Freitag, 17. Januar 2014

HAITI: Vier Jahre nach dem Erdbeben


Der Grund, dass ich diesen sehr langen Artikel zu Haiti übersetzt habe, liegt darin, dass ich eine Schwäche für das Land habe, seit ich vor 40 Jahren über die Geschichte des Landes verschiedene Bücher las, u. a. das Buch von Aimé Césaire über Toussaint L'Ouverture, den ehemaligen Sklaven, großen Heerführer, Politiker und Philosophen, der den Freiheitskampf der Sklaven anführte und die Heere der Grundbesitzer, der Franzosen und der Engländer vernichtend schlug. Und der eine wahre Demokratie einführte, nicht die Pseudo-Demokratie der Franzosen. Deswegen rächen sich heute noch die weißen Rassisten in den USA, Frankreich und England  an diesem kleinen, so armen und dennoch unendlich reichen Land. Hier sieht man wieder, dass die großen Herren ein sehr, sehr langes Gedächtnis haben, ganz im Gegensatz zum Volk, das immer von neuem bereit ist, ihren schönen Worten zu glauben und ihren Versprechungen auf 'CHANGE'.  Allein das Volk selbst kann eine wahre Veränderung durchführen. Niemand sonst.

Ama Biney

16. Januar 2014


Erinnert sich die Internationale Gemeinschaft an das Erdbeben in Haiti am 12. Januar 2010? In Wirklichkeit bedeutet der Euphemismus 'Internationale Gemeinschaft' die westliche Welt, d. h. USA, England und der Rest Europas, und gewiss nicht die übrigen 150 Länder, die in der UNO sind.

Diese westlichen Länder waren schnell dabei, sofort nach dem Erdbeben der Stärke 7, das über 200 000 Menschenleben in 33 Sekunden forderte, um Milliarden Dollar Hilfe zu bitten. Doch das meiste der versprochenen Hilfe ist niemals eingetroffen.
Laut Ezili Dano, politischer Aktivist, Rechtsanwalt und Präsident der 'Führung des haitianischen Anwaltsnetzwerkes' (HLLN) schrieb im Mai 2011: „Weniger als 1 % jedes Dollars an Hilfe geht an die Regierung von Haiti … In der Tat gehen 93 % der USAID Hilfe für Haiti direkt zurück in die USA, um Güter und Dienstleistungen zu kaufen.“ [1]

...

'Orientalisierung' Haitis und Afrikas

Die Aufmerksamkeit der westlichen Medien ist nicht nur kurzlebig sondern auch launisch. Wenn es um die Entwicklungsländer geht, dann werden sie 'orientalisiert'. Haiti und Afrika sind im westlichen Denken 'orientalisiert' worden. Die Stereotypen für Haiti sind Hölle, arm und dysfunktional. Haiti ist zum Modell eines 'gescheiterten Staates' geworden. Doch vermeiden die westlichen Medien zu untersuchen, wie der Westen teilhaftig ist am Bau dieser Hölle, in der die Masse der Haitianer lebt; wie die Bürger von Haiti von multinationalen Unternehmen in die Armut getrieben werden; die Einrichtung von 'sweat shops'  und wie die angebliche Unregierbarkeit des haitianischen Volkes dank den Diktatoren zustandekam, die der Westen über Jahrzehnte hinweg mit militärischer und ökonomischer Hilfe aufgepeppt hat, angefangen von Papa Doc bis zum gegenwärtigen Präsidenten Michel Martelly.

Vier Jahre nach dem schrecklichen Desaster, das verstärkt wurde durch die Hurrikane Isaac und Sandy Ende August 2010, die die Ernten in ganz Haiti zerstörten und zum Ausbruch der Cholera führten, muss man fragen: Wie geht es den Haitianern nach dem Erdbeben und im Licht des US-Versprechens, Haiti 'besser wiederaufzubauen'? [2]

Einen Punkt liefert Ezili Danto in einem Interview mit Iya Adjua: Direkt nach dem Erdbeben lieferten die USA, nicht wie die Kubaner und Venezuela 20 000 Ärzte, sondern 20000 Soldaten. [3]

Was viele nicht wissen, ist, dass Haiti ein 'Swimmingpool voll Öl' ist, verglichen mit Venezuelas 'Tasse voll Öl'.  Ander ausgedrückt – Haiti ist phantastisch reich an Ölreserven, die größer als die Venezuelas sind. Außerdem hat das kleine Land riesige Vorräte an Gas, Kupfer, Uran und über 20 US Mrd. an Gold [4], das Christopfer Columbus verführte, dort Anfang des 16. Jahrhunderts zu landen.

