Zu
den in der Roten Fahne, dem kommunistischen Organ der KPD,
erschienenen
Beiträgen über China
Brigitte Queck
10.5.2018
Notwendig
finde ich, dass Die Rote Fahne, das Organ der Kommunistischen Partei
Deutschlands, diese, bei Linken und auch teilweise auch Kommunisten,
schon seit langem diskutierte Frage: „Geht China wirklich auf dem
Weg des Sozialismus voran?“ in den Mittelpunkt der Diskussion
stellt.
Befremdet
hat mich allerdings die
Form dieser
notwendigen Diskussion, bei der sofort und ohne gegenteilige
Einschätzung eines anderen Genossen der KPD, der Beitrag der
DKP-Zeitung „Theorie und Praxis“ abgedruckt wurde, in dem
kategorisch
in Frage gestellt wird, dass China den sozialistischen
Entwicklungsweg eingeschlagen hat. Stattdessen
wurde parallel dazu der Beitrag des Gen. Blessing veröffentlicht,
der das ebenso verneint!!
Der
Autor von Theorie und Praxis stammt aus einem Teil Deutschlands, in
dem noch nie Sozialismus herrschte und Gen. Blessing hatte, nebenbei
gesagt, eine nicht unwichtige Position in der sogen. Nachwendezeit
inne, in der er den Sozialismus der DDR damals nicht verteidigt
hatte, als diese von der Konterrevolution beseitigt wurde.
Zu
den beiden Beiträgen ist folgendes zu sagen:
1. China
ist mit derzeit 1,4 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste
Land der Welt.
Nach
der sogenannten Geheimrede des damaligen Generalsekretärs der KPdSU,
Nikita Chrustschow auf dem XX. Parteitag in der Sowjetunion und der
daraufhin einsetzenden Verunglimpfung, bzw. dem Verschweigen der
Verdienste des KPdSU Vorsitzenden Josif W.. Stalin, der an der Spitze
des größten sozialistischen Staates der Welt den Faschismus in
Europa siegreich geschlagen hat, erwies
China diesem großen Arbeiterführer auch weiterhin seine Ehre!
2.
China ist nach dem selbst verschuldeten Zusammenbruch des
sozialistischen Weltsystems auf dem antikapitalistischem Weg weiter
vorangeschritten!
Und
nun zu den gegenüber China angeführten Vorwürfen:
Es
wird dort gesagt, dass China ein angeblich
kapitalistischer, bzw. sogar imperialistischer Staat sei. Das ist
falsch.
Das nenne ich echte Modernisierung - 50:50 Frauen und Männer, mit Namensschild auf der Brust, nicht bis an die Zähne bewaffnet, schnell präsent und als Menschen ansprechbar. |
Wer
bei Zitaten unserer kommunistischen Vordenker Karl Marx, Friedrich
Engels, Wladimir Lenin, Klara Zetkin, Rosa Luxemburg, Karl Liebnecht,
Georgi Dimitroff u.a. nachschaut, der findet bei der Beschreibung des
Imperialismus oft Folgendes: ‚Der Imperialismus ist „die letzte
Etappe des Kapitalismus“, er trägt “absterbenden“ , „faulenden
Charakter“ und verhält sich gegenüber anderen Staaten, vor allem
den Entwicklungsländern gegenüber, als „aggressiv und
neokolonialistisch“. Wo bitte schön ist China ein „faulender“,
„absterbender“, bzw. aggressiver Staat, der, wie die USA/NATO,
andere schwächere Staaten, die einen anderen Entwicklungsweg, als
den kapitalistischen, eingeschlagen haben, militärisch angreift,
Millionen Menschen tötet, oder sie ihrer Existenz beraubt?
Ganz
im Gegenteil. China ist ein blühendes und ökonomisch hoch
entwickeltes Land, das anderen, wenig entwickelten Staaten, beim
Aufbau ihrer Länder und der Entwicklung einer eigenen Infrastruktur
hilft, ohne an diese, wie es die imperialen Zusammenschlüsse von IWF
und Weltbank in Ruanda, in Jugoslawien u.a. getan haben und tun,
Kredite an politische und wirtschaftliche Forderungen zu knüpfen!
Wer
dies nicht sieht, ist entweder blind, oder böswillig!
Chinas
Weg zum Sozialismus ist nie leicht gewesen.
