Dies ist ein sehr eigenartiger Artikel von André. Ich werde dazu einen kleinen separaten Essay schreiben. Ihr könnt euren Kommentar unten eingeben.
André Vltchek19. Juli 2018
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Warum ist Europa voller Hass gegen Donald Trump?
Ist es vielleicht, weil Millionen bald sterben könnten in noch einem sinnlosen und schrecklichen Krieg, der vom westlichen Imperium entfesselt wird? Oder ist es, weil die Europäer plötzlich ‘das Licht sahen' und gewahr wurden, dass sie Milliarden unschuldige Menschen in der Geschichte misshandelt haben; dass eigentlich alle Völker der Erde gleich sind und in Ruhe gelassen werden sollten und ihnen erlaubt werden sollte, ihr Leben zu leben, wie sie wollen?
Weit davon entfernt, sehr weit!
Die meisten Europäer hassen Trump einfach, weil er vom status quo genug hatte, was man objektiv beschreiben könnte als hinterhältige und schmierige Spielchen.
Mr. Trump betrachtet die Zusammenarbeit mit Europa als ein extrem mieses Geschäft.
Nicht, dass Trump selbst ein Heiliger ist. Natürlich nicht. Er ist ein Geschäftsmann – ein sehr rücksichtsloser – und in der Vergangenheit sehr wagemutig und erfolgreich. Er hat es auch fertig gebracht, hunderten Menschen den Hals zu brechen und jetzt würde er nicht zögern, hunderte Länder dem Erdboden gleichzumachen, wenn sie wagten, ihm im Wege zu stehen. Wenn er sieht, dass jemand versucht, ihn zu übervorteilen (oder das Unternehmen, das zu managen ihm erlaubt wurde – die Vereinigten Staaten von Amerika), weiß er genau, woher der Gestank kommt, weil er selbst die Luft verpestet hat in seiner farbenreichen Karriere.
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Der Hauptgrund, warum die Europäer Donald Trump so verabscheuen, weil er in ihren Augen unhöflich ist, einfach grob. Er zeigt keinen Respekt vor der Westlichen Zivilisation; sie ist ihm einfach egal. Er faucht alle an – Europa, Japan, China, Mexiko. Man kann ihm eigentlich nicht einmal einen Rassisten nennen – er scheint alle zu hassen, manchmal zu verschiedenen Zeiten, manchmal gleichzeitig.
Der «Alte Kontinent» hat es gerne fein und geschmeidig. Er bewundert gut-gesittete Leute, die sich benehmen, egal welche Hautfarbe sie haben, wie die Europäer selbst.
Versteht doch, wenn Mr. Trump als gewöhnlicher US-Präsident aus den oberen Klassen handeln würde, vielleicht wie Mr. Obama oder Bill Clinton kürzlich handelten, dann gäbe es absolut nicht die geringste Empörung und keine Proteste in London oder Berlin. 10 Millionen Leichen in der Demokratischen Republik Kongo haben die Massen Europas nicht empört, so lange sie genug Coltan für ihre Mobiltelefone bekamen und genur Uran für die NATO-Atomwaffen.
Millionen Leichen in Irak, Libyen und Syrien – das hat die Bonvivants in Italien, Frankreich oder Griechenland nicht gestört. So lange der verantwortliche Gentleman für die Neue Weltordnung höflich ist, so lange er weiß, wie man die Wiege der westlichen «Zivilisation» – Europa – respektiert, gab es keinen Grund sich zu sorgen.
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Europa pflegte Dutzende, selbst hunderte Millionen Leute zu ermorden, auf allen Kontinenten und in allen Jahrhunderten. Egal, wie sehr Washington versuchte (und es hat wirklich sehr hart versucht), so konnte es niemals mit den grausigen Auslöschungskampagnen gleichziehen, die in Paris, Brüssel, London, Amsterdam, Berlin, Madrid oder Lissabon ihren Ursprung hatten.
Diese Dinge werden natürlich niemals ausgesprochen. Von sowohl Europa als auch den USA wird erwartet, dass sie ein Synonym sind für ‘Freiheit’, ‘Demokratie’ und liberale Werte, nicht mit Genoziden. Aber natürlich wissen die westlichen Herrscher ganz genau, aus welchem Stoff die Geschichte gemacht ist.
Um die Stabilität westlicher Dogmen und Propaganda zu garantieren, hatten sich alle US-Präsidenten daran gewöhnt großen Respekt vor Europa zu zeigen, zumindest öffentlich.
