Freund Klaus hat praktisch den ganzen Tag an diesem wichtigen Artikel gearbeitet, den ich mit vielem Dank übernehme. Vielen von euch wird er nicht so viel Neues sagen, weil ich ähnliche Gedanken hier schon geäußert habe. Aber er ist auf jeden Fall detaillierter und fasst dieses niederträchtige Abkommen zusammen. Ich lege hier noch einen Link hinzu mit dem Titel "Non-Proliferation Dynamic: American 'Soft Containment' of Iran and India" by K. M Seethi, der die gegen Iran eingeschlagene Politik 'Sanfte Eindämmung' nennt und auch Indien als Beispiel anführt. Das passt zu meiner Vermutung, dass Iran und Indien als 'trojanische Pferde' etwa in der Shanghai Cooperation Organization eingesetzt werden.
Ismael Hossein-Zadeh
24. Juli 20015
Aus dem Englischen: Klaus Madersbacher
Anlässlich eines Treffens mit
Regierungsvertretern am 18. Juli, vier Tage nach Abschluss des
Atomabkommens, lobte der Präsident des Iran Rouhani die Arbeit
seines Verhandlungsteams und bezeichnete das Abkommen als einen
Triumph. Hat der Präsident Recht? Bedeutet das Abkommen wirklich
einen Sieg für den Iran, wie er behauptet, oder eine schwer fassbare
Kapitulation, worauf eine Reihe von Kritikern hingewiesen haben? Um
diese Fragen zu beantworten, ist eine kurze Übersicht über die
Inhalte des Abkommens angebracht.
Das Atomabkommen in Kürze
Eine eingehende Lektüre der Inhalte des Abkommens
lässt erkennen, dass das Abkommen strenge Beschränkungen und
umfangreiche Kontrollen der iranischen Atomtechnologie im Gegenzug zu
einem Versprechen des schrittweisen Abbaus von Sanktionen platziert.
Es etabliert effektiv die Kontrolle der Vereinigten Staaten von
Amerika (durch die IAEA) über die gesamte Produktionskette der
nuklearen und zugehörigen Industrien des Iran – vom Uranbergbau
zur Herstellung von Zentrifugen bis zum Anreicherungsprozess.
Präsident Obama sagte (am Tag des Abschlusses des Abkommens):
„Inspektoren werden Zutritt haben zur gesamten nuklearen
Versorgungskette des Iran – zu seinen Uranminen und Anlagen der
Erzverarbeitung, seiner Aufbereitungsproduktion, seiner
Zentrifugenherstellung und Lageranlagen ... einige dieser
Transparenzmaßnahmen werden 25 Jahre lang gelten. Aufgrund dieses
Abkommens werden die Inspektoren auch Zugang zu allen verdächtigen
Orten haben.“
Diese Einschränkungen beinhalten unter anderem
das Folgende: Herunterfahren der Anreicherungsmöglichkeiten des Iran
von 20% auf 3,67%, Einfrieren dieses Minimalpegels auf 3,67%
Anreicherung für 15 Jahre, Reduzierung seiner derzeitigen Kapazität
von 19.000 Gaszentrifugen auf 6.104 (eine Reduktion von 68%),
Reduzierung des Lagerbestands von niedrig angereichertem Uran von
derzeit 7.500 kg auf 300 kg (eine Reduktion von 96%), und Einführung
strenger Limits für seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.
Während versprochen wird, dass einige Einschränkungen bei
Forschung und Entwicklung nach 10 Jahren gelockert werden, werden
andere bis zu 25 Jahre lang bestehen.
Zusätzlich muss der Iran ein extensives Kontroll-
und Inspektionenregime akzeptieren, das nicht nur die deklarierten
Atomanlagen betrifft, sondern auch militärische und andere nicht
deklarierte Anlagen, von denen die Überwacher „verdächtige“
Aktivitäten annehmen oder sich vorstellen können – die
Überwachung wird rund um die Uhr gehen. Das ausgefeilte System der
Überwachung und Inspektion wurde kurz und bündig von Präsident
Obama am Tag des Abschlusses des Wiener Abkommens (14. Juli 2015)
beschrieben: „Einfach gesagt wird die Organisation, die für die
Inspektionen verantwortlich ist, die IAEA, Zutritt haben, wo
es nötig ist, wann es nötig ist. Diese Regelung gilt durchgehend.”
