Solche Nachrichten schmerzen mich immer am meisten, weil ich in vielen Ländern arme und sehr arme Bauern getroffen habe, an die ich wärmstens zurückdenke. Das erste dieser eingreifenden Erlebnisse war in Wolldorf, 5 km außerhalb von Bad Neustadt a. d. Saale, wo es uns nach dem Krieg hinverschlagen hatte. Einem schüchternen und schwächlichen Jungen auf dem Gymnasium wurde von einem Rüpel unserer Klasse der Arm gebrochen. Ich war zu spät dazwischengegangen. Auf jeden Fall besuchte ich ihn einmal die Woche, um ihm die Aufgaben zu bringen. Es war eine sehr arme Familie. Man muss auch wissen, dass die Vor-Rhön-Region ein traditionelles Notstandsgebiet war. Die Familie hatte ein kleines Lehmhäuschen, eine magere Kuh und ein winziges Äckerchen. Wie sie das Schulgeld für ihren Sohn aufbrachten, war mir ein Rätsel. Trotzdem stellten sie mir immer etwas zu essen oder zu tringen hin. Ihre Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit bewegten mich. Nur ihre Dankbarkeit fand ich übertrieben.
Und solche Erlebnisse hatte ich immer wieder - in Frankreich und Spanien, das bei meinem ersten Besuch 1958 noch grottenarm war, und vor allem 20 Jahre später in Sansibar und Tansania. Ich habe gesehen, wie schwer sie arbeiten mussten und wie wenig sie für ihren Schweiß bekamen, obwohl ja die ganze Gesellschaft von ihnen lebte. Seither wurde ich immer wütend, wenn Städter auf die Bauern herabsahen, was aber leider auf der ganzen Welt die Regel ist. Ich hoffe, dass diese Zahlen ein paar Menschen wenigstens zum Nachdenken bringt.
Arme Bauern tragen immer die Hauptlast von Naturkatastrophen in der 3. Welt
Countercurrents
17. März 2015
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Jeder Feldstriemel wird von einem armen Bauern bearbeitet. |
Beinahe ein Viertel der Schäden durch Naturkatastrophen in Entwicklungsländern betrifft die Landwirtschaft, enthüllt ein neuer Report der FAO (Nahrungs- und Landwirtschafts-Organisation der UN), der am 17. März 2015 in Sendai in Japan auf der UN-Weltkonferenz zur Verminderung der Katastrophen-Risiken veröffentlicht wurde.
In Medienberichten und in den FAO-Nachrichten heißt es:
22% aller Schäden, die durch Naturgefahren wie Dürre, Überflutungen oder Tsunamis entstehen, werden im Landwirtschaftssektor registriert, wie 78 Schadensberichte nach Katastrophen in 48 Entwicklungsländern zwischen 2003 und 2013 bezeugen.
Diese Schäden und Verluste betreffen häufig arme ländliche und halbländliche Gemeinden ohne Versicherung und denen die Mittel fehlen, um wieder einen Lebensunterhalt zu finden. Doch nur 4.5 % der Katastrophenhilfe kam in der genannten Periode der Landwirtschaft zugute.
FAOs 22 % Zahl stellt nur die Schäden dar, die nach dem Unheil aufgenommen wurden. Zwar geben sie das Ausmaß wieder, aber die wirklichen Auswirkungen sind sicher höher.
Um eine genauere Schätzung der wahren finanziellen Kosten der Katastrophen in der 3. Welt zu gewinnen, verglich die FAO die Abnahme der Erträge während und nach Katastrophen mit den Ertragstrends in 67 betroffenen Ländern, die von (mindestens einem) mittleren bis starken Unwetter im selben Zeitraum betroffen wurden.
Das Schlussresultat: für 70 Mrd. Dollar Schaden an Erträgen und Vieh in dieser 10-Jahres-Periode.
Asien war die am stärksten betroffene Region mit etwa 28 Mrd. Dollar, gefolgt von Afrika mit 26 Mrd. Dollar. Die neuen Befunde zeigen, dass die Kosten der Bauern beträchtlich größer waren als zuvor geschätzt.
Zwischen 2003-2013 haben Naturkatastrophen in den Enwicklungsländern 1.9 Mrd. Menschen betroffen und verursachten 404 Mrd. Schäden. Wirtschaftliche Verluste haben sich in dem vergangenen Jahrzehnt verdreifacht und steigen weiter.
"Diese (22 %) sind eine große Zahl und wir glauben, dass sie unterschätzt wurde, weil ... wir eine große Datem-Lücke haben ... Doch sind die 22 % viel höher als die Ergebnisse früherer Studien," sagte Dominique Burgeron, Stabilitäts-Koordinatorin der FAO.