Nach
dem erfolgreichen Volksbefreiungskrieg gegen Japan, als die KP Chinas
1920 den Sozialismus als Ziel auf ihre Fahnen schrieb, war China ein
halbfeudales Land mit einem nur geringen Arbeiteranteil und einem
hohen Analphabetismus. Die Bauern, der überwiegende Teil der
dortigen Bevölkerung, hatten im Volksbefreiungskrieg eine führende
Rolle gespielt.
1949
wurde die Volksrepublik China gegründet, die daraufhin den Sieg der
neu-demokratischen Revolution verkündete.
Seit
1954 ist der Sozialismus in der Verfassung Chinas fest verankert.
1958
wurde auf dem 8. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas der 2.
Fünfjahrplan nach sowjetischem Vorbild verkündet.
Wir
erinnern uns, dass in dieser Zeit Chrustschow an der Spitze der
Sowjetunion stand, der nach der Verfemung Josif Stalins auf dem XX.
Parteitag vor allem die Misswirtschaft bei der Kollektivierung der
Landwirtschaft nicht nur in der Sowjetunion zu verantworten hatte.
Schon
Mao Tsetung äußerte 1975: “Es muss uns gelingen, die
Kulturrevolution zu beenden und die Fehler der Sowjetunion nicht zu
wiederholen. Denn diese führen in eine Sackgasse!“
1978
leitete die Führung der Kommunistischen Partei Chinas, auch wegen
der diskriminierenden Haltung der KPdSU zu China, eine Politik der
Reformen und „der Öffnung nach außen“ ein.
Trotzdem
wurden auch weiterhin marxistisch-leninistische Prinzipien in der
Partei und Staatsleitung beibehalten.
Man
sprach nunmehr in China von der Anfangsetappe des Sozialismus und dem
Weg des Sozialismus chinesischer Prägung, den man künftig gehen
wolle.
Die
Kommunistische Partei Chinas verheimlichte dem chinesischen Volk
nicht, dass diese Anfangsetappe ein lange Zeit in Anspruch nehmen
würde, die
mit Dingen verbunden sei, die noch nicht sozialistisch sind, wie z.
B. einem teilweisen privatem Produktionseigentum an
Produktionsmitteln, bzw. kapitalistischen Produktivkräften.
Trotzdem
sind nach wie vor das Land, die Staatsbank, sensible Bereiche der
Industrie, wie der Schwermaschinenbau und die Militärindustrie in
staatlicher Hand und auch im privaten Sektor greift der Staat, wenn
nötig, in das Lohngefüge und soziale Bereiche unterstützend ein.
Joint
Ventures (gemischte Betriebe mit kapitalistischer Beteiligung) haben
ein überschaubares Ende, meist bis zum Jahre 2050 !
Die
Kommunistische Partei Chinas erklärte, „dass
es mit der Beendigung der Anfangsetappe des Sozialismus auch kein
Privateigentum an Produktionsmitteln mehr geben wird.“
In
China gehören 80 Millionen Menschen aller Bevölkerungsschichten der
Kommunistischen Partei an. Es gibt in dieser Partei keine
Unternehmer, die Eigentum von Produktionsmitteln haben !!
Andere
chinesische Parteien, in denen Intellektuelle, Schriftsteller, oder
Auslandschinesen tätig sind, umfassen ca. 500 000 Menschen.
Sie
alle sind in einer Politischen
Konsultativkonferenz vereinigt--ähnlich der Nationalen Front in
unserer damaligen DDR. Alle
dort vertretenen demokratischen Parteien genießen im Rahmen der
Verfassung politische Freiheit, organisatorische Unabhängigkeit und
rechtliche Gleichberechtigung. Zwischen der Kommunistischen Partei
und der Politischen Konsultativkonferenz finden ständige politische
Konsultationen parallel zum Nationalen Volkskongress statt und
Beschlüsse werden korrigiert, bevor sie zur Abstimmung in den
Nationalen Volkskongress gelangen.
Die
Parteien stehen in China genau wie in unserer damaligen DDR nicht im
Gegensatz zueinander, so dass in China keine Form bürgerlicher
Demokratie herrscht.
Seit
1978 gelten in China 4 Grundprinzipien, nach denen gehandelt wird:
-
dem Festhalten am sozialistischem Entwicklungsweg
-
dem Festhalten an der Diktatur des Proletariats
-
dem Festhalten an der führenden Rolle der Kommunistischen Partei Chinas
-
dem Festhalten am Marxismus-Leninismus
1989
haben die USA versucht, China als 1. sozialistisches Land wieder in
den Kapitalismus zu „überführen“. Dieser als Studentenputsch in
die Geschichte des Landes eingegangen, ist in China fehlgeschlagen.
