Geschickt von Jean Paul Pougala. Danke.
Manlio Dinucci
6. August 2012
Aus dem Französischen: Einar Schlereth
Ye Shien |
Eine Sekunde, nachdem die Schwimmerin Ye Shien gewann, hat BBC Zweifel wegen Doping gemeldet. Der Mirror spricht von „brutalen Trainingsfabriken“, in denen die chinesischen Sportler „wie Automaten aufgebaut werden“ mit Techniken „an der Grenze zur Folter“ und von „genetisch veränderten Sportlern“. Die Silbermedaille geht an Sole 24 Ore [Presseorgan der Cofindustria, die Organisation italienischer Industrieller, NdT.], deren Vertreter Colledani die chinesischen Sportler so beschreibt: „Dieselben quadratischen Köpfe, dieselbe militärische Konzentration, Photokopien der eine vom anderen, Automaten ohne Heroismus“, auf dem Fließband geschaffen, das „Kerle wie Bolzen produziert“ und sie vor die Wahl stellt: „Statt Hunger und Armut lieber Disziplin und Sport“.
Es gibt in London eine Nostalgie nach den schönen alten Zeiten, als im 19. Jahrhundert die Chinesen „wissenschaftlich“ beschrieben wurden als „geduldig, aber faul und spitzbübisch“; als die englischen Imperialisten China mit ihrem Opium überschwemmten und sie bis aufs Blut aussaugten und sie gefügig machten; als sie China, nachdem die chinesischen Behörden das Opium verboten, durch einen Krieg zwangen, den ausländischen Mächten (darunter die Italiener) Teile ihres Territoriums zu überlassen, die als „Konzessionen“ definiert wurden; als am Eingang zum Park Huangpu in der englischen Konzession in Shanghai ein Schild stand „Zugang verboten für Hunde und Chinesen“.
Als China sich 1949 befreite wurde das neue China nicht von den USA anerkannt und wurde sogar von den Olympischen Spielen ausgeschlossen, an denen es erst wieder 1984 teilnehmen durfte. Seither sind seine sportlichen Erfolge sprunghaft gestiegen. Das ist es allerdings nicht, was den westlichen Mächten Sorgen macht, sondern die Tatsache, dass China dabei ist, als eine Macht aufzutreten, die fähig ist, der Vorherrschaft des Westens auf globaler Ebene zu trotzen. Es ist bezeichnend, dass selbst die Uniformen der amerikanischen Mannschaft bei den Spielen 'Made in China' sind. Ab 2014 sollen nur noch solche benutzt werden, die in den USA hergestellt sind, hat das Olympische Komitee der USA versprochen, eine „ideelle“ Vereinigung, die von den Multis finanziert wird, die mit dem Brotkrumen, die bei der Ausbeutung der menschlichen und materiellen Ressourcen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas die Rekrutierung von Sportlern aus jenen Regionen finanzieren, um sie unter dem Sternenbanner antreten zu lassen.
China hingegen betrachtet „den Sport als einen Krieg ohne den Gebrauch von Waffen“, klagt der Mirror. Und weiss offenbar nicht, dass englische Soldaten die olympische Flagge gehisst haben, die ihre Waffen in Aggressionskriegen benutzten. China wird von Il Sole 24 Ore angeklagt, das letzte Land zu sein, das „staatliche Sportler“ hat. Aber man vergisst, dass von 290 italienischen Olympiern 183 staatlich Angestellte in Militäruniformen sind, denn nur diesen (eine ausdrückliche politische Wahl) wird erlaubt, sich Vollzeit dem Sport zu widmen. Eine Militarisierung des Sports, den der Minister Di Paola „binomen Sport-Militärleben (nennt), das auf einer Ethik beruht, das die Charakteristiken der Zugehörigkeit zur Armee und einer Sportlergruppe teilt“.
Es ist also kein Krieg gewesen, der in Libyen stattgefunden hat, sondern ein Training für die Olympischen Spiele.
Ergänzend schrieb Manlio Dinucci in Il Manifesto vom 7. August 2012:
Ich
habe nicht die Namen der Journalisten behalten, die mit olympischer
Geschwindigkeit, die Doping- Anklagen gegen die junge chinesiche
Schwimmerin aufgegriffen haben, als sie noch auf dem Podium stand;
die französischen Medien platzieren sich auch sehr gut für eine
Medaille der Fälschung und erbärmlichen Klatsches.
Allerdings
entgehen die jungen chinesischen Athleten, die ihr Land an die Spitze
der Siegerliste setzten, den zweifelhaften Fragen unserer großen
Journalisten nach jedem französischen Sieg: 'Können Sie uns Ihre
Gefühle beschreiben?': 'Voilà', 'Genial', 'Welch ein Glück', 'Ich
habe alles gegeben' und Dankbarkeit gegenüber den Eltern, vom
Reporter unbeholfen und indiskret suggeriert, dass man sie unmöglich
vergessen kann.
Man
erwartet das Schlimmste – von Seiten unserer Medien – als ein
syrischer Sportler vors Mikrofon tritt, aber immerhin 'Es wäre
großartig, die syrische Nationalhymne in London zu hören, hat
Ghofrane Mohammed der AFP erzählt (sic!) [Lügnerisch natürlich,
weil er 'erzählen' und nicht sagen benutzt. D. Ü.], der mit 23
Jahren erstmals an den Spielen teilnimmt. Die ganze Welt wird
erfahren, dass wir trainieren konnten trotz der Krise.'
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