Gleich nach dem Beben hielt die haitianische Regierung Beratungen zum Wiederaufbau vom 13. März – 20. März 2012 mit zivilen NGOs und dem privaten Sektor, aber im Ausland. Wie der Schriftsteller Beverly Bell erklärt: „Außer der Regierung selbst war es der haitianische Geschäftssektor, die vor allem an diesen Spendentreffen teilnahm.“ [5] Die Regierung weigerte sich und weigert sich noch, auf die Stimmen der zivilen Gesellschaft zu hören, was die ökonomische Planung für die Zukunft des Landes angeht.

Bell erklärt kurz und bündig: „Die Graswurzelbewegung wurde von dem Moment an ausgeschlossen, als die Erde aufhörte zu beben.“ [6]

Ferner veröffentlichten 53 Organisationen ein umfassendes Papier, in dem ihre Forderungen nach dem Status und den Rechten der Frauen beim Wiederaufbau des neuen Haiti dargelegt waren sowie die Notwendigkeit nach gleichem Zugang zu Erziehung und landwirtschaftlicher Produktion. Ferner sollten die Frauen auf allen Ebenen des Wiederaufbau-Programms gleichberechtigt repräsentiert sein. [7]

Vom 25. November bis zum 1. Dezember 2012 erstellte der unabhängige UN-Experte Michel Forst einen Report mit dem Titel „Bericht eines unabhängigen Experten über die Situation der Menschenrechte in Haiti“, wo er  eine anschauliche Schilderung  der Misere der Mehrheit der Haitianer gab. Kurz:

„Acht Millionen von geschätzten 10 Millionen leben ohne Strom. Fünf Millionen können nicht lesen oder schreiben und sind Tag und Nacht im Dunklen. Acht Haitianer von zehn leben von weniger als 2 $ täglich. Zwei Prozend der Haitianer kontrollieren 69 % des Reichtums des Landes. Von einer arbeitenden Bevölkerung von 4.2 Millionen haben nur 200 000 eine reguläre Arbeit. Wenigstens 84 % der Leute mit Universitätsabschluss leben im Ausland.“[8]

Zusätzlich zu dieser düsteren sozio-ökonomischen Situation sind Kinder durch Verlust ihrer Eltern traumatisiert. Organisationen haben beobachtet, dass die Zahl der 'restavek' (Kinder-Hausangestellte) seit März 2012 gestiegen ist. Diese Kinder verlassen die Plätze, wo sie angeblich arbeiten und leben auf der Straße, wo sie der Gewalt und sexueller Ausnutzung ausgesetzt sind. [9]

Der Kinderhandel über die Grenze in die Dominikanische Republik, wo sie sexuell ausgebeutet werden, geht weiter. [10]

Im Februar 2013 lebten immer noch 360000 Menschen in Zelten, da ihre Häuser beim Erdbeben zerstört worden sind. [11] [12]

DIE 'SCHOCK-DOKTRIN' TREIBT HAITI IN EWIGE AUSBEUTUNG

An der ökonomischen Front ist laut dem Aktivisten-Veteranen Patrick Elie von der Lavalas-Organisation folgendes passiert:

