Samstag, 22. September 2012

Hundert Jahre Einsamkeit – US-Waffenberg in Damaskus gefunden und andere erbauliche Geschichten

 
Einar Schlereth
22. September 2012

Ja, wie im Roman von García Márquez kommt es mir hier vor nach 48 Stunden pausenlosem Regen. Nach einem miesen Winter kam der miese Frühling und dann der miese Sommer und nun haben wir den miesen Herbst. Mit einer Kälte, die schon mehrmals die Frostgrenze – im August bereits - streifte. Aber mit dem Klima sei alles in Ordnung, wie uns die Herren dieser Welt äußerst glaubwürdig versichern. Dass in den USA der größte Teil der Ernte verreckt ist durch sengende Hitze, das sei nicht weiter schlimm. Dann holen wir uns das Getreide halt woanders, aus Afrika z. B., weil die da unten es bei den Preisen nicht mehr kaufen können. In Russland ist es auch verreckt, aber das geschieht denen nur Recht, das ist die Strafe dafür, dass sie Putin gewählt haben. In China, Pakistan und anderen Teilen der Welt wurde die Ernte von Wasserfluten hinweggespült. Was denkt sich eigentlich der alte Herr dort oben? Hinzu kommen die Springfluten der Wirtschaftskrise, die Arbeitslosenraten erzielen Rekordhöhen, die Zahl der Kranken und Selbstmorde ebenfalls.

Das sind die negativen Rekorde, aber es gibt auch positive. Die USA haben ihre Waffenproduktion erneut hochgeschraubt und haben den stolzen Rekord von 70 % der Weltproduktion erreicht. Die ganze übrige Welt – Russland, China, Indien, Japan, ganz Afrika, Mittel- und Südamerika etc. pp. teilen sich also in die restlichen 30 %. Außerdem ist es den USA erfolgreich gelungen, ein paar weitere Kriege in Gang zu bringen – außer Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Palästina auch noch Jemen und Somalia. Und sie zündeln eifrig weiter – gegen den Iran, Tschetschenien, Burma, aber besonders gegen China hetzen sie ihre Lakaien Japan, Philippinen, Vietnam.
Und die Banken nicht zu vergessen. Goldman Sachs & Co. haben dem amerikanischen Steuerzahler Billionen aus den Rippen geleiert und nun ist ihnen der Trick auch bei den Europäern gelungen. Die machen in diesen harten Zeiten echte Schnäppchen – hier ein paar Billionen, dort ein paar und das läppert sich. Da vermehren sich auch die Milliardäre wie die Karnickel und weil ja die Zeiten miese sind und man an die Zukunft denken muss, weigern sie sich zum größten Teil, Steuern zu zahlen. Sie gesellen sich nur zu den größten multinationalen Unternehmen, die auch keine Steuern zahlen oder so gut wie keine. Warum auch? Dafür gibt es doch die ordinären Steuerzahler.

Aber ich bin abgeschweift. Ich wollte ja von dem riesigen Depot amerikanischer Waffen berichten, das von der syrischen Armee in einem Terroristennest in Damaskus nach harten Kämpfen gefunden wurde. Aber ist das nicht komisch? Die Amerikaner erzählen uns doch die ganze Zeit, wie schwer sie es sich machen mit der Entscheidung, die 'Freie Syrische Armee' mit Waffen zu beliefern. Wie zum Kuckuck kommen die dann mitten in die Hauptstadt Syriens? Andererseits, wenn man bedenkt dass deren Heinzelmännchen in Form von fanatisiertem Gesindel, eingesammelt in der ganzen arabischen Welt, zu Zehntausenden ins Land strömen, weil die tausende Kilometer langen Grenzen zu Irak, Jordanien, Libanon und der Türkei durchlässig wie ein Sieb sind, und wenn jeder nur ein bisschen was an Waffen und Sprengstoff mitbringt, dann kann da schon was zusammenkommen.

