Donnerstag, 16. Januar 2014

Wenn Gräuel beherrschend für dein Dasein sind

Es gibt einige Stimmen des Gewissens in den USA und eine der allerstärksten, eindringlichsten und reinsten ist die von Arthur Silber. Mit äußerst scharfem Verstand, mit warmem Herzen und tiefem Gefühl und einer ausgefeilten Sprache analysiert er die brennenden Probleme seines Landes. Er ist alt und krank und überlebt von einer miesen Pension. Den ganzen Dezember lag er danieder mit großen Schmerzen und dann erhebt er sich mühsam, setzt sich an den Komputer und schreibt einen 15 Seiten langen Essay „Wenn Gräuel beherrschend für dein Dasein sind“. Unglaublich. Er ist auf seinem Blog zu finden als Eintrag unter dem 10. Januar 2014.
Es ist eine Antwort auf den Vorwurf, der William Blum öfters gemacht wird, dass sein ständiger Antagonismus gegen die USA fehl am Platze sei. Oder auf die Frage: Warum hassen sie uns? Nur jene, die es angeht – und das sind die meisten dort drüben und auch hier bei uns – kämen ja nie auf die Idee, Arthur Silber zu lesen. Warum also schreibt er dann? Nun, bei dem einen oder anderen wird vielleicht etwas zum Klingen gebracht, im Kopf oder im Herzen, und denen, die es wissen, wird das Herz gewärmt von dem Gefühl, nicht mutterseelenallein dazustehen.
Ich übersetze nur ein paar einleitende Abschnitte, um euch zu animieren, seinen Artikel zu lesen.

When Atrocity Is Central to Your Being

Arthur Silber
10. Januar 2014

In meinen mehr als zehn Jahren des blogging habe ich ausführlich über die kriminelle Unmoral und den endlosen Horror der Invasion und Zerstörung Iraks durch die US-Regierung geschrieben. Ich analysierte, wie die Handlungen der USA eine endlose Serie von Kriegsverbrechen darstellen nicht nur im Licht allgemeiner moralischer Erwägungen, sondern auch unter Anwendung mehrerer Bestimmungen der Nürnberger Prinzipien. Jene Prinzipien legen fraglos fest, dass die US-Regierung eben jener Verbrechen schuldig ist, für die die Nazis verurteilt wurden. Es sollte betont werden, dass die Invasion Iraks schwerlich einmalig ist mit Hinsicht auf die Geschichte der Vereinigten Staaten, die Aggressionskriege mit einer Regelmäßigkeit beginnt, die jedes minimal anständige menschliche Wesen mit Entsetzen erfüllen sollten. Dass diese Geschichte die meisten Leute nicht entsetzt, bedeutet nur, dass die Mehrheit der Menschheit erst noch den heiligen, unersetzlichen Wert eines jeden Menschenlebens erfassen muss. Die meisten Menschen verstanden niemals die Bedeutung des ersten Mordes; dieses ernste Versagen machte die unzähligen zusätzlichen Morde unausweichlich und gleichermaßen unverzeihlich. Im Falle Irak stellen diese zusätzlichen Morde einen Genozid von welt-historischen Proportionen [ein Essay von Arthur Silber aus dem Jahr 2007] dar.



Ich habe häufig argumentiert, dass es noch einen weiteren Horror über diese Verbrechen hinaus gibt: dass weder die US-Regierung, noch die herrschende Klasse, noch viele Amerikaner nicht die geringste, gottverdammte Sache aus diesen entsetzlichen Ereignissen gelernt haben. Die Hingabe der amerikanischen „Rechten“ an die Beherrschung der Welt und die damit notwendige Hingabe am Amerikas ständige militärische Überlegenheit bleiben axiomatisch und unanfechtbar. Die fortlaufende Behandlung Irans als einer Nation, die gefügig gemacht werden muss, die „pivot“ (Ausrichtung) nach Asien und die Handlungen der US-Regierung in der ganzen Welt legen Zeugnis ab vom Glauben der herrschenden Klasse, das Amerika einzigartig bleibt und allein geeignet ist, überall die Ereignisse zu führen und anzuleiten, ein Glaube, den die meisten Amerikaner ebenfalls weiterhin enthusiastisch akzeptieren.

Es ist eine Sache, einfach die Realität unserer eigenen Geschichte zu leugnen. Es ist eine ganz andere Sache, auf die Vergangenheit zurückzugreifen, die Handlungen der USA umzugestalten, die entsetzlichen Verbrechen, die der Beschreibung spotten, umzuformen in edle Handlungen und aus uns selbst mitfühlende Opfer zu machen – mehr noch, die einzigen sympathischen Opfer, die es wert sind, beachtet zu werden. Dies ist genau das, was die New York Times Story aus allem macht, in einer Weise, die mich zum Rotieren brachte zwischen Schock, Ungläubigkeit und angewidertem Entsetzen: „Falluja's Fall Stuns Marines Who Fought There“.

Und im Weiteren geht Arthur Silber auf die Ergüsse der NYT ein. Das spottet wirklich jeder Beschreibung. 

Quelle - källa - source

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