„Ein Volk kann nicht von außen entwickelt werden … 'Die Schock-Doktrin', das Buch von Naomi Klein, zeigt, dass oft die imperialistischen Länder einem anderen Land einen Schock versetzen und dann, wenn es am Boden liegt, ihm ihren politischen Willen aufzwingen und dabei ökonomischen Profit herausschlagen. Wir haben es hier mit der „Schock-Doktrin“ in Aktion zu tun, auch wenn Haitis Erdbeben nicht durch die politische oder ökonomische Ordnung verursacht wurde. Es gibt Regierungen und Sektoren, die diesen Schock ausnutzen wollen, um ihre politische und ökonomische Ordnung durchzusetzen.“ [13]

Diese Durchsetzung wurde durch die Errichtung des viel gelobten Caracol Industrial Park (CIP) betrieben, ein Komplex von Montagewerken in der nordöstlichen Region des Landes, die als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme beim Wiederaufbau Haitis angepriesen wurde. Sie wurde das Lieblingsprojekt von Hilary und Bill Clinton. Letzterer war Ko-Vorsitzender der Interim Haiti Wiederaufbau Kommission (IHRC) – die Körperschaft, die von Spendern dominiert wurde und den Wiederaufbau kontrollieren sollte. Sie nahm 11 Monate nach dem Beben die Arbeit auf und kostete 174 Mill.  $ von der USAID und der Inter-American Development Bank (IDB). Der Bau des Montagewerkes enteignete 366 Bauernfamilien, das heißt etwa 3250 Menschen ohne jede Beratung oder Vorwarnung. [14]

In atemberaubender Geschwindigkeit wurde die Anlage gebaut, wobei gründliche Umwelt-, hydrologische und topographische Untersuchungen nach IDB-Vorschrift umgangen wurden, was nach US-Gesetzen illegal ist, aber in einem Land, das als das ärmste in der westlichen Hemisphäre angesehen wird, als akzeptabel gilt. [15] Bis jetzt ist der Hafen, der auch gebaut werden sollte, nicht gebaut. Und es gibt Bedenken über Verschmutzung des Grundwassers.

Etwa 1500 Arbeiter produzieren Kleidung für große US-Ketten wie Walmart, Targets, Kohl und Old Navy. Das Konsortium für Arbeiterrechte eröffentlichte einen Report über die Bedingungen in den Sweat-shops:

„Informationen, die durch Interviews mit Arbeitern bei Caracol gesammelt wurden und an Hand der Lohnabrechnungen, zeigen, dass diese Arbeiter unter dem Diebstahl an ihren gesetzlichen Löhnen leiden im selben Ausmaß wie ihre Kollegen in den anderen Fabriken, wobei sie im Schnitt 34 % des Lohnes verlieren.  Die Arbeiter bei Caracol verlieren auch Lohn durch Unterbezahlung für Überstunden, wie in den Fabriken von Port-au-Prince auch. Die Überstunden werden mit 200  HTG [ein haitianischer Gourde = 0.022 US $; 200 HTG = 4.4 $] pro Tag bezahlt, was unter dem Minimum für Hilfsarbeiter liegt, statt mit dem legalen Minimum-Lohn von 300 HTG für reguläre Angestellte.“ [16]

Das CIP-Vorzeige-Projekt und das Memorandum of Understanding, das von der Haiti-Regierung, Hilary Clinton und SAE-A (eine südkoreanische Firme) 2010 unterzeichnet wurde schenkt SAE-A  15 Jahre Steuerferien und 4 Jahre Miet-Freiheit für die Fabrik. [17]

Ezili Danto nimmt kein Blatt vor den Mund:
„Historisch bedeutete das, was ausländische 'Investition' genannt wird, immer skrupellose Ausbeutung ist von Profiten ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für das Volk oder die Umwelt und ohne irgendeinen sichtbaren Nutzen für Haiti … Ausländische Investition trägt nicht zur Entwicklung Haitis bei, wenn alle Gewinne ins Ausland strömen, die Gesellschaften keine Steuern zahlen und es keine Löhne zum Leben gibt.“ [18]