Fortan konzentrierten sich die USA dann auf Europa und speziell die
Sowjetunion.
Im
Jahre 2000 erklärte der damalige Generalsekretär des ZK der
Kommunistischen Partei Chinas: „Unsere Partei wird niemals auf dem
Platz des Verlierers geraten, wenn sie von Anfang an eine
fortschrittliche ökonomische Entwicklung und Kultur im Interesse der
überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung unterstützt“.
Auf
dem 18. Und 19. Parteitag wurden die entsprechenden
Schlussfolgerungen seit 1978 gezogen und der weitere Entwicklungsweg
der VR Chinas bis zum Jahre 2020 festgelegt, der:
-
in einem umfassenden bescheidenen Wohlstand für alle liegen soll,
-
die Armut vollständig überwinden soll bei noch 30 Millionen
Chinesen, die gegenwärtig unterhalb der Armutsgrenze leben.
Im
Jahre 2050 will China ein großes, modernes sozialistisches Land
sein, das reich, stark, harmonisch und schön ist.
Zusammenfassend
möchte ich feststellen::
1.
China und seine Kommunistische Partei haben nie behauptet, dass sie
bereits gegenwärtig ein sozialistische Land sind,.
2.
China
ist ein Land auf dem Wege zum Sozialismus
noch in der Anfangsetappe, die auch noch einen Anteil an privaten
Produktionsmitteln und kapitalistischen Produktivkräften hat.
3.
China
beschreitet
aufgrund der oben aufgezeigten inneren (50% der Bevölkerung besteht
noch aus Bauern!) und äußeren Umstände (es existiert kein
sozialistisches Weltsystem mehr, aus dem China Kraft und
Unterstützung bekommen könnte) einen
besonderen Weg zum Sozialismus.
4.
Die Kommunistische Partei Chinas erklärt, dass der traditionelle
Sozialismus in China der aktuellen Lage nicht mehr gerecht wird,
seine Grundprinzipien jedoch nach wie vor gültig sind.
5.
Da sich China in der Anfangsphase des Sozialismus befindet, greift
der chinesische Staat mit seiner führenden Kommunistischen Partei an
der Spitze, bei großen Korruptionsfällen hart durch, was nicht
einmal vor Politbüromitgliedern und
Gouverneuren halt
macht!
Statt
also über China herzufallen, bzw. China zu kritisieren, dass es
einen anderen, als den herkömmlichen Weg zum Sozialismus einschlägt,
sollte man China danken, dass es zusammen mit seinem Bündnispartner
Russland als einziges Land den US/NATO-Staaten auf ihrem wahnwitzigen
Weg zur US-Weltherrschaft, der mit mehr Millionen Toten als im 1. und
2. Weltkrieg zusammen gepflastert ist, Paroli bietet!
Die
BRICS-und Schanghai-Staaten sind nicht irgendwelche Staatenbündnisse,
sondern Bündnisse, die den Weg des gemeinsamen, friedlichen
Miteinanders von Staaten eingeschlagen haben.
Auf
ökonomischem Gebiet haben sie sich das Ziel gesetzt, den US-Dollar
als Weltwährung abzulösen. Noch werden nämlich an der Börse
Rohstoffe, Lebensmittel u. a. ausschließlich in US-Dollar gehandelt,
der indes durch ständiges Neudrucken von US-Dollar-Noten durch die
Federal Reserve-Bank völlig wertlos geworden ist.
Nur
durch ihren Dollar Status als Weltwährung vermögen die USA ihre
US/NATO-Kriege zu finanzieren.
Allein
das wäre für uns Kommunisten schon Grund genug, an der Seite von
China und Russland zu stehen.
Quelle:
Die
Mitschrift des Vortrags von Rolf Berthold, langjähriger Botschafter
der DDR in China, chinesisch beherrschend in Wort und Schrift, der
nach wie vor enge Beziehungen zu Freunden in China unterhält, am
10.5.2018 im ND-Gebäude, Franz-Mehring-Platz 1 in Berlin, liegt
meine Einschätzung zu „China heute“ zugrunde.
Eine gute Ergänzung ist der Artikel von Kurt Gossweiler, den er kurx vor seinem Tod im Mai 2017 geschrieben hat:
Eine gute Ergänzung ist der Artikel von Kurt Gossweiler, den er kurx vor seinem Tod im Mai 2017 geschrieben hat:
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