Die FAO fand, dass 82 % der Produktionsverluste von Dürre und Überflutungen verursacht wurden, und dass 77 % aller Agro-Produktionsverluste weltweit durch Dürre in 27 sub-Sahara-Ländern entstanden, was die Ökonomien 23.5 Mrd $ kostete.
Nach Katastrophen wird auch der Handel unterbrochen, sagt die Studie, wodurch der Landwirtschafts-Import um 18.9 Mrd. $ stieg und die Exporte um 14.9 % sanken.
Gut 50 % der globalen Nahrungsproduktion wird von 2.5 Mrd. Kleinbauern erzeugt. Vor uns liegt eine große Herausforderung. Denn diese Milliarden Menschen - Kleinbauern, Hirten, Fischer und Waldgemeinden hängen - hängen von der Landwirtschaft zum Überleben ab.
Diese Menschen werden durch Katastrophen besonders in Mitleidenschaft gezogen - ob es Stürme, Tsunamis, Erdbeben, Überschwemmungen oder Vulkanausbrüche sind - weil Ernten, Ausrüstung, Betriebsmittel, Vieh, Saatgut und gelagerte Nahrung zerstört werden.
"Wir wissen, dass wir die globale Nahrungssicherheit um 60 % erhöhen müssen ... wir haben es mit einer großen Herausforderung zu tun bei ständig steigenden Katastrophen," sagte Burgeron.
Die FAO kündigte an, dass sie eine Spezial-Einrichtung schaffen wolle, um Ländern zu helfen, Risiken zu vermindern und Auswirkungen von Naturkatastrophen im Sektor der Nahrungsproduktion zu begrenzen. Damit soll technische Hilfe für jene geleistet werden, die sie am meisten brauchen.
"Landwirtschaft und alles, was dazu gehört, ist nicht nur wichtig für die Nahrungsbelieferung, sondern ist nach wie vor eine Hauptquelle für den Lebensunterhalt auf der Erde. Zwar ist es ein Risiko-Sektor, aber Landwirtschaft kann auch die Grundlage sein, auf der wir Gesellschaften aufbauen können, die widerstandskräftiger sind und besser ausgerüstet, um Katastrophen zu meistern," sagte FAO- Generaldirekor José Graciano da Silva.
Diese neue Einrichtung hat am 17. März 2015 ihre Tätigkeit aufgenommen ...
Graciano da Silva sagte: Studien haben gezeigt, dass für jeden Dollar, der in Risiko-Reduzierung investiert wird, bis zu vier Dollar gewonnen werden.
Schlüsselfakten
In Dürrezeiten trägt die Landwirtschaft bis zu 84 % aller wirtschaftlichen Auswirkungen.
In der Landwirtschaft sind 42 % aller festgestellten Verluste Ernten (13 Mrd. $), wobei Überschwemmung mit 60 % der Hauptschuldige ist gefolgt von Stürmen mit 23 % Ernteschäden.
Viehzucht ist der zweitgrößte Sektor mit 36 % aller Schäden, was in der genannten Zeit 11 Mrd. $ ausmachte.
Von den 78 erfassten Katastrophen gab es 45, von denen die Fischerei betroffen wurde (1.7 Mrd. $ oder 6% von der Gesamtheit), wobei Tsunamis den Löwenanteil verursachten - recht ungewöhnliche Ereignisse. Stürme wie Hurrikane und Taifune riefen grob 16 % Schäden für die Fischerei hervor, gefolgt von Überflutungen mit
10 %.
Die Waldwirtschaft verlor 737 Mill. $ an Schäden, was 2.4 % des gesamten Landwirtschaftssektors ausmacht.
Die erweiterte Analyse der FAO
FAO verglich auch Abnahmen bei Erträgen während und nach Katastrophen in 67 Ländern, die von mindestens einem mittleren bis größeren Ereignis betroffen wurden.
Insgesamt waren es Schäden in der Periode für Ernte und Vieh von etwa 70 Mrd. $. Die Daten-Lücken bedeuten, dass der Betrag wahrscheinlich höher liegt.
82 % der Produktionsverluste wurden durch Dürre verusacht (44 %) und Überflutungen (39 %) verursacht.
Asien war am meisten betroffen mit etwa 28 Mrd. $ Verlusten und Afrika mit etwa 26 Mrd. $. In Afrika gab es zwischen 2003 und 2013 in 27 Ländern mit 150 Millionen Menschen 61 Dürrejahre. FAO schätzt, dass 77 % aller Landwirtschaftsverluste weltweit durch Dürre in jenen 27 sub-Sahara-Ländern eintraten, was sich auf 23.5 Mrd. $ summierte.
Quelle - källa - source
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