Kurz gesagt, ist Wiederaufbau in dem Mantra von der „besseren Wiederherstellung“ ist im besten Fall Selbstbetrug jener, die den Ausdruck geprägt haben und im schlimmsten Fall die kontinuierliche Ausbeutung des haitianischen Volkes. Und zwar, weil das haitianische Volk bei der missverstandenen Entwicklung von der Regierung und ihren westlichen Partnern außen vorgelassen wurde. Das Konzept von Entwicklung, das von der neokolonialen Regierung Haitis hochgehalten wird, unterschreibt die neoliberale ökonomische Politik der USA, Kanadas und Europas, die fest verankert ist, seitdem Haiti zur Bestrafung vorgesehen wurde, weil seine versklavten Afrikaner 1791 revoltierten und für 1991, als die Haitianer für die falsche Partei und den falschen Führer stimmten. Bestraft mit dem Status eines 'leta restavek' (eines Kind-Diener-Staates) [19].

Diese Politik wird von den haitianischen Graswurzel-Bewegungen, die nach einem alternativen Weg für Haiti suchen, entschieden abgelehnt.

Bell betont: „Viele Unternehmen, Lobbyisten und Berater sehen die Verluste Haitis als ihren Gewinn, ersetzen Humanität mit Profit.“ [20]

NULL INVESTITIONEN IN LANDWIRTSCHAFT UND DAS VOLK


Das CIP-Projekt ist begonnen worden zusammen mit einer katastrophalen Nahrungspolitik durch die Regierung von Michel Martelly. Die Katastrophe wurde verstärkt durch die Hurrikane Isaac und Sandy und die Hitzewelle im August 2012, was sich negativ auf die Gesamtsituation der Nahrungssicherheit in Haiti auswirkte. 2 Millionen Menschen waren vom Sturm Sandy betroffen, als sie ihre Häuser, Trinkwasser und Gesundheitsdienste verloren. Die Infrastruktur, Straßen, Schulen und Krankenhäuser wurden beschädigt.

Doch die steigenden Nahrungsmittelpreise bestanden schon vor den Hurrikanen. 2008 hatte es Nahrungsmittel- “Plünderungen“ in Haiti (und anderswo in der Welt) gegeben. Die Hurrikane zerstörten die Ernten und verursachten Mangel. Die Haiti-Unterstützer-Gruppe erklärte:

„Wie immer, haben die Haitianer Recht, wenn sie ihren Ärger gegen die politischen Führer richten. In den vergangenen 30 Jahren ist es die katastrophale Landwirtschaftspolitik der Klassenpolitik gewesen, und nicht die unermüdlichen Anstregungen von Haitis Bauern, die das Land zu einem Musterbeispiel für Nahrungs-Abhängigkeit und folglich Wucherpreise gemacht haben. [21]

Die Ursachen für Haitis Nahrungsunsicherheit hat mehrere Gründe. Dazu gehört die Tatsache, dass die vergangenen Regierungen versagten, in die Landwirtschaft zu investieren, die Arbeit für 50 % der Bevölkerung liefert.

Doch 2012 wurden nur 6 % des Budgets für die Landwirtschaft bereit gestellt. [22] Selbst die Weltbank gibt zu, dass der Ackerbau von überragender sozialer und ökonomischer Bedeutung in Haiti ist. Andere Faktoren sind ausländische Reisimporte, die billiger sind als die heimischen Produkte, weshalb sie keinen Anreiz für die Bauern bieten, Landwirtschaft zu betreiben.

Chenet Jean-Baptiste von ITECA, eine starke Bauern-Organisation im Lande, erklärt:
„Frei gesagt, haben die sukzessiven haitianischen Regierungen einen Krieg gegen die Landwirtschaft geführt, als wäre sie eine Art Gefahr, statt die Basis für das nationale Überleben.“ [23]

Der haitianische Romancier Edwidge Danticat und auch Chenet Jean-Baptiste heben beide hervor, dass die US-Nahrungsmittelbehörde und die USAID 1982 behaupteten, dass 400 000 haitianische Schweine wegen Schweinegrippe  getötet werden müssten, weil sie die US-Schweineindustrie bedrohten. Sie glauben, wie andere auch, dass es diese Aktion war, die dazu beitrug, die haitianischen Massen in die Armut zu treiben.

