Freitag, 3. Januar 2014

Ungereimtheiten und unbeantwortete Fragen: Die Risiken des Vertrauens in die Snowden-Story

Zu dem Text: Ich habe verschiedentlich gelesen, dass Snowden jetzt erst die Dokumente prüft, nicht dass er sie auf der Arbeit prüfte. Dort hat er sie m. M. n. einfach summa summarum runtergeladen.
Aber eine andere Frage ist, die hier nicht gestellt wurde, inwieweit Snowden in Greenwalds Projekt der Zusammenarbeit mit Omidyar eingeweiht wurde und wann. Greenwald und Omidyar erwecken den Anschein, als habe sich das erst jetzt vor ein paar Monaten rein zufällig ergeben. Wirklich? Vielleicht, aber vielleicht hatten Snowden und Greenwald schon früher eine solche Möglichkeit ins Auge gefasst!?
Im übrigen möchte ich wieder einmal auf Artur Silber verweisen, der schon im Oktober seine Zweifel an der Greenwald-Omidyar-Story angemeldet hat, in einer wunderbaren und prägnanten Sprache (siehe hier). Vor allem hat Silber auch interessante Betrachtungen zu Assange und Snowden angestellt – der eine ist der Rebell, der andere 
kritisiert nur vorsichtig die Abarten des Systems, nicht das System selbst.

Ungereimtheiten und unbeantwortete Fragen: Die Risiken des Vertrauens in die Snowden-Story

Kevin Ryan
1. Januar 2014
Greenwald und Snowden

Im vergangenen Juni enthüllte Glenn Greenwald in The Guardian, dass Edward Snowden der NSA-Insider hinter „einer der bedeutendsten Ethüllungen in der US-politischen Geschichte“ sei. Snowden erklärte seine Motive durch Greenwald mit den Worten: „Es gibt wichtigere Dinge als Geld … Menschen zu schaden, ist nicht mein Ziel. Transparenz ja.“

Solch altruistische Motive waren willkommene Nachrichten zu der Zeit, wurden aber jüngst hinterfragt angesichts der Tatsache, dass nur ein winziger Teil der Dokumente beinahe ein Jahr nachdem Snowden mit Greenwald zu arbeiten begann enthüllt wurde. Noch bedeutender ist vielleicht, dass Pierre Omidyar die langsame Freigabe jener Dokumente finanziert. Es ist wert anzumerken, dass Omidyars Paypal-Unternehmen Verbindungen mit der NSA hat.


Ursrünglich wurde berichtet, dass die Zahl der von Snowden gestohlenen Dokumente in die Tausende ginge. Heute aber wird die Zahl mit beinahe zwei Millionen angegeben. Dies ruft Zweifel hervor über Snowdens frühere Erklärung, die von Greenwald gegeben wurde, dass er „sorgfältig jedes einzelne Dokument beurteilte, um sicherzustellen, dass es im öffentlichen Interesse legitim war“. Die riesige, neue Zahl enthüllt auch, dass weniger als ein Zehntel von einem Prozent (nur etwa 900) tatsächlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. [Meine Hervorhebung. D. Ü.]

Wie konnte Snowden „sorgfältig jedes einzelne Dokument“ von den beinahe zwei Millionen Dokumenten prüfen? Er hat für Booz Allen Hamilton nur wenige Monate gearbeitet. Laut NSA-Direktor Keith Alexande arbeitete Snowden davor auch direkt für die NSA zwölf Monate lang, was interessant ist. Aber dennoch, die sorgfältige Prüfung jedes Dokumentes hätte bedeutet, in der gesamten Zeit täglich Tausende Dokumente zu prüfen. Musste er nicht nebenbei auch arbeiten?

Die Journalistin Margie Burns stellte ein paar gute Fragen im Juni, die nicht beantwortet sind. Sie fragte sich, wie der 29-jährige Snowden rekrutiert werden konnte für die US-Armee-Spezialeinheiten, als CIA-undercover-Agent und als NSA-Angestellter mit verschiedenen Aufgaben in nur wenigen, kurzen Jahren. Burns fragte: “Wie genau hat Snowden diese Serie von NSA-Jobs bekommen? Hat er sich über die üblichen Kanäle beworben? Oder durch jemanden, den er kannte? Wer hat ihn empfohlen? Wo sind die Referenzen für hohe Sicherheits-Jobs mit sechsstelliger Bezahlung? Gibt es Sicherheitsvorkehrungen, damit rote Flaggen auftauchen, wenn ein Zulieferer von Job zu Job springt, besonders auf solche hohe Posten?“

Fünf Monate später haben die Journalisten Mark Ames und Yasha Levine einige der Unternehmen untersucht, in die Greenwalds Wohltäter investiert hat. Sie fanden heraus, dass die wirklichen Praktiken jener Unternehmen beträchtlich weniger humanitär waren als das äußere Erscheinungsbild, das von Omidyar gezeichnet wird. Das Ergebnis war, dass Omidyar zumindest die Hinweise auf eins dieser Unternehmen vom Netz nahm.

Im Dezember hat der Whistleblower Sibel Edmonds die Nachricht gebracht, dass Omidyars Paypal-Unternehmen in bislang nicht veröffentlichten NSA-Dokumenten von Snowden auftauche. Außerdem wurde Edmonds ihm zufolge von einem NSA-Beamten kontaktiert, der behauptete, dass „ein Deal Anfang Juni 2013 gemacht wurde zwischen den Journalisten, die in den NSA-Skandal verwickelt waren, und US-Regierungsbeamten, der dann geheim gestempelt wurde und von allen Parteien geheim gehalten werden sollte“.

