine Quelle kommerziellen Profits sehen. Laut einer Studie von 2005 wurde der illegale Handel mit Schmetterlingen auf 100 Millionen Dollar geschätzt. Dies geschieht in Form von Schmetterlingsblättern, die in einer Reihe von Produkten verwendet werden, von Schmuck bis hin zu Nippes wie Briefbeschwerern, Stiftehaltern usw. Bei manchen Produkten wird auch eine Menge Grausamkeit eingesetzt. Leute, die so etwas kaufen und es zuhause aufstellen, sind dann auch noch der Meinung, dass sie kultiviert seien.

Und ich kann mir ausrechnen, dass ich in etwa 10 Jahren das Zeitliche segne und dann vielleicht ein letztes Vogelzirpen hören und ein letztes Schmetterlingsflattern sehen werde. Und in der Zeit, die dann anbricht, möchte ich wirklich nicht mehr leben. Da hat unsere Generation ein unglaubliches Glück im Unglück gehabt. Bei Kriegsende lebten in Deutschland erst 34 Prozent Menschen in den Städten und heute leben etwa umgekehrt nur noch 34 Prozent auf dem Land. Wir haben unendlichen Fortschritt erlebt und dem Tod einen enormen Tribut bezahlt. Was mir besonders trostlos erscheint, ist, dass jetzt schon die Mehrheit der Menschheit gar nicht mehr weiß, was sie verloren hat. Nie mehr werden Kinder Maikäfer auf ihrer Hand krabbeln lassen und singen 'Maikäfer flieg, der Vater ist im Krieg ..." ja, wir sind so weit, im Krieg, der die ganze Menschheit verschlingen wird.


5 Kommentare:

  1. Es gibt übrigens Pflanzen, von denen Schmetterlinge besonders angezogen werden, wie zum Beispiel "Wasserdost", ein paar Stauden am Gartenrand und man weiß, welche bzw. ob es Schmetterlinge in der näheren Umgebung gibt. Denn wenn Juli/August keine Schmetterlinge auf den Blüten zu sehen sind gibt es auch keine in der näheren Umgebung.
    Bei uns blüht der Wasserdost zwischen Mitte Juli und Mitte August, rosa Dolden. Hier sind meist Pfauenauge und Admiral und einige andere.

    AntwortenLöschen
  2. Wie gut, dass wir die Wölfe füttern, damit sie durch den Winter kommen. Sie würden sonst die Hasen und Rehe zu stark dezimieren. Im Sommer versorgen sie sich umweltgerecht: da sind die Schafe ja wieder auf der Weide.
    Wie gut, dass wir die Vögel (besonders die Meisen als Insektenfresser) füttern, damit sie durch den Winter kommen. Sie würden sonst die versteckten Insekten-Larven, falls sie sie finden, zu stark dezimieren. Im Sommer versorgen sie sich umweltgerecht: da werden die letzten Insekten, die wir noch haben, verspeist.
    Die Betrachtung der Nahrungskette führt zwangsläufig dahin, die Natur immer als Ganzes zu sehen mit uns als Menschen mittendrin. Es rettet uns nur radikales ABRÜSTEN, Waffen-, Gift-, CO2-verbrauch.
    Hans

    AntwortenLöschen
  3. Natürlich muss man die Natur als Ganzes sehen. Insekten vermehren sich massenhaft, wenn wir sie nicht auf den landwirtschaftlichen Flächen totspritzen würden wären genug da. Agrarflächen haben nun mal de größten Anteil in jedem Land.
    Insekten, Frösche, Mäuse sind nun mal die Lebensgrundlage für die anderen Tiere der Nahrungskette.
    Warum hat die Artenvielfalt in den letzten 50 Jahren hier in der BRD und ganz Europa abgenommen? Wenn man in den 1970-er Jahren 3 Stunden auf der Autobahn fuhr war der Frontbereich des PKWs nach der Fahrt voller Insekten, und an den Wegrändern wuchsen noch viele verschiedene Wildkräuter. Wenn auf mehr als der Hälfte der Flächen Insektizide und Herbizide eingesetzt werden fehlen diese Tiere und Pflanzen und damit die Nahrungsgrundlage für die Tiere, die sich von diesen Insekten Und Wildpflanzen ernähren.

    AntwortenLöschen
  4. Ja Dimo + Hans, es geht um die ganzen Nahrungsketten für Flora und Fauna. Wieso konnten die Chinesen über Jahrtausende auf einem viel zu knappen Ackerland sich gesund ernähren? Weil der Kreislauf eingehalen wurde - alle Abfälle und der Kot wurde wieder aufs Land eingebracht. Das wurde bei uns in die Flüsse und Meere gekippt und auf die Äcker kam Chemie, Pestizide etc. Und nichts schmeckt mehr. Gemüse, Obst - alles schmeckt NULL. Egal in welchen Apfel du beißt, schmeckt alles gleich. Dass sie noch nicht angefangen haben, die Äpfel mit Geschmack zu impfen? Kommt noch. Den Äckern fehlen die Mineralien. Ich weiß nichtmehr, wieviel Zentner gemahlener Stein pro ha ausgebracht werden müssten.
    Jedenfalls gewaltige Mengen. Was aber nicht geschieht. Also fressen wir Stroh. Es ist trostlos.

    AntwortenLöschen