Zum Jahresschluss passend ein kleiner Cocktail - Russland, USA, Ungarn, Pakistan, Brasilien und Tunesien

Einar Schlereth
29. Dezember 2014

Also ich fange mal mit Russland an. Ein Artikel von Duncan Cameron mit dem Titel "The Bear Squeezes Back: Ruble Rises Against Dollar" (Der Bär erwidert den Druck: Der Rubel steigt gegenüber dem Dollar) erzählt, dass am 16. Dezember in vielen Zeitungen stand, "Der Rubel ist besiegt". Alles schien zu laufen, wie man sich das in Washington ausgedacht hatte. Manche Spekulanten machten einen guten Schnitt. Doch am 17. Dezember begann die russische Zentralbank den Rubel zu stützen und anschließend hieß es in den Zeitungen: Der Rubel steigt. Und das tat er auch weiterhin, wodurch die Attacke auf den Rubel abgewehrt war.
Der Fall des Ölpreises um 50% hat allerdings die Exporteinnahmen vermindert, doch der größere Sturz des Rubelkurses bedeutete, dass der Rubelwert der Ölexporte nicht sank.

Bei den Sanktionen verweist der Autor auf Michael Hudson, der auf ihre positiven Auswirkungen hingewiesen hat und auch darauf, dass China am 22. Dezember sich bereit erklärte, den Rubel durch Währungsswaps zu stützen.

Duncan Cameron hält auch fest, dass Russland eine günstige Handelsbalance habe und ausreichend Devisenreserven. Dass die russische Ökonomie langsam zwischen 2008-2013 gewachsen sei, während die US- und EU-Ökonomien stillstanden. Und dass Russland nur eine geringe Schuldenlast von 16% des BNP habe im Gegensatz zu Frankreich und England, die bei 90% stehen.
Er bestätigt somit genau das, was Putin in seiner Rede zum Jahresabschluss auch gesagt hat, in der er vorsichtig optimistisch in die Zukunft blickte. D. h. also, dass diese Attacke im wesentlich abgewehrt werden konnte, und dass offenbar die Herren Geostrategen in den westlichen Ländern von Washington bis Berlin und London nicht das Weiß-Buch 'The DOUBLE HELIX: CHINA-RUSSIA' vom 22. 12. 2014 noch nicht kennen.

Achja, und die USA haben in ihrem Krieg gegen Russland einen neuen Feind entdeckt - UNGARN.  Eric Zuesse berichtet, dass Ungarn beschlossen hat, sich auf die Seite Russlands gegen die USA zu stellen. Wo gibt's denn so was? Und schon müssen ein paar Raketen auf neue Ziele ausgerichtet werden. Als erstes wurden gleich einmal etliche  Personen mit Reiseverbot belegt mit dem Vorwurf der Korruption. Na, die werden weinen! Zuesse zitiert die 'Deutschen Wirtschaftsnachrichten vom 25. Dezember 2014: "Ungarns Präsident Viktor Orban geht auf Distanz zur EU und beschuldigt die US-Regierung, einen neuen Kalten Krieg zu entfachen. Daran wird Ungarn nicht teilnehmen." Zuesse macht sich lustig über den Korruptionsvorwurf. Weil so etwas natürlich völlig unbekannt sei in den USA.

Raketen, gefähhrliche Terroristen und da rechts unten sieht nach einer Hochzeitsfeier aus. Die nehmen sie gerne aufs Korn, weils dann viele Opfer und hohe Abschussprämien gibt.

Auf dem schwedischen Blog Blueshift fand ich einen Bericht über eine bedeutsame Feier in den USA: 'Das Imperium feiert seine 500. Drohnenattacke gegen Pakistan, ein Land, mit dem man nicht einmal Krieg führt'. Die Feier muss sehr geheim schon vor einem Monat abgelaufen sein, wahrscheinlich bei Obamas im engsten Kreis, wo Papa Obama seinen Töchtern die Geschichte von dem heldenhaften O erzählt, der tapfer seine Töchter schützt, indem er aus großer Höhe, wo keine gewöhnliche Rakete hin reicht, Drohnen auf wehrlose Kinder, Mütter, Omas und Zivilistenpack abschießt, insgesamt seit 2001 schon auf 3756 Menschen, von denen 473 keine Kämpfer waren. Da muss er aber was durcheinandergebracht haben. Ich hörte, dass das genau umgekehrt war. Der englische Originalartikel liegt hier zusammen mit einer Tabelle auch für die anderen Länder, wo der große O dauernd Drohnen abwirft.

