Sonntag, 4. September 2011

Wie die NATO in Libyen Herze und Köpfe gewinnt

Dieser Artikel ist am 31. August von Marc Herman geschrieben und hier eröffentlicht worden. Er zeigt einmal mehr, mit welcher Chutzpah die offiziellen F-UK-US-NATO Vertreter Journalisten und uns alle belogen haben.

Diese beiden Flugblätter bekamen wir von der Nachbarschaftsmiliz in Gorji, im zentralen Tripolis. Die Bewohner sagen, sie hätten sie seit zwei Monaten auf den Straßen gefunden.

Obwohl sie gewiss weniger tödlich sind als Bomben, sind diese Flugblätter mit den NATO-Insignien nur geringfügig subtiler. Das obere Flugblatt zeigt eine unbemannte Drohne und die Luftaufnahme eines Panzers. Der Text suggeriert überwältigende Macht und erklärt in gestelztem Arabisch: „Warnung: Du bist uns nicht gewachsen und reichst nicht an die überlegenen Waffensysteme und die Luftwaffe der NATO heran. Wenn du weiterhin machst, was du tust, wird es dein Tod sein.“ Die Rückseite zeigt den gesprengten Panzer und wiederholt die Todesdrohung, falls sie nicht aufhören zu kämpfen.

Die obige Übersetzung hat dankenswerterweise Uri Horesh, ehemaliger Militärübersetzer und Direktor des arabischen Sprachprogramms am Franklin & Marshall Collge, gemacht. „Dies ist nicht in gutem Arabisch geschrieben mit guten Kenntnissen, wie militärische Dinge in der Umgangssprache ausgedrückt werden“, sagte Horesh. „Die NATO braucht wohl etwas Nachhilfe auf diesem Gebiet, scheint es.“




Das zweite, weisse Flugblatt enthält folgende Warnung in juristischer Sprache:

„Liebe Offiziere und Soldaten der libyschen Armee, der Internationale Strafgerichtshof hat Gaddafi angeklagt wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Libyen. Es ist ratsam, dass Offiziere und Soldaten sich weigern, Gaddafis Befehle auszuführen und militärische Aktionen gegen das libysche Volk durchführen. Jeder Offizier oder Soldat, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht, vergeht sich gegen Internationales Recht. Viele Offiziere und Soldaten haben es vorgezogen, Gaddafis Befehlen nicht zu gehorchen und nicht gegen unschuldige Zivilisten zu kämpfen. Schließt euch diesen Männern an für ein gedeihendes und friedliches Libyen.“

Auf der Rückseite zeigt eine Collage mit loyalen und anti-Gaddafi Kräften einander gegenüber, wobei Gaddafi gegenüber Omar Muqtar, dem libyschen Unabhängigkeitshelden steht. Zwischen ihnen steht ein Zitat, das Gaddafi zugeschrieben wird.

„Wer einen Libyer tötet, zerstört Libyen.“ Unter dem Zitat weint ein Mann. Es sieht aus wie eine Seite aus einem Schulbuch.

Dies legt nahe, dass die Rolle der NATO viel komplexer war, als die Koalition seit Beginn der Operationen im März zugegeben hat. Außer Propagandaoperationen, wird jetzt auch stillschweigend eingestanden, dass NATO-Aufklärer und Berater in Libyen seit Anfang April waren.

„Zwei Franzosen und ein Amerikaner,“ sagt Khalid Azibah, ein Kämpfer aus Nalut in den Nafusa-Bergen. „Sie waren drei Monate in Nalut und sind erst vor einem Monat fortgegangen.“ Und vor einem Monat hat die NATO-Luftwaffe drei Ziele bei Nalut angegriffen, womit die Offensive eingeleitet wurde, die in der vergangenen Woche in Tripolis endete.

„Wir haben keine Leute vor Ort“, sagte ein NATO-Sprecher in Neapel zu mir in einem Interview Anfang Juli. Dieser Kommentar war offenbar falsch.

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