Bei meiner Suche nach dem uralten Bewässerungssystem Kazar habe ich eine schöne Geschichte gefunden, die ich für unsere so überaus korrupten Gesellschaften zur Nachahmung empfehle. Obwohl wir da wohl sehr lange warten müssen. Der Titel des Theaterstücks könnte von Brecht stammen. Weiter unten wird noch kurz erklärt, was ein Kazar ist am Beispiel des 550 m unter dem Meeresspiegel liegenden Turfan-Beckens.
Tycoon
大君 (= großer Gebieter; abgeleitet vom japanischen Wort taikun; heute Bezeichnung für Großindustrielle)
芜湖市傻子瓜子有限总公司
„Haben Sie schon vom Wassermelonen-Tycoon [傻子瓜子, shǎzi guāzǐ] gehört?“
Wang hatte mir die Geschichte erzählt. Ein mittelloser Bauer [年广久 Nián Guǎngjiǔ] hatte sich die Vorliebe der Chinesen für Wassermelonenkerne [瓜子
guāzǐ] zunutze gemacht und ein kleines Unternehmen gegründet, das immer
größer wurde. Er stellte Arbeiter an, kaufte Land und machte Millionen.
Doch er schikanierte seine Arbeiter und wurde von der Regierung mit
hohen Steuern belegt.
Vor kurzem hat er auf all seine
Millionen verzichtet und sein bäuerliches Leben wieder aufgenommen. Über
ihn wurde ein Lehrstück für das Theater verfaßt und mit Billigung der
Regierung aufgeführt. Es hieß ‚Der Marsch eines Narren.’“
(Paul Theroux: Das chinesische Abenteuer. Reise durch das Reich der Mitte. 1989. ISBN 3-546-49082-7)
年广久:一生感谢邓小平
Nian Guangjiu: Deng Xiaoping ein Leben lang Dankeschön.
Das Wort Tycoon leitet sich von dem
japanischen Wort taikun ab. Dies bedeutet Großer Gebieter und wurde
während der Edo-Zeit benutzt, um Japan besuchende Fremde darauf
hinzuweisen, dass der Shogun der höchste Herrscher des Landes war.
Das Wort wurde in die englische Sprache aufgenommen, und von Mitarbeitern auf Präsident Abraham Lincoln angewandt.
Turfan
吐魯番盆地 Tǔlǔfān péndì (Turfan + Becken + Erde)
Laubengang mit Weinranken (Foto: Wikimedia) |
Kazar(Foto: Wikimedia) |
„Auf all den weiten Landflächen
unseres Globus gibt es nur eine Gegend, die noch tiefer liegt; das Tote
Meer unterbietet den Meeresspiegel um knapp 400 Meter, die Turfansenke
immerhin noch um 150 Meter. Sand, Steine und Sonne verleihen
allsommerlich dem Land seinen Namen, Land des Feuers; die Temperaturen
nähern sich dann fünfzig Grad Celsius im Schatten an.
In Turfan fallen lächerliche
sechzehn Millimeter Niederschlag im Jahr. Auch wenn es mehr wäre, es
würde verdunsten, bevor es überhaupt Kanäle oder Bäche erreicht hätte.
Ihre offenkundige Fruchtbarkeit verdankt die Oase, die von kleinen
Wasserläufen durchzogen wird, den Kazars (vom persischen Kares; كاريز).
Schon vor mehr als zwei Jahrtausenden begannen die Einheimischen, am
Fuße des Tianshan tiefe Sammelbrunnen zu bauen. Darin fließt das
ganzjährig anfallende Schmelzwasser zusammen und wird von hier durch
lange unterirdische Kanäle nach Turfan geleitet.“
(Hartwig Bögeholz: Anders Reisen: China. Ein Reisebuch in den Alltag. 1997. ISBN: 978-3-499190957)
Flammende Berge
(Foto: Wikimedia-Nutzer Colegota)
(Foto: Wikimedia-Nutzer Colegota)
Infoliner sagt:
AntwortenLöschender größte Teil allen Gemüses und Obstes aus China kommt genau aus diesem Becken um Turfan. Danke für den kleinen Bericht, davon, vor allem von den Kazars, hätte ich gerne mehr gelesen-