Es stimmt, dass theoretisch, oder auf dem Papier,
der Iran gegen exzessive oder unvernünftige Zutrittsforderungen
protestieren kann. Praktisch sind seine Hände allerdings gebunden,
weil eine Schiedskommission, die eingesetzt würde, um zu beurteilen,
ob die Zugangsanfragen der Inspektoren gerechtfertigt sind oder
nicht, nicht unabhängig ist von den Mächten oder Behörden, die
hinter den Anfragen der Inspektoren stehen. Anders gesagt wären
Kläger, Strafverfolger und Richter alle in einem vereint: den
Vereinigten Staaten von Amerika und ihren Alliierten, die die
Entscheidungen und Operationen der IAEA gravierend beeinflussen. Der
vorgesehene Schiedsprozess scheint also eine bloße Formalität zu
sein, hauptsächlich um iranische Stimmen, die dem Abkommen kritisch
gegenüberstehen, zu beschwichtigen.
Der Abbau der Sanktionen wird im Gegenzug zu den
oben angeführten Verpflichtungen des Iran versprochen. Das Abkommen
verbindet allerdings eine Reihe von potenziell problematischen
Richtlinien mit dem Programm des Abbaus der Sanktionen.
Fürs Erste ist für den Abbau der Sanktionen ein
Zeitraum von 10 Jahren vorgesehen, während der Iran akzeptiert hat,
alle seine Verpflichtungen in den ersten sechs Monaten des Abkommens
zu erfüllen. Zum Zweiten wird der Abbau nicht beginnen, ehe der Iran
nachweislich alle seine Verpflichtungen in die Tat umgesetzt hat. In
anderen Worten, die sogenannte „Implementierungsphase“ des
Abkommens hat diametral entgegengesetzte Bedeutungen für die beiden
Seiten des Abkommens: während sie für den Iran die vollständige
Erfüllung seiner Verpflichtungen bedeutet, bedeutet sie für die
Vereinigten Staaten von Amerika und deren Anhang den Beginn der
Umsetzung ihrer Versprechen. Drittens gibt eine
„snap-back“-Klausel (die rapide Wiederverhängung von
Sanktionen), den Vereinigten Staaten von Amerika und ihrem Anhang in
Bezug auf die Umsetzung des Abkommens die Peitsche in die Hand, falls
erachtet wird, dass der Iran sich nicht an seine Zusagen hält.
Es ergibt sich offensichtlich aus diesen
Forderungen, dass während die „snap-back“-Klausel und andere
verpflichtende Bedingungen des Abkommens die Einhaltung des Abkommens
durch den Iran gewährleisten, dieses von der Seite der Vereinigten
Staaten von Amerika keine ähnlichen Garantien verlangt, ihren Teil
des Abkommens zu erfüllen. Wenn zum Beispiel am Ende der ersten
sechs Monate oder zu irgendeinem Zeitpunkt in den folgenden zehn
Jahren des schrittweisen Abbaus der Sanktionen die Vereinigten
Staaten von Amerika ihre Versprechungen nicht einhalten, könnte der
Iran nichts dagegen unternehmen. Er könnte sagen „das Abkommen
gilt nicht mehr.“ Aber das würde nichts nützen, weil es sozusagen
das Thema Atomprogramm einfach in die Startposition zurückversetzen
würde, außer dass der Iran sich dann in einer viel schwächeren
Position befinden würde, nachdem er alle seine früheren
Trumpfkarten weggegeben oder wirkungslos gemacht hätte: sein auf 20%
angereichertes Uran, seine 19.000 Zentrifugen, seine 7.500 kg
angereichertes Uran, seine robusten Forschungs- und
Entwicklungseinrichtungen und Wissenschaftler, wie auch seine
entwickelten Trägerraketen. Des weiteren hätten dann die
Vereinigten Staaten von Amerika und ihr Anhang Zugang zu und somit
Informationen über viele der wichtigen nuklearen, militärischen,
geheimdienstlichen Anlagen und Dokumente der nationalen Sicherheit
des Iran erlangt.