Schließlich ist Europa das Land, wo die amerikanische Kultur herkommt, nicht wahr? Wo das Christentum seinen Ursprung hat. Ist das, wo die Menschen herkamen, die die große Mehrheit der eingeborenen Amerikaner geschlachtet wurden. Ist der Ort, von wo die Sklavenbesitzer und Plantagen-Besitzer kamen. Die Europäer waren die Leute, die Sklaven für die «Neue Welt» lieferten, die sie wie Tiere in Afrika jagten, sie vergewaltigten, sie festketteten in ihren monströs überladenen Schiffen. Welch ein Erbe, welch eine Zivilisation!
Nordamerika ist nichts anderes, als jener Ort wo der wilde, gewalttätige Traum der Europäer wahr geworden ist; ein Traum von offen Räumen und beinahe unwidersprochener Plünderung: Tötet alle Einheimischen, raubt alles, was ihr könnt, versklavt dann Leute von anderen Kontinenten und bringt sie zur kostenlosen Arbeit auf euren Plantagen und Baustellen – gefesselt, erniedrigt und zerbrochen. Wenn ihr eure Beute verdaut habt, dann fangt wieder mit Ausbreitung an, wie eure Vorfahren – die Europäer – es seit Jahrhunderten machten. Aber expandiert diesmal von eurer neuen Basis, von Nordamerika (eine neue Basis, aber dieselbe Kultur und dieselben aggressiven Horden); expandiert nach Lateinamerika und den Philippinen und am Ende in die ganze Welt.
Lasst uns ganz ehrlich sein: die Vereinigten Staaten von Amerika ist einfach nur eine riesige Fortsetzung Europas mit verschiedenen Minoritäten, die auf ihrem Territorium leben: die Nachkommen der Sklaven, zerbrochen indigene Völker und die aggressivsten Immigranten aus allen Teilen des Planeten. Aber es ist Europa, an manchen Orten ‘verwässert’, aber nichtsdestoweniger Europa.
Wenn die Europäer Kritik üben, sogar sich lustig machen über die USA (ohne sich damit im selben Atemzug selbst lächerlich zu machen), dann ist das wirklich grotesk. Europa und Nordamerika haben absolut dasselbe Schicksal, dieselben Ziele und Interessen. In den vergangenen Jahrzehnten hat die USA eine extrem dreckige Arbeit geleistet, hat die Welt manipuliert und geplündert im Namen des gesamten Westen. Es hat sich selbst im Dreck gewälzt, während Europa sich selbst mästete mit raffinierter Nahrung, prostituierte ursprüngliche Teile aller Kontinente mit seinem Massen-Tourismus und diktierte allen, wie sie zu leben und selbst, wie sie zu denken hatten.
Was immer ihr von Donald Trump haltet, ist es offenbar, dass er sehr gut dies alles kennt. Er versteht die Korrelation zwischen Europa und den USA. Und er ist krank von dem, was er sieht.
Der gesamte Westen raubt, plündert und vergewaltigt den Rest der Welt; unisono. Der größte Teil der Welt ist jetzt in einen Hochsicherheits-Gefängnis verwandelt worden. Der ganze Westen hindert die Menschen aus Asien, Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten am Denken, ihr eigenes Leben zu leben, wie es ihnen gefällt. Der ganze Westen verbreitet Propaganda, dumpfen Nihilismus (lest mein neuestes Buch «Revolutionärer Optimismus, Westlicher Nihilismus») und diskreditiert oder stürzt sogar alle sozial orientierten Bewegungen und Regierungen.
Aber es ist die USA, die für all das zahlt, während es seine Arbeiter, die alten Menschen und Minoritäten buchstäblich unter entsetzlichen Bedingungen verrotten lässt. Sie raubt und wird beraubt oder zumindest ihre Bewohner.
Schaut die europäischen sogenannten Arbeitslosen an, die ihre sexuellen Eskapaden in Südostasien oder Ostafrika genießen, alles auf Kosten von Menschen, die in zahllosen armen Ländern leben oder verrotten. Schaut euch die langen Ferien an, die kurzen Arbeitszeiten, die kostenlose medizinische Versorgung und Erziehung, während weiße Leute sowohl in armen Ländern als auch in den USA kaum sich über Wasser halten können.
