Montag, 2. September 2013

AFRIKA: STREIKWELLE VON ÄGYPTEN BIS SÜDAFRIKA


Abayomi Azikiwe
27. August 2013


Während die Entwicklung in Ägypten nach dem Militärcoup und einer Serie von Armee- und Polizei-Massakern gegen die Anhänger der Moslembruderschaft die westlichen Medien beherrscht hat, hat die Serie von Streiks in diesem nordafrikanischen Land und in anderen Ländern auf dem Kontinent in den vergangenen Wochen kein Interesse geweckt.

Bei der Entlassung des ehemaligen Präsidenten Hosni Mubarak für einen neuen Prozess, sagte der Führer der 6. April-Bewegung Ahmed Maher, dass „seine Organisation es ablehnte, gegen die Freilassung des US-gestützten Diktators zu demonstrieren aus Furcht, dass es noch mehr Gewalt geben würde mit noch mehr Verwundeten und Toten." (Ahram online vom 22. August).

Die ägyptischen Arbeiter haben seit dem 12. August gegen ihre Bosse gekämpft. Arbeitseinstellungen veranlassten die Armee, am 12. August Streikführer zu verhaften.

Die kurze Verhaftung von Gewerkschaftsführern und eine Schlägerei, bei der zwei Arbeiter verwundet wurden, führten zu einem Abkommen mit den Bossen, dass die Arbeit wieder aufgenommen würde unter der Bedingung der Wiedereinstellung von 15 Entlassenen.

„Der Gouverneur von Suez versprach, unsere Kollegen am Freitag freizulassen. Wenn nicht, würden die Arbeiter wieder streiken“, sagte Walid Hassan, ein Angestellter des Stahluntnernehmenes zu Ahram Online.

„In der Fabrik gibt es keine Sicherheitsmaßnahmen. Ein Arbeiter starb an einem elektrischen Schlag vor 9 Monaten“, sagte ein anderer Arbeiter anonym zu Ahram.

„Wir haben nicht unseren Gewinnanteil seit 2007 bekommen. Wir verlangten nur die Summe von sechs Monatslöhnen vom Profit für 2012, wir gingen auf zwei Monate herunter, aber die Verwaltung weigerte sich“, sagte Walid Hassan.

Ein anderer Gewerkschaftskampf brach unter den Arbeitern in der Stadt Mahalla aus. In der Textilien- und Webereifirma legten 10 000 Arbeiter einer Schicht die Arbeit am 26. August nieder. Dies ist Teil eines größeren Konfliktes aller 24 000 Arbeiter der Fabrik, weil ihnen keine Profitanteile als Bonus ausgezahlt wurden, wie vom Management versprochen.

„Das Finanzministerium verzögerte die Bezahlung wegen der gegenwärtigen ökonomischen Situation“, sagte Ibrahim Badr, Chef der Firma zu Ahram Online. „Ich kann nicht genau sagen, wann das Geld zur Verfügung stehen wird, aber es wird nicht mehr als ein paar Tage dauern,“ sagte Badr (am 26. August).

Andere Forderungen der Arbeiter betreffen die Entlassung des gegenwärtigen Managements, das ihrer Meinung nach auf Seiten der Bosse steht, und eine repräsentativere Gewerkschaftsbeteiligung bei Lohnverhandlungen. Es wird berichtet, dass Verhandlungen zwischen dem vom Militär ernannten Gouverneur und den Arbeitern zur Lösung des Problems bereits laufen.

„Die Entlassung von Fouad Abdel-Alim (der Manager) ist eine Hauptforderung. Wir kennen ihn sehr gut. Das Unternehmen wird nicht gedeihen, so lange er in dieser Position ist,“ sagt Kamal El-Fayoumi, ein Angestellter, der zu einem Schlüsselorganisator von Streiks vor dem Sturz von Mubarak war, laut Ahram Online.

„Es ist nicht Aufgabe der Arbeiter zu entscheiden, wer entlassen oder ernannt werden soll, sondern die Verantwortung des Staats,“ sagte Badr.

Streik vonLibyens Ölarbeitern führt zu riesigen Produktionsausfällen

In den vergangenen Wochen haben die Angestellten die Produktion blockiert, wobei der Export um mehr als 50 % gesunken ist. Viele Forderungen gehen um Löhne und Arbeitsbedingungen.