Wie der frühere Präsident Jean-Bertrand Aristide schreibt:
„Für viele Bauern war die Vernichtung der kreolischen Schweine ihre erste Erfahrung mit der Globalisierung. Die Erfahrung sitzt tief in ihrer kollektiven Erinnerung.“[24]

Um die Armut in Haiti zu reduzieren und Nahrungssicherheit zu erlangen auf mittlere und lange Sicht, ist es notwendig, den Haitianern Zugang zu Land, Werkzeugen, Krediten, Ausbildung zu geben, um sicherzustellen, dass sie sich selbst und ihre Gemeinden ernähren können. Doch die Martelly-Regierung bleibt bei ihrer neoliberalen Politik, die das Land vollständig abhängig macht von Nahrungsimporten und was Aristide korrekt als „ökonomische Schizophrenie“ bezeichnet, was „die Logik des globalen Kapitalismus“ ist. [25] Kurz „... das Erdbeben hat eine weiteres riesiges Absaugen von Kapital für die Landwirtschaft bedeutet. Was das Beben nicht zerstört hat, haben massive Landflucht, importierte Nahrunsmittel und unterlassene Zahlungen an die Landwirtschaft zerstört.“ [26]

DER KAMPF FÜR GERECHTIGKEIT UND DIE CHOLERA DER UNO


Außer der Ignorierung der Landwirtschaft hat die internationale Gemeinschaft, repräsentiert durch die UNO für die Einführung der Cholera nicht die Verantwortung übernommen und Straflosigkeit auf das höchste Niveau gehoben. Das Gesundheitsministerium Haitis hat sich geweigert, gegen die Weltorganisation vorzugehen trotz der Tatsache, dass Haiti seit hundert Jahren keine Cholera hatte.  Bis heute sind 8000 Menschen gestorben und 700 000 wurden infiziert.

Außerdem stellen viele Haitianer die Rechtfertigung der UN-Präsenz in Frage, offiziell bekannt als UN-Stabilisierungs-Mission in Haiti (oder MINUSTAH), die seit 2004 nach dem Sturz von Präsident Jean-Bertrand Aristide im Lande ist.

Wie Edwidge Danticat und viele andere betont haben, ist die MINUSTAH nicht nur schon 10 Jahre im Lande, sondern es gibt auch keinen Krieg in Haiti, um Frieden herzustellen. Sie sollte ein Vakuum füllen, um bestehende Institutionen zu unterstützen und dann abziehen. Statt eine konstruktive Rolle gespielt zu haben, sagen viele, dass sie eine sehr destruktive Rolle spielte. [27] Was ist die wahre  wirkliche Rolle der UNO in einem Land, das auf Milliarden Dollar Gold sitzt, auf Gas, Uran und die viertgrößte US-Botschaft der Welt hat? [28]

Wessen Interessen dient die UNO wirklich? Denen ihrer größten Geldgeber, die im Sicherheitsrat sitzen und Veto-Macht haben, oder den Interessen der Armen, die sie vorgibt zu verteidigen?

Feindseligkeit und Verbitterung gegen die UNO haben mit der Cholera-Epidemie zugenommen und außerdem wegen sexueller Übergriffe von einigen UN-Beamten im September 2011. Die UN-Soldaten waren aus Uruguay und wurden beschuldigt, einen 18-jährigen jungen Mann sexuell ausgenutzt zu haben. [29] Im Januar 2012 gab es zwei neue Fälle von sexueller Ausnutzung von Kindern durch UN-Polizei in Port-au-Prince und der nördlichen Stadt Gonaives. [30]

Weder diese Fragen wurden bisher gelöst noch die Verantwortung für den Ausbruch der Cholera.

In diesem Monat hat der haitianische Anwalt Mario Joseph eine Anklage beim Bundesgericht in New York eingereicht, um im Auftrag von 5000 Haitianern die UNO herauszufordern. „Das Büro der Internationalen Anwälte (BAI) in Port-au-Prince, das Joseph leitet, und das 'Institut für Gerechtigkeit und Demokratie in Haiti' in Boston verlangen Kompensation für die Haitianer."