Ist es wirklich Europa, das von den USA kolonisiert wird? Bringt mich nicht zum Lachen! Es scheint, dass es Europa ist, das immer noch die Welt kolonisiert, sie für sich arbeiten lässt, für seine Lethargie und Extravaganz. Die USA ist immer mehr zu Idioten geworden, die für Europa arbeitet und killt.
Donald Trump hat den Verdacht, dass das so ist. Ich bin nicht sicher, ob er es formulieren kann, aber zumindest weiß er intuitiv, dass irgendetwas Widerliches vor sich geht.
Donald Trump denkt, dass diese Beziehung mit Europa ein verdammt schlechter Deal für sein Land ist.
Man kann ihn beinahe schreien hören: «Wenn wir alle stehlen, wenn wir alle die Welt ficken, lasst uns wenigstens gemeinsam die Beute genießen. Bezahlt euren Anteil, ihr Gecken, und lasst es meinem Volk auch gut gehen!»
Man kann nicht leugnen, dass er Recht hat, wenn man die Gangster-Logik benutzt! Und der Westen ist jetzt praktisch eine Mafia völlig außer Kontrolle, die den gesamen Planeten brutalsiert!
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Manche Leute im Westen, selbst in den USA, hoffen, dass die gegenwärtige US-Verwaltung es fertig bringt, in Europa solchen Abscheu zu erzeugen, dass der «Alte Kontinent» losbrechen wird, die Allianz mit den USA verlassen wird. Sie denken, dass es einen guten Einfluss auf den Planeten hätte.
Dieses Szenario könnte tatsächlich passieren, aber es wäre noch schlimmer für den Rest der Welt als jetzt der gegenwärtige schreckliche status quo.
Und zwar, weil die Fundamente des gegenwärtigen globalen Übels nicht in den USA, sondern in Europa selbst liegen.
Das «unabhängige», wieder bewaffnete Europa bedeutet noch mehr Leiden für Afrika (schaut nur, was Frankreich in seinen ehemaligen Kolonien macht), Asien (England in Afghanistan) und dem Nahen Osten (die EU, die Saudiarabien in ihrem Terrorkrieg gegen Jemen und Syrien) und sonstwo.
Es ist klar, dass Mr. Trump um sein Land besorgt ist. Er versucht, die Interessen der USA an die erste Stelle zu setzen, nicht die Interessen des Westens im allgemeinen. Macht er das elegant? Definitiv nicht. Ist er ein Genie?
Kaum.
Aber wer weiß, er mag denken, dass sein Volk besser dran wäre, wenn er versucht, sich enger an Russland und Pazifik-Asien anlehnt. Das könnte richtig sein. Schließlich brachte die Kooperation mit Europa niemals Vorteile für niemanden. Europa ist zu trickreich, zu egoistisch, zu brutal. Es nimmt nur, gibt niemals.
Das gesamte US-liberale Establishment ist in Verwirrung. Es ist total Euro-Zentristisch. Es scheint mehr pro-Europäisch zu sein als Europa selbst. Es ist tatsächlich Europa. Könnten die USA unter Donald Trump kosmopolitisch sein? Ich bin nicht sicher. Wir werden es bald herausfinden.
Sowohl Europa und das ehemalige ‘US-pro-Europa-Regime’ sind notorisch, fundamental anti-russisch und anti-chinesisch.
Donald Trump ist definitiv nicht pro-russisch oder pro-chinesisch, aber es scheint, dass er Europa ebensowenig wie die anderen mag. Ein solch neo-egalitäres Herangehen könnte vielleicht Früchte und Erleichterung für unseren Planeten bringen.
Andre Vltchek ist Philosoph, Schriftsteller, Filmemacher und investigativer Journalist. Er hat über Kriege und Konflikte in Dutzenden von Ländern berichtet. Drei seiner jüngsten Bücher sind ‘Revolutionärer Optimismus, Westlicher Nihilismus’, ein revolutionärer Roman "Aurora" und ein Bestseller politischer Sachbücher: "Lügen des Imperiums aufdecken". Sehen Sie sich hier seine anderen Bücher an. Sehen Sie Rwanda Gambit, seine bahnbrechende Dokumentation über Ruanda und die DR Kongo und seinen Film/Dialog mit Noam Chomsky "On Western Terrorism". Vltchek lebt derzeit in Ostasien und im Nahen Osten und arbeitet weiterhin weltweit. Er ist über seine Website und sein Twitter erreichbar.
Quelle - källa - source
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