Vor dem Abschluss des Abkommens hatten Präsident
Rouhani und sein Verhandlungsteam dem iranischen Volk wiederholt
gesagt, dass die „roten Linien” ihres Landes, die vom obersten
Anführer Ayatollah Khamenei festgelegt und als Gesetz vom iranischen
Parlament beschlossen worden waren, nicht verletzt würden. Die
wichtigsten dieser roten Linien waren: (a) gleichzeitige Umsetzung
des Abkommens durch beide Seiten, (b) kein Zugang zu militärischen
Anlagen, (c) kein Zugang zu Atomwissenschaftlern, und (e) Erhaltung
der Anreicherung auf industriellem Niveau als Minimalniveau der
Anreicherung.
Der obige kurze Abriss des Atomabkommens zeigt
klar, dass im Gegensatz zu wiederholten Behauptungen der Unterhändler
des Iran alle der sogenannten iranischen roten Linien übertreten
wurden.
Vielleicht ist das der Grund, warum die
Unterhändler des Iran während der 20 Monate dauernden
Verhandlungen dem iranischen Volk nichts über alle die
asymmetrischen Kompromisse sagten, die sie eingegangen sind;
augenscheinlich aus einer Angst heraus, dass die Kenntnis des Volks
von dem, was hinter seinem Rücken aufgegeben wurde, die
Verhandlungen hätte entgleisen lassen können.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum über das
Abkommen, sobald seine einseitige oder unfaire Natur beim Abschluss
der Verhandlungen (14. Juli 2015) sichtbar wurde, so schnell vom
UN-Sicherheitsrat abgestimmt und dieses beschlossen wurde (20.
Juli 2015), wodurch dem Parlament des Iran, dessen oberstem
Sicherheitsrat, seinen Verteidigungs- und Sicherheitsapparaten –
kurz gesagt dem iranischen Volk – die Möglichkeit genommen wurde,
sich zu der Absegnung des unfairen Handels durch den Unsicherheitsrat
zu äußern.
Formell wird der Text des Abkommens vom Parlament
und vom Obersten Sicherheitsrat des Iran begutachtet in Hinblick auf
Änderungen, Annahme oder Ablehnung. Praktisch gesehen ist das
allerdings eine Augenwischerei, da das Ergebnis dieser
Begutachtung keinen Einfluss auf die Verpflichtungen haben wird, die
die Annahme des Abkommens durch den Unsicherheitsrat für den Iran
geschaffen hat, kodifiziert als Resolution 2231. Das heißt,
dass der gesamte Prozess der atomaren Verhandlungen (vom formellen
Beginn in Genf im November 2013 über die 20 Monate langen geheimen
Gespräche, bis zu seiner hastigen Annahme durch den Unsicherheitsrat
am 20. Juli 2015) im wesentlichen hinter dem Rücken des iranischen
Volkes betrieben wurde – eine höchst undemokratische Methode.
Geopolitische Auswirkungen
Es gibt klare Anzeichen dafür, dass die
Befürworter des Atomabkommens sowohl auf Seiten des Iran als
auch der Vereinigten Staaten von Amerika breitere wirtschaftliche und
geopolitische Zusammenarbeit anstreben als nur im Rahmen des
Atomabkommens. Indem er das Abkommen als diplomatischen Erfolg
charakterisierte, erklärte zum Beispiel der iranische Außenminister
Javad Zarif vor kurzem: „Die Atmosphäre ist jetzt sehr reif für
eine Verbreiterung der regionalen und internationalen
Zusammenarbeit.“ Früher hatte er darauf hingewiesen, das Abkommen
werde „neue Horizonte eröffnen“ für die Zusammenarbeit im
„Kampf gegen Extremismus“ – ein Hinweis auf die Aussichten
einer formellen Verbindung der Streitkräfte des Iran mit den
Vereinigten Staaten von Amerika bei der Bekämpfung von Gruppierungen
wie ISIS und al-Qaeda.