Hier haben wir einen Video-Bericht von The Real Food Channel über den Kampf von 5 Millionen brasilianischer Bauern gegen MONSANTO. Ihr wisst schon, diese GMO- Verbrecher-Firma. Die hat sich illegal ins Land geschlichen und heute bestehen 85% aller Soja-Felder aus GMO-Pflanzen. Da "musste" die Regierung diese Pflanzen anerkennen, statt MONSANTO mitsamt ihrem Gemüse hochkant rauszuwerfen. Und mit der Zeit wurde MONSANTO so unverschämt, dass sie Bauern verklagte, die Saatgut aus ihren teuer erworbenen Sojapflanzen gewannen. Das sei illegal, es sei ihr Patent. Pech gehabt, denn in Brasilien gibt es ein Gesetz, dass genau umgekehrt die MONSANTO-Methode als unethisch und als illegal bezeichnet. Und jetzt haben sie 5 Millionen Kläger am Hals. Ich glaube nicht, dass dies für MONSANTO gut ausgehen wird.

Letztendlich noch ein positiver Bericht über die gerade abgelaufenen Wahlen in dem nordafrikanischen Land TUNESIEN. Da schreibt ein Herr Mustapha Marrouchi einen geradezu euphorischen Bericht darüber. "Ein Sprung, ein gigantischer Sprung!" sei das gewesen. Endlich habe man eine richtige Demokratie und alle Tunesier könnten mit Würde leben. Der neue, wirklich frei gewählte Präsident heißt Beji Caid Essebsi.

Der werde es nicht leicht haben, denn im Lande herrsche Arbeitslosigkeit, große Korruption, Ungleichheit und um Erziehung, Tourismus sowie die Wirtschaft steht es sehr schlecht. Und dann kommt der Hammer: "Der Erfolg der Wahlen in Tunesien hat die Tür auch für den Westen (Europa und die USA insbesondere) geöffnet, um Geld in die Wirtschaft des Landes zu pumpen ...jetzt ist es nur fair, an einen Marshall Plan zu denken wie der, von dem Deutschland nach dem 2. Weltkrieg profitierte."

Ja, du meine Güte, wo hat der Typ gelebt, wo steckte der in den vergangenen zwanzig Jahren? Weiß der nicht, dass ihr früherer Diktator ein enger Freund der Amis war, was die Amis mit Libyen, mit Syrien, mit Ägypten, mit dem Irak, mit Afghanistan getan haben? Hat er noch nicht mitbekommen, dass die USA und die EU auf dem Zahnfleisch kriechen? Weiß er auch nicht, was der Marshall-Plan wirklich bewirkte?

Wer ist denn dieser saubere Dr. Mustapha Marrouchi? Ob ihr es glaubt oder nicht, ich dachte, dass er enge Beziehungen zur USA hat. Bingo. Er hat an der UNLV Uni in Nevada gelehrt und wurde kürzlich einer langen Liste von Plagiaten überführt.  Na, ist doch wunderbar.

Da muss man nur noch rasch schauen, wer dieser 88-jährige Greis Beji Caid Essebsi ist. Nun ja, dachte ich mir's doch. Uralte eingesessene Familie. An Elite-Schulen erzogen, in Paris studiert und nach der Unabhängigkeit auf allen Hochzeiten - pardon allen Regierungen bis hin zur Ben Ali Diktatur mitgetanzt. Ein Mann nach dem Geschmack des Westens. Mit dem kann man wenigstens in einer vernünftigen Sprache reden. Der wird das Kind schon schaukeln. Demokratie nach westlichem Vorbild mit ebenso viel Korruption, bloß besser getarnt, Arbeitslosigkeit wie in Spanien (noch höher als in Tunesien), Walmart, McDonald, Schundkultur und prima Bordellen. Wie es sich für eine Demokratie gehört. Na dann gute Nacht, Marie! Arme Tunesier.