Leitartikel
Europäische Historiker haben lange behauptet, dass Afrika keine geschriebene Geschichte oder intellektuelle Tradition besitzt, und dass das erste Licht der Zivilisation mit der europäischen Kolonisierung kam. Aber wenn es eine Stadt in Afrika gibt, die diesen weißen Mythos beseitigt, dann ist es Timbuktu.
Zentrum intellektuellen Lebens
Timbuktu Manuskript über Mathematik und Astronomie |
Timbuktu ist am besten für seine Moscheen und Mausoleen bekannt, wo Sufi-Heilige begraben liegen. Aber erst kürzlich wurden sich die Menschen bewusst, dass Timbuktu nicht nur Handelszentrum, sondern auch ein bedeutendes Zentrum intellektuellem Lebens war. Ende der 90-er Jahre fand ein internationales Forschungsteam eine Anzahl privater Bibliotheken, wo prominente Familien Timbuktus zehntausende mittelalterliche Manuskripte aufbewahrten. Diese Manuskripte, geschrieben in mehreren afrikanischen Sprachen und auf arabisch, zeigten der Welt, dass Gelehrte in Westafrika im 13. Jahrhundert sich eingehend mit religiösen Fragen, aber auch mit Logik, Mathematik, Astronomie, Medizin und Naturwissenschaften befassten.
Von Salafisten zerstörter Schrein |
Fundamentalistischer Salafismus
Der westafrikanische Islam war tief vom Sufismus, einem mystischen Zweig des Islam, beeinflusst worden, der eine metaphorische Interpretation des Koran bevorzugt, die sich auf die geistige Entwicklung des Indiduums konzentriert. Der westafrikanische Sufismus ist auch bekannt für seine „aufgeklärten“ Persönlichkeiten, die zwischen Gott und der Menschheit vermitteln und die auch nach ihrem Tode verehrt werden.Die Araber, die jetzt im Norden Malis die Macht ergriffen haben, folgen einer völlig verschiedenen Bewegung: dem fundamentalistischen Salafismus aus Saudiarabien. Ihr Islam hat in Westafrika keinerlei historische Wurzeln. Er verwirft den Sufismus und die mystische Verehrung der Heiligen als Häresie.
Timbuktu Moschee |
Anmerkung des Übersetzers:
Als erster Europäer hat Heinrich Barth, der die Stadt um 1850 besuchte, ihre große Bedeutung als intellekuelles Zentrum erkannt und ausführlich darüber geschrieben. Und vor zwei Jahren ist der schwedische Schriftsteller Henning Mankell in Timbuktu gewesen und hat nicht nur über diese kostbaren Schätze in den Bibliotheken geschrieben, sondern auch darüber, dass vor Ankunft der Weißen die Leute tausende Manuskripte im Wüstensand vergraben hatten, wo sie sehr gut erhalten geblieben sind. Das Wissen darüber ging über die Zeit verloren und erst kürzlich sind sie neu entdeckt worden.
Quelle - källa - source
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