Der unermüdliche Mario Joseph war im Januar 2012 in London und seine Hingabe und Leidenschaft für Gerechtigkeit wurden offensichtlich, als er in einem vollen Saal über die Einführung der Cholera in Haiti sprach und die Heuchelei und Doppelzüngigkeit der UNO. Joseph schläft kaum und ist ein Stachel im Fleisch der herrschenden Klasse in Haiti, die das haitianische Volk verachtet. Ein Gefühl für die tief sitzende Ungerechtigkeit spornt ihn an. Über die UNO sagt er: „Es gibt einen riesigen Widerspruch zwischen den Werten, die sie hochhält, und ihrem Verhalten in Ländern wie Haiti. Stellt euch vor, wenn dies [die Cholera-Epidemie] in den USA oder Frankreich oder Kanada passiert wäre … Nun, es würde dort nicht passieren.“ [31]

Außerdem glaubt er: „Gerechtigkeit kommt nie, wenn man nicht für sie kämpft.“ Er hat natürlich Recht.

Der Kampf für die politische und ökonomische Gerechtigkeit für das Volk von Haiti ist ein integraler Bestandteil des Kampfes aller friedensliebenden und progressiven Menschen in der ganzen Welt.


Dr. Ama Biney ist geschäftsführende Direktorin von Pambazuka News.

 

Fußnoten:

1. See E. Danto ‘False US Benevolence in Haiti’ 12 May,
2011,
http://www.ezilidanto.com/zili/2011/05/us-false-benevolence-
in-haiti/ accessed 11 January 2014; see also B. Bell ‘Fault
Lines Views across Haiti’s Divide’, Cornell University
Press, 2013, p. 78.
2. See “US pledge in Haiti to “build back better” goes
unfulfilled” by the Associated Press, 7/22/2012
http://www.denverpost.com/ci_21129355/u-s-pledge-haiti-build
-back-better-goes accessed 11 January 2014.
3. See E. Danto interview on Blogtalkradio,
http://www.blogtalkradio.com/iyaadjua/2013/10/30/iya-adjua-
the-culture-rebel-ezili-dantohlln accessed 11 January 2014.
4. See E. Danto ‘Haiti: Foreign Investment means Death and
Repression: A Historical Perspective’ 9 July 2012,
http://www.ezilidanto.com/zili/2012/07/4124/ accessed 14
January 2014.
5. See B. Bell, ‘Fault Lines’ p. 89.
6. Ibid, p. 89.
7. Ibid, p. 90.
8. See the ‘Report of the Independent Expert on the
Situation of Human Rights in Haiti’ by Michel Forst, p. 3-4.
accessed 15 January 2014.
9. Ibid, p. 13.
10. Ibid, p. 13.
11. See Haiti Briefing, No. 73. February 2013, p. 1.
12. Ibid, p. 73.
13. See Haiti Briefing, No. 75. December 2013, p. 2.
14. Ibid, p. 2.
15. See ‘Stealing from the Poor: Wage Theft in Haiti’s
Apparel Industry’, published by the October 2013,
http://www.workersrights.org/freports/WRC%20Haiti%20Minimum%
20Wage%20Report%2010%2015%2013.pdf accessed 14 January 2014
16. See Haiti Briefing, No. 75. December 2013, p. 3.
17. See E. Danto ‘Haiti: Foreign Investment means Death and Repression: A Historical Perspective’ 9 July 2012,
http://www.ezilidanto.com/zili/2012/07/4124/ accessed 14
January 2014.
18. Cited in
http://www.coha.org/the-enforcers-minustah-and-the-culture-
of-violence-in-port-au-prince/#_ftn13 accessed 14 January
2014.
19. See B. Bell ‘Fault Lines Views across Haiti’s Divide’,
p. 146. Her chapter entitled: ‘The Super Bowl of Disasters’
outlines some examples of post-earthquake contracts and
grants that profited from the crisis; pp. 146-153.
20. See Haiti Briefing, No. 72. October 2012, p. 1.
21. Ibid, p. 2.
22. Cited in Haiti Briefing, No. 72. October 2012, p. 2.
23. See ‘Eyes of the Heart Seeking a Path for the Poor in
the Age of Globalization’ by Jean-Bertrand Aristide, Common
Courage Press, 2000, p. 15.
24. See Eyes of the Heart, p.13.
25. See Haiti Briefing, No. 72. October 2012, p. 2.
26. Edwidge Danticat interview on KPFA Pacifica Radio,
October 29, 2013.
http://www.ezilidanto.com/zili/2013/11/ezili-and-edwidge-on-
the-haiti-reality/ accessed 11 January 2014.
27. Blogtalkradio, interview with Ezili Danto by Iya Adjua,
http://www.blogtalkradio.com/iyaadjua/2013/10/30/iya-adjua-
the-culture-rebel-ezili-dantohlln accessed 11 January 2014.
28. ‘Peacekeepers in Haiti face sex attack inquiry’ by Ansel
Herz,
http://www.aljazeera.com/news/americas/2011/09/
20119225453490311.html accessed 15 January 2014.
29. ‘New allegations of sexual abuse in Haiti’ by Aljazeera,
http://www.aljazeera.com/news/americas/2012/01/
2012123205718384367.html accessed 15 January 2014.
30. ‘A hero in Haiti’ by Pooja Bhatia, Dec 24 2013,
http://www.ozy.com/rising-stars-and-provocateurs/a-hero-in-
haiti/1081.article accessed 15 January 2014.

