Simon Romero
7. August 2012
In Mosambik eröffnet Brasilien eine Fabrik für die Produktion von antiretroviralen Medikamenten, um die AIDS-Epidemie einzudämmen. Brasilien gibt Kenya ein Darlehen von 150 Mill. $ für Straßenbau, um die Verstopfung in Kenyas Hauptstadt Nairobi zu mildern. Und in Angola, Westafrikas aufstrebende Öl-Macht, wird ein neues Sicherheitsabkommen versuchen, die Ausbildung für angolesische Soldaten auszuweiten.
Brasilien, das mehr Menschen afrikanischer Abstammung als irgendein anderes Land außerhalb Afrikas hat, baut auf den historischen Verbindungen aus der Zeit des portugiesischen Imperiums auf.
Die Reihe von Hilfsprojekten und Darlehen für afrikanische Länder deutet sowohl Brasiliens Ambitionen an, größeren Einfluss in den Entwicklungs -Ländern zu entwickeln als auch Afrikas lockende Geschäfte auszuweiten, wo einige Wirtschaften stark expandieren, obwohl Teile des Kontinents noch mit Kriegen und Hunger kämpfen. Die Charme-Offensive zahlt sich in steigendem Handel zwischen Brasilien und Afrika aus, der auf 27.6 Mrd. $ im Jahr 2011 von 4.3 Mrd. $ im Jahr 2002 stieg.
„Es gibt ein wachsendes Gefühl, dass Afrika Brasiliens neues Granzland ist“, sagte Jerry Dávila, Historiker an der Uni Illinois, der viel über Brasiliens Erfolge jenseits des Südatlantik geschrieben hat. „Brasilien ist in der privilegierten Position, endlich die institutionelle Fähigkeit erreicht zu haben, dies zu tun.“
Brasiliens Ausflüge nach Afrika sind ähnlich den Ambitionen anderer aufsteigender Mächte wie der Türkei, die ihren Einfluss in der arabischen Welt etabliert hat oder Indiens Förderung seiner Kultur in Asien.
Die Bedeutung, die Afrika gegeben wird, reflektiert auch Brasiliens Wandlung vom Hilfe-Empfänger in einen Hilfe-Spender. Große Entwicklungs-Herausforderungen bestehen nach wie vor in Brasilien, wie der traurige Zustand der staatlichen Schulen und die starke wirtschaftliche Verlangsamung in diesem Jahr. Aber Brasilien ist ein großer Exporteur von Landwirtschafts- Produkten und hat seit kurzem England als die sechst-größte Wirtschaft der Welt überrundet. Und es rühmt sich, mehr Botschaften in Afrika zu haben als England. Das ist eine bemerkenswerte Veränderung zu 1960, als Brasilien von fremder Hilfe abhängig war, vor allem aus den USA, um den Hunger im verarmten Nordosten des Landes zu mildern.
Afrika steht nun für 55 % der Ausgaben der Brasilianischen Kooperations Behörde (BCA), durch die Hilfsprojekte im Ausland gemanagt werden, wie Marco Farani, ihr Direktor erklärte. Insgesamt, einschließlich Erziehungsaustausch und größere Darlehen, übersteigt Brasiliens Auslandshilfe 1 Mrd. $, sagte er. Ein großer Teil von Brasiliens Hilfe geht auch an Länder in Lateinamerika, und in geringerem Maße steht auch Ost-Timor im Fokus, die ehemalige portugiesische Kolonie in Südostasien.
„Wir haben immer noch ein kleineres Hilfspaket als einige andere Länder, besonders China und die USA, die weit größere Hilfsprogramme und Handel in Afrika haben. Auch andere Länder Lateinamerikas, wie Kuba und Venezuela haben die afrikanischen Verbindungen gestärkt. Venezuela organisierte 2009 ein Gipfeltreffen afrikanischer und südamerikanischer Führer, bei dem Präsident Hugo Chávez die Allianz mit Libyens früherem Führer Gaddafi stärkte.
Während des Kalten Krieges unterstützten kubanische Truppen kommunistische Regierungen in Afrika. In Angola umfasste die Mission die scheinbar paradoxe Aufgabe, einen Komplex von Chevron Oil zu schützen, während die USA gleichzeitig den Aufstand gegen Angolas Führer unterstützte. In jüngerer Zeit hat Kuba tausende Ärzte nach Afrika geschickt.
Doch während kubanische und venezolanische Bemühungen vor allem Solidarität mit Entwicklungs-ländern in Afrika prioritierten, ist Brasiliens wachsender Einfluss in Afrika komplexer, bei dem es auch darum geht, Brasiliens diplomatische und ökonomische Macht zu stärken.
Nach dem Anstieg der diplomatischen Vertretungen im vergangenen Jahrzehnt hat Brasilien jetzt 36 Botschaften in Afrika und hofft in diesem Jahr die 37. in Malawi zu eröffnen. Brasilien nutzt bereits diese Anwesenheit, um seine Aktionen auf der Weltbühne zu unterstützen; so hat es beispielsweise Jets geschickt, um die Delegationen von Sierra Leone, Liberia und Cap Verde im Juni zur UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung zu schicken.