Laut Platt, eine Zeitschrift von McGraw Hill Financial: „Für die Käufer von libyschem Rohöl ist die Unmöglichkeit, an drei von des Landes wichtigsten Exportterminalen – Es Sider, Ras Lanuf und Zueitina – wegen der Streiks und Proteste Ladung aufzunehmen in den vergangenen vier Wochen  ein großes Kopfzerbrechen geworden. Libyens Premierminister Ali Zeidan hat gewarnt, dass das Land einige seiner Hauptabnehmer verlieren könnte, die sich nach Alternativen umgesehen haben, und der Ölminister Abdel Bari al-Arousi hat gesagt, dass die staatliche Ölgesellschaft NOC mit Prozessen rechnen müsste von den Käufern, weil sie nicht die Vertrags – Bedingungen einhält.“ (23. August)
 
Die politische, ökonomische und Sicherheits-Situation in Libyen verschlechtert sich ständig nach dem Pentagon-NATO konterrevolutionären Krieg für Regime-Wechsel im Jahr 2011, der zum Sturz und der brutalen Ermordung von Oberst Muammar Gaddafi führte. Rebellengruppen stehen immer noch außerhalb der Kontrolle der US-installierten Marionetten-Regierung, geführt von dem Allgemeinen Nationalkongress (GNC) und viele Leute in der östlichen sowie der südlichen Region des Landes wollen sich von der schwachen „Autorität“ der Politiker in der Hauptstadt Tripolis loslösen.

Nigerianische Erziehungs- und Gesundheitsarbeiter verlangen bessere Löhne

In dem bevölkerungsreichsten Land des Kontinents, der Bundesrepublik Nigeria, hat die Gewerkschaft der Universitätslehrer und Angestellten (ASUU) einen unbefristeten Streik eingeleitet. Sie verlangt Lohnerhöhungen und massive Investitionen in die Infrastruktur des höheren Erziehungssystems. Nigeria ist der größte Ölexporteur für die USA, aber seine ökonomischen Abkommen haben nicht zu höheren Löhnen und besserer Qualität der Erziehungs-Einrichtungen geführt.

In einem Artikel von Patrick Eholor im Nigerian Observer heißt es, dass: „Lasst mich hier auch Folgendes sagen, dass die Kinder unserer Führer nicht an unseren Universitäten studieren. Man findet sie in Harvard, Cambridge oder Stanford. Deshalb kümmern sich unsere Führer nicht darum, ob unsere Universitäten gute Qualitätserziehung liefern.“ (26. August )

Im Gesundheitssektor streiken mehrere Gewerkschaften – die Gewerkschaft des medizinischen und Gesundheits-Personals, die Nationale Union der Schwestern und Hebammen, die Vereinigung der Lehrkörper, der Unikliniken, Forschungsinstitute – in mehreren Gebieten Nigerias. Seit dem 21. August sind in Ilorin, Kaduna, Sokoto, Lagos und Lokoja die Gesundheitsdienste in den öffentlichen Krankenhäusern durch den unbefristeten Streik zum Stillstand gekommen. Alle fordern bessere Bedingungen für ihre Dienstleistungen (Nigerian Daily Trust, 23. August).

Südafrikanische Streiks breiten sich von der Autoindustrie auf Bau, Bergwerke und Fluglinien aus

Die Autoarbeiter der Nationalen Gewerkschaft der Metallarbeiter Südafrikas (NUMSA) stehen seit über einer Woche im Streik und verlangen von Toyota und Volkswagen eine 10-prozentige Lohnerhöhung. Ihrem Beispiel folgten die Angestellten der Goldbergwerke, des Baugewerbes, des Bauingenieurwesens und der Fluggesellschaften. Sie verlangen ebenfalls bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen.

Südafrika hat die größte Ökonomie und Industriearbeiterklasse auf dem afrikanischen Kontinent. Seit 2012 ist das Land Schauplatz von zahlreichen Streiks gewesen, die Schlüsselsektoren der nationalen und globalen Wirtschaft treffen.

2012 wurden Dutzende Arbeiter erschossen und viele verwundet bei Auseinandersetzungen im Bergbau und im landwirtschaftlichen Sektor. Der Rand, die nationale Währung, hat gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren, und die Bergwerkbosse drohen, die Platinanlagen wegen der Streiks und Unruhen zu schließen.

Alle diese Streiks in den verschiedenen Regionen des Kontinents sind die Widerspiegelung der kapitalistischen Krise in der Welt, die ihren Ursprung in den USA und West- Europa hat. Die Arbeiter inden imperialistischen Staaten sollten sich Informationen und Wege besorgen, um ihre Solidarität mit dem Proletariat in Afrika kundzutun.

Die Militanz der Gewerkschaften ist Ausdruck der Unfähigkeit des Profitsystems, einen anständigen Lebensstandard für die Mehrheit der Gesellschaft zu schaffen. Dieselben Widersprüche eskalieren in den westlichen Industriestaaten, wo den sinkenden Löhnen und der wachsenden Armut mit größerer Entschlossenheit begegnet werden muss, um die Arbeiter zu organisieren und ihre gerechten Forderungen durchzusetzen.

Abayomi Azikiwe, Herausgeber der Pan-African NewsWire ist einer der häufigen Beitragenden für The 4th Media.

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