* THE VIEWS OF THE ABOVE ARTICLE ARE THOSE OF THE AUTHOR/S
AND DO NOT NECESSARILY REFLECT THE VIEWS OF THE PAMBAZUKA
NEWS EDITORIAL TEAM
* BROUGHT TO YOU BY PAMBAZUKA NEWS
* Please do not take Pambazuka for granted! Become a Friend
of Pambazuka and make a donation NOW to help keep Pambazuka
FREE and INDEPENDENT!
* Please send comments to editor[at]pambazuka[dot]org or
comment online at Pambazuka News.
Readers' Comments

Let your voice be heard. Comment on this article.

Quelle - källa - source


1 Kommentar:

  1. Na ja, dass nur Kuba und Venezuela wirkliche Hilfe leisten, sollte sich herumgesprochen haben. Nur ein kleiner Hinweis. http://amerika21.de/analyse/87642/kuba-haiti-gesundheit. Unsere internationale Fitnesskette hatte zB. in der BRD ca. lächerliche 10.000 Euro für die Erdbebenopfer medienwirksam als angebliche Hilfe gesammelt. Die ganzen schicken Spendenbestandteile (Logos, Sammelbüchsen, trendy Plakate) füllten erstmal die Kasse einer schmarotzenden aber befreundeten Werbeagentur aus Düsseldorf. Diese KOSTEN wurden natürlich steuerlich abgesetzt und fehlen dem Staat zB bei H4 Empfängern. Zudem wurde von der Fitnesskette einen auf supermenschlich gemacht, was viele Mitglieder geworben hat. Unter ehrlichen Voraussetzungen Mitglieder zu werben ist viel teurer. Also Spende wenig und rede viel darüber. Von den 10.000 Euro blieb aber auch nichts mehr richtig übrig. Die sind nämlich fast komplett für für die Reisekosten zweier Führungskräfte (ja toller Berufstitel) draufgegangen, die den Haitiabstecher für einen luxeriösen Miami- und DomRepUrlaub nutzten. Als Resultat hatten wir dann 6 Wochen tolle Fotos von der Spendenabgabe in den Studios rumhängen.
    Westliche Entwicklungshilfe, sind die Kosten die der westliche Staat einer westlichen Personalfirma bezahlt, um einen guten Arzt aus einem bettelarmen Land in den Westen abzuwerben. Der Arzt saugt dann hier in Hamburg/München die Speckrollen von Promis in einer Schönheitsklinik ab, während seine Landsleute zu Hause an den harmlosesten Krankheiten verrecken oder erblinden müssen.

    AntwortenLöschen