Andere Projekte sollen Afrikaner locken, in Brasilien zu studieren. Eine neue Universität begann im vorigen Jahr Klassen für Studenten aus portugiesisch sprechenden Ländern anzubieten, wie Angola, Guinea-Bissau, Mosambik und Sao Tomé und Principe.
Da Brasilien keine großen Mengen an Öl oder Nahrungsmitteln importieren muss, unterscheiden sich seine Pläne von denen anderer Länder, die dort größeren Einfluss suchen. Seine Projekte betreffen oft Versuche, für brasilianische Unternehmen Gelegenheiten zu schaffen, die manchmal mit der Regierung bei Hilfs-Angeboten zusammenarbeiten.
Die größten Erfolge wird Brasilien voraussichtlich in den portugiesisch-sprechenden Ländern wie Angola haben, wo das brasilianische Bauunternehmen Odebrecht zu den größten Arbeitgebern gehört, und Mosambik, wo der Bergbau-Gigant Vale ein 6 Mrd. $ Erweiterungsprojekt beim Kohleabbau begonnen hat.
Aber brasilianische Unternehmen suchen auch in anderen Teilen Afrikas nach Gelegenheiten. So haben sie in Guinea und in Nigeria Fuß gefasst. Eine führende brasilianische Investment-Bank, BTG Pactual, hat im Mai einen Fond von 1 Mrd. $ aufgelegt für Investitionen in Afrika. Es tauchen auch neue Zweige auf, wie brasilianische Plantagen-Unternehmen im Sudan; eine Fluglinie von Äthipiens Hauptstadt Addis Abeba nach São Paulo, eine Fiberoptik-Kabel, das Nordostbrasilien mit Westafrika verbindet.
Einige brasilianische Unternehmungen in Afrika haben auch Komplikationen mit sich gebracht, wie etwa Kritik an engen Beziehungen zu Führern, die mit Menschenrechtsverletzungen verknüpft werden, wie der Präsident von Äquatorial-Guinea Teodoro Obiang Nguema Mbasogo. Eine Informations-Freiheit-Aktion hat es Journalisten ermöglicht, in afrikanische Waffendeals mit brasilianischen Unternehmen einzutauden wie den Verkauf von Splitterbomben an Zimbabwe.
Afrikanische Studenten, die in Brasilien studieren, haben zahlreiche Anklagen erhoben wegen Beleidigungen und Aggressionen, die den Mythos von der „rassischen Demokratie“ zerstören, die es einmal gab, demzufolge Brasilien im großen und ganzen der Diskriminierung entgangen ist, die in anderen Gesellschaften gängig ist.
Bei einer Episode in Rio hat Eleutério Nhantumbo, ein mosambikanischer Polizeioffizier, der ein Stipendium zum Studium öffentlicher Sicherheit an einer brasilianischen Uni hat, gesagt, er wurde einmal von der Polizei angehalten. Sie befahlen ihm, sein Hemd zu heben, nachdem er einen Laden verlassen hatte, wegen des Verdachts, er hätte gestohlen.
Als er fragte, wieso sie gerade ihn ausgesucht hätten, antwortete ein Polizist mit einer Beleidigung und warnte ihn, ihn nicht respektlos anzusprechen; als sie seinen portugiesischen Akzent hörten, fragten sie, woher er käme. „Da fragte der Polizist 'Wo liegt Mosambik?',“sagte Nhantumbo. „Sie wussten nicht einmal, dass es ein Land namens Mosambik gibt.“
Brasilien, jahrhundertelang eng mit Afrika durch den Sklavenhandel verbunden, hat vermutlich 10mal so viele Sklaven wie die USA importiert, bevor die Sklaverei 1888 aufgehoben wurde. Im 19. Jahrhundert war Brasilien eine Zeit lang Sitz des portugiesischen Imperiums mit Rio de Janeiro als Hauptstadt, damals ein Zentrum des Afrikahandels.
Diese Beziehungen siechten dahin, bis bürgerliche Führer versuchten, Beziehungen mit den neuen unabhängigen Regierungen in Afrika Anfang der 60-er Jahre zu knüpfen. Dieser Prozess kühlte sich ab, als 1964 das Militär mit Unterstützung der USA eine Staatsstreich durchführte.
Dann legten ökonomische Notwendigkeiten und die Suche nach Autonomie von den USA die Grundlagen in den 70-ern für den heutigen diplomatischen Aufschwung in Afrika. Zum Ausgleich der Ausgaben für Ölimporte, wie etwa aus Nigeria, begann die Militärjunta, neue Märkte in Afrika für brasilianische Unternehmen zu öffnen. Sie hatten einigen Erfolg, vor allem im gerade unabhängig gewordenen Angola
Brasiliens ehemaliger Präsident Lula da Silva hat diese Anfänge auf seinen Afrikareisen 2003 und 2010 weiter ausgebaut mit Bezugnahme auf die „historische Schuld“ Brasiliens“ gegenüber Afrika bei der Bildung seiner Nation.
Quelle - källa - source
Hallo Einartysken,
AntwortenLöschenHier sind ein paar US-Basen um China herum angegeben. Allerdings ist die Qualität der Grafik-Datei nicht so gut.
http://hinter-der-fichte.blogspot.de/2012/08/syrien-keine-bilder-von-graueltaten.html