Laut IRNA (Islamic Republic News Agency) machte
auch der Präsident des Iran Rouhani eine ähnliche Andeutung in
einem Telefongespräch vor kurzem (am 18. Juli) mit dem britischen
Premierminister David Cameron, in dem er darauf hinwies, dass
gemeinsame Anstrengungen im Kampf gegen extremistische Gruppen
in der Region wesentlich zu deren Niederlage beitragen würde.
Camerons Büro gab bekannt, der Premierminister habe die Hoffnung
ausgedrückt, dass das Atomabkommen einen neuen Start für die
Beziehungen zwischen Großbritannien und dem Iran markieren
werde und darauf hingewiesen, dass die Atomverhandlungen auch Themen
wie Bürgerkriege in Gebieten wie Irak und Jemen berührt hätten.
Diese und viele ähnliche Erklärungen, wie auch
die Akzeptanz des nicht so ehrenhaften Atomabkommens weisen darauf
hin, dass mächtige Stimmen in und außerhalb der Administration
Rouhani schrittweise, aber systematisch den Widerstand aus der Zeit
der Revolution gegen unterdrückerische imperialistische Pläne über
Bord werfen – sogar wenn derartige Pläne Nachgeben bei
fundamentalen Fragen von Souveränität und nationaler Sicherheit
beinhalten.
Auch die Obama-Administration hat darauf
hingewiesen, dass das Atomabkommen der Beginn einer breiteren
Zusammenarbeit mit dem Iran sein würde oder könnte, und dass sie
die Absicht hat, das Atomabkommen zu nutzen, um den Iran dazu
zu zwingen, den Vereinigten Staaten von Amerika bei der Durchsetzung
ihrer geopolitischen Ziele in der Region behilflich zu sein. Indem er
die bisherige Politik des Ausschlusses des Iran von geopolitischen
Diskussionen in dem Gebiet rückgängig machte, kündigte Präsident
Obama vor kurzem an, dass der Iran „Teil des Gesprächs“ über
die Lösung des Konflikts in Syrien sein sollte.
Mit der Einführung dieser neuen Taktik der
Einbeziehung der Kooperation mit dem Iran verfolgt die Administration
Obama eine Reihe von Zielen.
Das erste Ziel ist es, durch Mäßigung,
Neutralisierung und/oder Gewinnung der Kooperation des Iran
automatisch die Herausforderung ihrer Politik durch die sogenannte
„Achse des Widerstands“ – bestehend aus dem Iran,
Hezbollah, Assads Syrien und der schiitischen Kräfte/Regierung im
Irak, Jemen und Bahrain - aufzubrechen oder zu untergraben.
Gleichzeitig hätte dies den Vorzug, den Iran vor zu engen
Beziehungen mit Russland und China abzuhalten.
Das zweite Ziel ist, dass sie, wenn sie auf diese
Weise ihre Interventionen und militärischen Abenteuer in der Region
weniger umstritten oder besser 'gemanaged' bekommt, aggressiver gegen
Russland und China vorgehen kann, die zunehmend als „größere
Bedrohung der weltweiten Interessen der Vereinigten Staaten von
Amerika“ betrachtet werden als jedes andere Land.
Das dritte Ziel ist, dass die neue Taktik Europa
helfen könnte, seine Erdöl- und Erdgasimporte aus Russland durch
die aus dem Iran zu ersetzen, wodurch Russlands Einfluss über Europa
unterminiert wird.
Diese und ähnliche Anzeichen für potenziell
breit angelegte Partnerschaften zwischen dem Iran und Mächten des
Westens haben einen weit verbreiteten Eindruck geschaffen, dass das
Abkommen für Israel, Saudiarabien und andere Alliierte der
Vereinigten Staaten von Amerika einen Verlust an Einfluss bedeutet,
während es gleichzeitig einen Zuwachs an Macht und Prestige für
den Iran und dessen Verbündete in der Region bedeutet.
Diese Auffassungen und Projektionen scheinen auf
der Annahme zu beruhen, dass das Atomabkommen ein freiwilliges
Übereinkommen zwischen gleichwertigen oder fast gleichen Seiten
darstellt. Im Wirklichkeit ist es bei weitem keine freiwillige
Vereinbarung zwischen zwei ähnlich positionierten Unterhändlern.
Der Iran verhandelte unter Druck. Weitgehend vom internationalen
Handel ausgeschlossen und ständig unter Drohung der wirtschaftlichen
Strangulierung verhandelte er im wesentlichen angesichts
vorgehaltener Waffe. Ein scharfsinniger Beobachter der Verhandlungen
sagte es so: „Der Iran stimmte dem Abkommen in der gleichen Weise
zu wie das Opfer eines Raubes freiwillig zustimmt, wertvolle
Besitzstücke herzugeben.“ Nicht überraschend ist das Abkommen
gleichzusetzen mit einem ausgeklügelten Dokument, in dem (auf
subtile Weise) die Bedingungen der Kapitulation des Iran umrissen
werden.
Ebenfalls nicht überraschend haben eine Reihe von
Beobachtern es als das „nukleare Turkmenchay“ charakterisiert,
ein Hinweis auf den berüchtigten Turchmenchay-Vertrag 1828, in Folge
dessen der Iran riesige Gebiete im Kaukasus (darunter Baku, Shirvan,
Ganja, Nakhichevan und Eriwan) an das zaristische Russland verlor.
Es stellt sich die Frage, warum die herrschenden
Kreise des Iran, repräsentiert durch die Administration Rouhani, ein
derart widerwärtiges Abkommen akzeptiert haben.
Angesichts der brutalen wirtschaftlichen
Sanktionen, die einen wirtschaftlichen Zusammenbruch und
möglicherweise einen Volksaufstand heraufbeschworen hätten, der die
Macht und das Eigentum der herrschenden Eliten bedroht hätte,
standen diese Eliten vor (und debattierten eingehend) zwei
Alternativen, um die wirtschaftlichen Probleme des Iran zu lösen und
ihre Herrschaft zu erhalten: eine „Widerstands“-Wirtschaft
gegenüber einer Wirtschaft der Austerität.
Entsprechend der von Ayatollah Khameini
vorgeschlagenen und von radikalen Teilen der oppositionellen Stimmen
gegen die neoliberale Politik der Raouhani-Administration
unterstützten Widerstandswirtschaft sollte der Iran die
wirtschaftlichen Sanktionen als Chance sehen, selbständig zu werden:
indem er heimische Talente und Ressourcen nutzt, um autark zu
werden, indem er so viele Konsumgüter und andere
Industrieprodukte wie möglich selbst herstellt. In der Tat machte
der Iran dadurch, dass er mehr oder wenigerer bis zum Aufstieg des
Herrn Rouhani ins Präsidentenamt dieser Philosophie der
Widerstandswirtschaft folgte, beträchtlichen Fortschritt bei
wissenschaftlicher Forschung, technischem Know How und in der
Industrieproduktion. Die Proponenten dieser Alternative befürworten
auch relativ starke Sicherheitsnetze, um die finanziell
benachteiligten Teile der Bürger zu schützen.
Die andere Alternative, befürwortet von der
Rouhani-Administration und deren Verbündeten, fordert die Annahme
von angebotsorientierter, neoliberaler oder Wirtschaft der
Sparpolitik. Laut dieser Doktrin sind die Lösungen für
wirtschaftliche Stagnation, Armut und Unterentwicklung in
ungehindertem freiem Markt und in uneingeschränkter Integration in
das System des Weltkapitalismus zu finden. Rezessionen,
Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Not in vielen weniger
entwickelten Ländern sind weniger durch wirtschaftlich schlechte
Leitung oder die Natur des globalen Kapitalismus verursacht, sondern
durch Eingriffe der Regierungen und/oder den Ausschluss von den
kapitalistischen Weltmärkten.
So wie die meisten der ehemaligen Anführer der
Revolution 1979 in die Jahre gekommen sind, scheint auch ihr
damaliger Appetit auf radikale wirtschaftliche Alternativen
geschwunden zu sein. Gleichzeitig scheinen sie einen starken
Appetit auf die Anhäufung von Macht und Besitz bekommen zu haben.
Dementsprechend haben die zu Oligarchen gewordenen Revolutionäre in
und außerhalb der Rouhani-Administration die „Widerstands“wirtschaft
abgelehnt zugunsten der Austeritätswirtschaft im Stil der
Vereinigten Staaten von Amerika als Heilmittel für die
wirtschaftlichen Krankheiten des Iran, und somit auch für die
Rettung ihrer Herrschaft.
Das hilft bei der Erklärung, warum das
Atomabkommen so einseitig gegen den Iran gerichtet ist: indem
Präsident Rouhani und sein Verhandlungsteam ihren Glauben, dass die
Lösung für die wirtschaftlichen Probleme des Iran in dessen
Beitritt zu den globalen Finanzmärkten liegt, nicht zügelten,
oder ihren Enthusiasmus, zum Pantheon des westlichen Kapitalismus
zugelassen zu werden, nicht im Griff hatten, schwächten sie
unbewusst ihre Verhandlungsposition. Zugleich verführten sie die
Vereinigten Staaten von Amerika und deren Anhang, mit harten Bandagen
zu kämpfen.
Es hilft auch zu erklären, warum das Abkommen,
wenn es durch den Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika
ratifiziert wird, dem Iran größeren Schaden zufügen kann, als nur
dessen wissenschaftliche Forschung und Entwicklung einzuschränken
oder seine technologische Entwicklung aufzuhalten. Vielleicht
wichtiger, würde es die Souveränität des Iran untergraben, da
dieser es schwierig finden würde, sich geopolitischen Plänen der
Vereinigten Staaten von Amerika (und deren Anhängseln) in der Region
zu widersetzen, damit das nicht ein „snap-back“ der
Wirtschaftssanktionen auslöst.
In der Tat würde der Iran im Fall einer
zukünftigen geopolitischen Meinungsverschiedenheit oder einer
Auseinandersetzung mit den Vereinigten Staaten von Amerika vor einer
Situation stehen, die vergleichbar ist mit dem in der amerikanischen
„Rechtssprechung“ üblichen Urteilshandel: nimm, was geboten
wird, oder es setzt „lähmende“ wirtschaftliche Sanktionen.
In diesem Licht betrachtet wäre der Iran nach dem
Atomabkommen nicht in einer Position, in der er sich den
geopolitischen Plänen der Vereinigten Staaten von Amerika
widersetzen,diese erst recht nicht beeinflussen könnte. Und das ist
es, warum im Gegensatz zu gängigen Auffassungen das Abkommen
nicht einen Sieg für den Iran (und dessen Verbündete), sondern für
die Verbündeten der Vereinigten Staaten von Amerika wie Israel und
Saudiarabien darstellt – trotz Benjamin Netanyahus Geschrei und
Brustgetrommel.
Wenn der Artikel die Lage richtig beschreibt - und das ist auch mein persönlicher Eindruck - ist es umso unverständlicher, weshalb der IRAN nicht die Alternative BRICS gewählt hat. Was hätte ihm denn passieren sollen, außer Vorteilen auf allen Gebieten?
AntwortenLöschenInteressanter Artikel : Der nocheinparteibuchblog beschreibt die Situation extrem optimistisch. Rainer Rupp und Ken Jebsen sehen es abwartend und nüchtern. Ich blick da nicht so durch.Was hat USA überhaupt mit dem Iran zu tuen ? Warum ist Iran im Atomwaffen Sperrvertrag ? Wie will USA überhaupt wirtschaftlich drohen ? Wie sind die Aussagen bei nocheinparteibuch bzw. bei Jebsen / Rupp zu bewerten ? Na ein grossser Nachteil : Iran und BRICS sind alles kapitalistische Staaten. Die sind GESETZMÄSSIG immer in Gefahr zur jeweils REICHEREN Seite zu wechseln.
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