Freitag, 18. September 2015

Der große Happen

Ich bekam diesen Tip von einem Freund und meiner Meinung passt dieser Artikel sehr gut als Ergänzung zu der Zusammenfassung der Entwicklung in Lateinamerika von James Petras. Und ich habe leider Brasilien etwas vernachlässigt (bis auf einige Hinweise), was ich sehr bedaure. Denn Brasilien ist, wie auch Wolf Gauer betont, ein sehr wichtiges Mitglied der BRICS (nach China und Russland), weshalb die USA nun mit allen Mitteln versucht, es aus dieser Allianz herauszubrechen. Alle uralten Mittel und Tricks werden wieder eingesetzt und Dilma scheint etwas spät erkannt zu haben, welches dreckige Spiel gegen sie inszeniert wird. Es wäre eine Katastrophe für das brasilianische Volk und für die Welt, falls Washington dieser Regimechange gelingen sollte.

Wolf Gauer
17. September 2015
 
Dilma wirkt müde und gestresst.
Während ich dies schreibe, lärmt ringsum wieder einmal das Protestritual des satten brasilianischen Bürgertums, der »panelaço«: Man schleppt sich nach dem Dinner auf den Balkon und klappert mit Töpfen, die ansonsten nur das Personal in die Hände kriegt. Vorzugsweise dann, wenn sich Präsidentin Dilma Vana Rousseff im Fernsehen an die Nation wendet. Brasiliens Begüterte wollen nicht, was Rousseff will. Sie wollen keinen sozialen Ausgleich, keine Landreform, keine Armen im Flugzeug, keine Schwarzen in der Universität. Sie wollen den alten Staat der »Eliten«, der ihre Privilegien verwaltet. Nicht den der Arbeiterpartei, der in zwölf Jahren 70 der 200 Millionen Brasilianer ein Bankkonto verschafft hat. Sie verzeihen Rousseffs knappen Wahlsieg im Oktober 2014 so wenig wie die New York Times oder die deutschen Parteistiftungen.

Was schert die Töpfetrommler die so mühsam nach der Militärdiktatur (1964–1985) eingeübte Demokratie und der trotz vieler Mängel beachtliche soziale Fortschritt? Brasiliens Eintreten für den »Mercosur«, für Solidarität mit Kuba und Venezuela, für die lateinamerikanische Integration und für eine grundsätzlich multipolare Weltordnung? Vergessen wir nicht: Das infantile Blechgebimmel wurde von chilenischen Großagrariern aufgebracht und läutete ab 1971 den blutigen Sieg des Kissinger-Pinochet-Faschismus über die gewählte sozialistische Regierung Allende ein, später auch die US-gesponserten Putschversuche gegen Präsident Hugo Chávez Frías in Venezuela.

Hier weiterlesen.

2 Kommentare:

  1. Oh, die Sache mit dem Töpfetrommeln hatten wir doch schon einmal, ist erst 44 Jahre her. Zwei Jahre später erlebten die Chilenen ihr 9/11, weil nicht sein konnte, was nicht sein darf.

    Oh, Frau Rousseff, lernen Sie daraus und zwar sehr schnell.

    Severa Snape

    AntwortenLöschen
  2. Reine Propaganda!
    Das Problem sind nicht Schwarze an Unis, sondern Quoten, die die Hautfarbe zu einem Kriterium machen, nach denen ein Mensch bewertet wird. Das ist die Definition von Rassismus. Das Problem ist also ein pro-schwarzer Rassismus.
    Die "Landreform" ist nur ein Euphemismus für "Enteignung von Grundbesitz". Der Widerstand gegen den Staat in dieser Sache ist moralisch äquivalent zum Widerstand gegen eine Verbrecherbande, die jemanden ausraubt, also vollkommen legitim.
    Jemandem ein Bankkonto zu verschaffen ist gar keine Leistung. Wenn der Staat den Leuten diese Aufgabe abnehmen muss bedeutet das lediglich, das die Bevölkerung überhaupt kein Interesse daran hatte. Wahrscheinlich ging es darum, den Banken neue Kunden zu verschaffen.
    Worauf die "Armen im Flugzeug" anspielen, weiß ich nicht, wahrscheinlich ist es nur Polemik.

    AntwortenLöschen