Es könnte scheinen, dass Snowdens Whistleblowing von privaten Multi-Interessen kooptiert wurde. Stehen jene, die mit der Privatisierung gestohlener Dokumente zu tun haben auch in Zusammenarbeit mit Regierungsbehörden, um nationale Diskussionen über Spionage im Inland und andere wichtige Fragen zu manipulieren und auszurichten?

Die Möglichkeiten sind endlos, wie es scheint. Die Dokumente in abgemessenen Happen zu präsentieren, könnte ein Weg sein, die Bürger an schmerzliche Realitäten zu gewöhnen, ohne die Öffentlichkeit in Panik zu versetzen oder eine geschlossene einheitliche Antwort zu provozieren, die gar den status quo bedrohen könnte. Und angesichts der Tatsache, dass die Zahl von ein paar tausend auf fast zwei Millionen gewachsen ist, ist es möglich, dass Machthaber frei wählen können, was veröffentlicht wird und könnten dadurch den nationalen Dialog in vielen Bereichen kontrollieren.

Wir leben in einer Zeit des Informationskrieges. Es liegt nicht im öffentlichen Interesse, das Faktum zu ignorieren, zu welch abgekarteten Dingen Unternehmen, Regierungen oder Journalisten fähig sind. Lasst uns hoffen, dass Greenwald, der einige gute Arbeiten über Regierungs-Verfehlungen geschrieben hat, unmittelbar alle gestohlenen Dokumente veröffentlicht, über die Behauptungen von einem angebliche Deal mit der Regierung Stellung bezieht und die Risiken in Bezug auf Omidyar und dessen Paypal-Kollegen eingesteht.

Der Inhalt dieses Artikels liegt in der alleinigen Verantwortung des Autors. Das Zentrum für Forschung über Globalisierung ist nicht verantwortlich für irgendwelche ungenauen oder unkorrekten Äußerungen in diesem Artikel.


Quelle - källa - source

4 Kommentare:

  1. Das ganze ist ein Fake, alles was Snowden bisher geleakt hat wusste jeder, den es irgendwie interessiert hat schon seit mindestens 10 Jahren.
    Nur haben jetzt völlig unbescholtene Mitmenschen Angst. Ich kann einigen Bekannten jede Information zusenden, bekomme aber keine Rückmeldungen mehr, da dann eben nur ich "vom Verfassungsschutz beobachtet" werde.
    Snowden war das "Bilderbergereignis" 2013.
    Es ist doch absoluter Schwachsinn alles abzuhören, bei 1,5 Mrd Internetnutzern, die analysiert werden braucht man immer noch zig Mio Menschen, die zum bewerten der Daten eingesetzt werden.

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    1. Ihre letzte Aussage ist völliger Nonsens. Wir sprechen hier über Analyse durch Computer. Profiling der Menschen war schon lange Mittel der Geheimdiensten und durch die Datensammlung wird dies erheblich vereinfacht.

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  2. Die Bedenken finde ich absolut berechtigt und wichtig. Wie wir alle Wissen sind die Regierungen weit voraus was den technischen Stand der Dinge angeht. Die gestrige Story zum Quantencomputer könnte ebenso eine Finte gewesen sein um der Bevölkerung vorzumachen das man noch nicht weit genug ist. Zu viel Bewusstsein würde meiner Meinung nach das Fass zum überlaufen bringen. Das bleibt natürlich Spekulation aber die Erwägung alleine muss getan werden um das Thema Objektiv betrachten zu können.

    Was mir zu der Story, somit dem gesamten Zustand der USA immer wieder einfällt ist die Aussage Rockefellers, dass man an der Zerstörung der USA arbeite und stolz darauf ist. Die Demontage läuft jedenfalls Bestens.

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  3. Google speichert auch nicht alle Webseiten dieser Welt und hat dennoch einen guten Überblick oder?.
    Es braucht eben keine Millionen Mitarbeiter, um irgendetwas auszuwerten. Das machen Algorithmen und die Informationen werden indiziert vorgehalten, mit einigen Beispielen versehen. Politiker oder andere Menschen der Öffentlichkeit werden auf eine mögliche Erpressbarkeit hin überwacht. Dabei reichen ein paar Beispiele von irgendwelchem Porno-Konsum und es muss nicht der komplette Verkehr vorgehalten werden. So werden viele Profile angelegt, und ggf. erweitert und die verwertbaren Einzelheiten einfach als Index vorgehalten.
    99% dieser Daten werden niemals genutzt aber es dürfte klar sein, dass im Hintergrund mit Details aus dem Privatleben Leute unter Druck gesetzt werden.
    Die Snowden-Storry ist genau so eine Einzeltäter-Story wie sie auch auf viele Anschläge zutrifft, vermutlich auch mit dem gleichen Wahrheitsgehalt. Das System wagt sich auf die Bühne und testet die Reaktion, die auf der einen Seite druch Gleichgültigkeit und auf der anderen Seite durch Angst aber insgesamt durch wenig Aktivitäten gekennzeichnet werden kann.
    Hier liegt, wie immer, der Schlüssel.

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