Dann kam da eine Meldung der Nachrichtenagentur des Vatikans Agenzia Fides vom 18. September 2012, dass die Christen Syriens nicht auf die Ermahnungen ihrer Bischöfe hören, geduldig zu sein und die andere Backe hinzuhalten, sondern von den Überfällen, Morden, Foltern, Entführungen und Vergewaltigungen der amerikanischen Fundamentalisten-Freunde genug haben und sich jetzt überall in bewaffneten Volkskomitees zusammenschließen.
Da wir gerade in der Gegend sind, werfen wir noch rasch einen Blick nach Bahrein, das von unseren völlig unparteiischen Medien sehr stiefmütterlich behandelt wird. Ebenfalls am 18. September 2012 berichtet von dort ein Jen Marlowe von Terror und Tränengas in den Straßen von Bahrain. Tote und Verwundete natürlich auch. Dort kämpft das Volk tatsächlich friedlich seit weit über einem Jahr gegen das korrupte sunnitische Königshaus, wobei es schon sehr viele Opfer gegeben hat. Warum hören wir nichts darüber, obwohl das alles sehr gut dokumentiert ist? Wohingegen unsere Medien die erfundenen Geschichten eines Würstchenhändlers in London über Syrien unbesehen aufgreifen.

Tja, das ist so. Ganz einfach, wenn man's recht überlegt. Das Königshaus ist sunnitisch, engstens befreundet mit dem sunnitischen saudiarabischen Königshaus und die Mehrheit der Bevölkerung in dem Zwergkönigreich ist shiitisch. Da versteht es sich doch für die USA & C. ganz von selbst, dass die iranischen Shiiten auf der anderen Seite des Persischen Golfes die Bahreinis aufhetzen, und auch, dass die Saudis in brüderlicher Hilfe dem Bahrein-Herrscher ihre Armee schicken. Und noch eine ganze Kleinigkeit: Bahrein beherbergt die riesige US-Marinebasis der 5. US-Flotte. Sehr gute Gründe für unsere Medien also, kleine Brötchen oder am besten gar keine zu backen.

Dann ist da noch eine Meldung aus Somalia ebenfalls vom 18. Dezember 2012 von Thomas C. Mountain, der einzige in Eritrea lebende Berichterstatter, der einem vernünftige Nachrichten schickt. Also in Somalia haben die ersten freien Wahlen seit 50 Jahren stattgefunden. Hurrah! Halt, Moment mal! Mountain hat sich vor Ort umgesehen. Die von den Amerikanern eingesetzte Marionetten-Regierung hatte also 'freie Wahlen' ausgeschrieben, weil die Obermarionette Sheikh Sharif allzu korrupt war und gegangen wurde. Zur Wahl wurde eine Bande von Exilanten eingeflogen, denen schusssichere Westen verpasst wurden, dann wählten sie rasch die nächste Marionette und flogen umgehend wieder nachhause. Und die 20 000 Mann starke Truppe der Afrikanischen Union (aus Ugandern, Kenyanern und Äthiopiern zusammengesetzt) muss weiterhin verzweifelt versuchen, die Hauptstadt Mogadisho vor den anstürmenden Al Shabab Guerillas zu halten. Komisch, dass alle Diktatoren, von Hitler bis Obama, immer so versessen auf Wahlen sind. Und wenn es die absurdesten Farcen sind, wie kürzlich in Jemen und nun in Somalia, aber es muss sein.

Eine pikante Nachricht – von der ich vorgestern schon andeutungsweise sprach – scheint sich nun zu bestätigen. Justin Raimondo hat - auch am 18. September 2012 – einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel 'The ‘Pro-Israel’ Network Behind the Innocence Video' (Das 'Pro-Israel' Netzwerk hinter dem Unschulds-Video'). Nach seiner These ist „die Verteidigung des jüdischen Staates ein Hauptthema des Islamophoben-Netzwerkes. Eine Schlüsselfigur ist der ehemalige Neue Linke und Black Panther Groupie David Horowitz, dessen „David Horowitz Freedom Center“ Spencers „Jihad Watch“ sponsort“ und auf dessen Hauptseite Stories über den „Verrat“ Israels durch die amerikanische Regierung“ zu finden sind. Die Aufstachelung zum Hass gegen die Moslems geht jedenfalls immer munter weiter, nun auch in Frankreich mit neuen Mohammed-Cartoons. Dass dies von den extremsten islamischen Fundamentalisten wie den Salafisten aufgegriffen wird, ist nicht weiter verwunderlich. Dadurch wird der Feind geschaffen, der seit Jahrzehnten ständig an die Wand gemalt wird. Und gegen diesen Feind müssen wir uns ständig weiter aufrüsten.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen