Montag, 13. Juli 2015

Warum hasst der Westen Mugabe?


Tsungai Chipato
8. Juli 2015


Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Robert Mugabe
In einer Welt, wo politische Hetzreden mit moderner Gelehrsamkeit verknüpft als Norm betrachtet werden; mit Falschinformation, betrügerischerweise in journalistische Arbeiten eingefügt werden, ist die Suche nach Wahrheit in unserer Welt zu einer ständig schwieriger werdenden Aufgabe geworden. Daher ist auch die Wahrheitsfindung über eine Person wie Mugabe eine schwierige Aufgabe, um herauszufinden, was wahr und was reine Fiktion ist.

Robert Mugabe wird als die Verkörperung des Teufels persönlich gezeichnet und als der Inbegriff von allem, was heute in Afrika falsch läuft. Wenn man seinen Namen online sucht, sind die Ergebnisse Karikaturen eines senilen, alten Mannes, der Konspirationstheorien von einer hassenswerten westlichen Welt von sich gibt, die nach Weltherrschaft aus ist.
Für alle Zwecke und Absichten ist Robert Mugabe nun zur modernen Version eines Tyrannen gemacht worden, der von seinem Volk erwartet, dass es sich von Kuchen ernährt.

Dank des magischen online-Kopierens und Einklebens kann jeder Kopien auf Kopien von neuen Versionen von Aufzeichnungen finden, die alle ein Bild prägen, eine Botschaft verbreiten und quasi aufzwingen von einem unnahbaren Diktator, der sein Volk herumkommandiert, während es dahinsiecht und stirbt.

Bei der Prüfung dieses Mannes müssen wir uns an die schwierige und unangehme Aufgabe machen, die Innenpolitik von der eigentlichen Person zu trennen, um zu verstehen, wie er als Mugabe dazu kam, die eigentliche Innenpolitik zu beeinflussen, für die er jetzt weltweit bekannt wurde. Das A und O zum Verstehen dieses Mannes sollte mit dem Jahr 1924 beginnen, das Jahr, in dem er geboren wurde, und der Generation, in der er aufwuchs.

Der Mann, den wir heute kennen, wurde in einer Ära der Eugenik geboren, eine populäre biologische Theorie, die festlegte, dass schwarze Menschen den weißen Menschen unterlegen sind. Diskriminierung und Unterdrückung wurden auf eine wissenschaftliche Basis gestellt, als die Mehrheit aller Wissenschaftler gewöhnlich Kaukasier waren.

Während Hitler seine Ansichten auf die Herrschaft der Arier gründete und verbreitete, und die Briten eine Politik der Segregation [Rassentrennung. D. Ü.] einführten, die heute noch sichtbar wird in Momenten wie den Krawallen in Ferguson/Amerika, wuchs Robert Mugabe als schwarzer Junge in einer Generation, heran, die noch mit einer Restpsychose vom Ersten Weltkrieg behaftet war, dass Schwarzsein in den Augen Gottes schlimmer als Sündigen ist und dass man glücklich sein müsse über Kaukasier, die ihm helfen würden.

Vor diesem Hintergrund muss man sich vorstellen, beigebracht zu bekommen, wie ein weißer Mensch zu denken und sein muss, doch gleichzeitig ständig daran erinnert zu werden, dass das eigentlich für einen schwarzen Mann unmöglich ist. Robert Mugabe wuchs in einer Generation auf, in der weiße Leute noch versuchten, die Intelligenz schwarzer Leute zu tolerieren und zu verstehen, sie aber gleichzeitig manipulierten.

Man muss versuchen, sich den emotionalen Widerspruch vorzustellen, dass man mit seiner Familie bei seinem Schulabschluss lächelt, wo man zu Recht stolz ist über die Leistungen, die man zu ihren Lebzeiten erbracht hat, um endlich von der Gesellschaft als Kaukasier anerkannt zu werden, aber tief innen zu wissen, dass alles nur eine Fassade ist und man letzten Endes doch als ein geringeres Wesen angesehen wird.

Springen wir schnell vorwärts ins Jahr 2015 einer post-Obama-Zeit, wo wir nun in einer Welt leben, wo alles absichtlich verwischt wird, um den Kampf und die immer noch in der Welt herrschende Ungerechtigkeit zu verbergen. Wir leben nun in einer Welt, wo Politik das Gesetz des Landes ist und das Nachrichtensystem alles bedeutet und in der die Ansichten Mugabes im Westen nicht nur als schädlich angesehen werden, sondern auch als unnötiges Ärgernis, das das Wasser trübt, wo doch die Welt sich mit für viel wichtiger gehaltene außenpolitische Fragen  beschäftigen muss, statt mit Simbabwe.

Doch es geht um den Mann Robert Gabriel Mugabe und nicht den Politiker in  diesem Artikel: Warum wird eine Person, die in Afrika weithin berühmt ist als jemand, der mehr Einfluss als ein Nelson Mandela hat, von den westlichen Experten als verrückter Konspirationstheoretiker verurteilt?

In unserer Generation werden Revolutionäre der Welt entweder enteignet oder in das westliche Denken assimiliert wie Nelson Mandela, dessen Philosophie geprüft und neu verpackt wird, um eben die Massen zu unterdrücken, für die die Revolutionäre kämpften. Diese Form der Umkehr-Konstruktion revolutionärer Führer wie Mandela oder Martin Luther King ist jetzt die Norm geworden, um die Massen ruhig zu stellen durch eine Art der selbst auferlegten Unterwerfung in unserer Welt.

Dieses Phänomen allein ist eine Tatsache, die viele schwarze abhängige Intellektuelle lieber nicht kommentieren, obwohl die Geschichte und das Erbe der schwarzen Unterdrückung hastig in flach geschaufelte Gräber geworfen wurde, bedeckt mit der Erde der revisionistischen Geschichte, wie es die Ignoranz gerne macht.

Die Stadt Toronto in Kanada hat kürzlich ihren ersten schwarzen Polizeichef in der Geschichte der Stadt gewählt, eine Entscheidung, die getroffen wird, während die Stadt in einem Skandal steckt wegen bekanntem 'racial profiling' [überall, vor allem in den USA gängige Methode, grundlos jeden Schwarzen anzuhalten, seine Papiere vorzeigen zu lassen und ihn anzupöbeln. D. Ü.] von Schwarzen. Viele Leute in Toronto würden überrascht sein zu erfahren, dass eben dieses System, in Toronto 'carding' genannt, die Variante einer taktischen Unterdrückungsmethode ist, die nicht nur mit dem 'Pass System' in der Apartheid-Ära Südafrikas angewandt wurde, sondern auch in Zimbabwe, als Robert Mugabe jung war. Alles, was es auch in Kanada und den Vereinigten Staaten gibt.
Geht über die Grenze und nehmt irgendeine Stadt in den USA und ihr werdet mindestens eine Polizeistation finden, die 'racial profiling' gegenüber Afro-Amerikanern anwendet. Es gibt einen gültigen Grund, warum Schwarze so sehr gegen weiße Leute sind und warum Afro-Amerikaner von Afrika angezogen werden.

In einem kürzlichen Artikel von dem Simbabwer Garikai Chengu nennt er prägnant die Xenophobie, die in Südafrika unter dem Deckmantel internalisierten Rassismus entsteht, und führt weiter aus, dass:
„Internalisierter Rassismus, ein Begriff, der von dem schwarzen Wissenschaftler W.E.B DuBois 1903 geprägt wurde, bedeutet, eine Weiße rassistische soziale Ordnung zu akzeptieren, die schwarze Menschen ganz unten ansiedelt und gesellschaftliche negative Stereotypen über Schwarze annimmt, betreffs ihres Mangels an Fähigkeiten, inhärenter Gewalttätigkeit und niedrigem eigentlichem Wert.
Internalisierter Rassismus ist ein großes Erbe der Apartheid. Südafrikas Gesellschaft beurteilt historisch Gewalt gegen Schwarze weniger streng als Gewalt gegen Weiße. Folglich fangen Schwarze an zu glauben, dass ihr eigenes Leben und das ihrer schwarzen afrikanischen Mitbürger sehr wenig wert ist. Damit schaffen sie die Vorbedingungen für die sich entwickelnde afrophobische Gewalt.“
Das kann man in etwa vergleichen mit dir als einer Person, der man den Laptop gestohlen hat, das Handy, Auto oder eine PlayStation, deine Sachen von der Polizei zurückbekommst, nachdem alle Settings und Login-Informationen auf die Diebe, ihrer Browser-Geschichte und Spiel-Vorlieben zugeschnitten sind, duaber keine Möglichkeit hast, deine Vorlieben auf deinem Gerät einzurichten, ohne den Hersteller bemühen zu müssen. Willkommen in Afrika!
Dies ist in einer Nussschale, weshalb der Westen Mugabe nicht liebt. Er stellt die Veränderung dar und ein Bewusstsein für uns als schwarze Menschen, unsere Realität zu akzeptieren, dass wir begreifen, dass unser Leben ungerecht und unfair von den Kaukasiern GEMACHT wurde. Ihr bloßes Erbe ist ein Weckruf und eine ständige Erinnerung, dass wir als schwarze Leute uns unserer Vergangenheit bewusst sein müssen.

Hätte Simbabwe nicht einen geopolitischen Wert, würde sich kein Mensch darum kümmern, was Mugabe in Simbabwe sagt oder tut. Jeder politische Stratege, der etwas taugt, wird dir sagen, banal ausgedrückt, dass was immer in Simbabwe passiert, auch für den Rest Südafrikas gilt. Wenn jemand die gegenwärtige Unruhe in Südafrika und Namibia gegen den westlichen Einfluss und Unterdrückung analysiert, werden alle Wege zurück nach Simbabwe führen, das irgendeinen Einfluss darauf hat.

Wenn ihr genau auf das hört, was oft als Geschimpfe eines alten senilen Mannes abgetan wird, dann verbirgt sich dahinter eine starke Wahrheit und Tiefe eines Individuums, das seit 1924 ständig gegen die Jahrzehnte von Regime-Wechsel, Wirtschaftskriegen, militärischer und sozialer Kolonisierung  seine Stimme erhoben hat.


Tsungai Chipato ist Journalist und gegenwärtig auch kreativer Direktor einer kulturellen Graswurzel Online-Organisation in Simbabwe, Bongogzozo genannt. Ihr könnt ihn kontaktieren unter mugaradzakasungwa@gmail.com

8 Kommentare:

  1. Was für eine naive Sicht der Dinge...

    Der Westerwälder

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  2. Mugabe ist ein Despot.

    Rhodesien, einst ein bluehendes Land. Simbabwe heute?

    http://www.muenchen-fuer-harare.de/die-lage-in-zimbabwe/

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    1. Schön wäre es für dich, wenn er einer wäre, denn dann dürfte ich deine Person nicht als dummen Idioten beschimpfen!

      Aber, was soll schon von sone Vollposten auch anderes kommen, du bekommst ja nicht mal einen Doktor zustande: Mugabe hat halt gleich sechs von den bedeutensten Unis der Welt, aber was kümmert es einen kapitalistischen Speichellecker, wie Sie, gelle? Ihre Dummheit muss ja irgendwie kompensiert werden. Aber so sind sie die Rassisten, können einfach nicht verstehen, dass ausgerechnet ein Neger intelligenter ist, als ein in seinem Denken degenerierter Mitteleuropäer.

      Lang lebe Mugabe! Er lebe hoch!

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    2. Gestatten, dass ich mir einen Ast lache.

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    3. 2013

      Neue Verfassung, alte Unterdrückung in Simbabwe
      Verhaftungen, Drohungen, Gewalt: Nach dem Verfassungsreferendum macht Diktator Mugabe in Simbabwe weiter wie bisher. Kein gutes Zeichen für die anstehenden Wahlen. VON ANDREA JESKA

      http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-03/simbabwe-verfassung-gewalt-opposition


      Im uebrigen geht es nicht gegen die Menschen in Zim, die sehr freundlich sind.

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  3. Gegen die Dummheit der Rassisten ist noch kein Kraut gewachsen. Ihr wollt euch nicht richtig informieren und lesen könnt ihr auch nicht. Nur Hetzartikel, die findet ihr.

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    1. Rassismus?

      http://zimbabwe-today.com/2015/07/life/mugabe-makes-zimbabwe-second-poorest-country-in-the-world-southafrica-nigeria-263chat-twimbos/

      https://www.facebook.com/ZimToday

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  4. Hm, ich weiß jetzt nicht, auf welches der vielen afrikanischen Länder sich diese Karrikatur bezieht:

    http://www.wiedenroth-karikatur.de/02_PolitKari150625_Immigration_Einwanderung_Fluechtlinge_Fachkraefte_Kriminalitaet_Gefaengnis_Psychiatrie_Afrika_Exodus_Europa.html

    Denn ich hab wenig Kenntnis, wie die sonstigen afrikanischen Staatsoberhäupter alle aussehen und welche markanten Gesichtszüge die haben.

    Zum Karrikatur-Zeichner:
    Er hatte früher mehrer Jahre lang gute krittische Karrikaturen gemacht.
    http://www.wiedenroth-karikatur.de/KariAblage201501/20150108_Nato_EU_Jazenjuk_Kiew_Berlin_Merkel.jpg

    Hier einfach mal ein bissel nach unten scrollen:
    http://www.wiedenroth-karikatur.de/02_AktuKariListeText.html

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