Mittwoch, 25. Januar 2012

Zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen. Seine Berühmtheit und den Aufstieg Preußens zur Großmacht verdankt er Russland


Von Brigitte Queck und Hans-Jürgen Falkenhagen habe ich diesen Artikel erhalten und finde ihn sehr lesenswert, da das geschönte Geschichtsbild von Friedrich II. zurechtgerückt wird. Er hat gewiss wie alle Selbstherrscher nackte Aggressionen begangen. 1756 allerdings, schreiben die Autoren habe er, als ihm die eindeutigen Angriffspläne des Gegners in die Hände fielen, einen Präventivkrieg begonnen und damit den 3. Schlesischen Krieg eingeläutet. Da bin ich mir nicht sicher, ob das für diesen Fall gilt, bin allerdings nicht im internationalen Recht so zuhause, um es entscheiden zu können. Vielleicht kann es ein Leser tun.
Hingegen ist sein Geschick bemerkenswert, wie er sich stets der Freundschaft Russlands vergewisserte. Das ist eine Politik, an der später dann Bismarck konsequent festhielt. Er war ein Krautjunker, gewiss,  und konservativ und hatte die dynastischen Interessen 'seines' Königs im Auge, das ist richtig. Aber er war auch national. Dass er nicht auf das Angebot eines großdeutschen Bundes der Habsburger einging, ist m. E. leicht einsehbar. Österreich-Ungarn war ein multi-nationaler Staat, der den halben Balkan am Bein hatte. Wie hätte das in eine großdeutsche, nationale Lösung eingebaut werden sollen? Deswegen halte ich die Kritik, die dazumal von der Linken geübt wurde, für unangebracht.
Leider wurde die Politik Bismarcks von dem tumben Wilhelm II. nicht fortgesetzt und so kam es, wie es kommen musste und wovor Bismarck immer gewarnt hatte: zwischen Frankreich und Russland zermahlen zu werden. Und die gleiche dämliche Politik wurde von der Sozialdemokratie, als sie nach dem Weltkrieg an die Macht kam, fortgesetzt. Wäre sie nicht durch ihren fanatischen Anti-Kommunismus völlig verblendet gewesen, hätte sie, über ideologische Grenzen hinweg, eine Allianz mit Russland schließen können, und hätte zu gegenseitigem Vorteil am Wiederaufbau und der Weiterentwichlung beider Länder beitragen können. Nebenbei wären dadurch sinnvolle Arbeitsplätze geschaffen worden und nicht für die Waffenindustrie, wie es die Nazis später taten. Stattdessen schloss sie sich trotz des Friedensabkommens von Brest-Littowsk der internationalen Allianz unter Führung der USA gegen das revolutionäre Russland an, die allerdings an allen Fronten geschlagen wurde. Und Hitler, der „größte Feldherr aller Zeiten“, wie er sich sah, beging dieselbe Idiotie ein drittes Mal: Krieg gegen Russland, Frankreich und England. Mit den bekannten Folgen.
Und nun rasseln die USA wieder mit – ja, mit Raketen diesmal – und Deutschland an deren Rockzipfel mit dem Säbelchen. Wann hätten die „großen“ Führer der großen Nationen jemals aus der Geschichte gelernt?


Brigitte Queck
Hans-Jürgen Falkenhaben
am 24. Januar 2012

Friedrich II. (genannt Friedrich der Große, auch der alte Fritz) dessen 300. Geburtstag am 24. Januar 2012 begangen wurde, gilt im 18. Jahrhundert als der Begründer des Staates Preußen als Großmacht nach Russland, Österreich, Frankreich und Großbritannien. Doch welchen Umständen verdankt er diese Entwicklung, denn Preußens Aufstieg war nicht allein das Verdienst des Preußenkönigs Friedrich II. Beachtlich sind zwar seine Führungsqualitäten und organisatorischen Leistungen auf dem Gebiet des Entwicklung des Gewerbes und der Manufakturen, der Landwirtschaft, des Forstwesens, der Besiedlung des Landes, von Wissenschaft, Kultur, Kunst und des Schulwesens, auch bei einer Reform des Justizwesens. Hier erwies er sich durchaus seines Wahlspruchs als würdig, „erster Diener seines Staates und Volkes“ sein zu wollen. Als aufgeklärter absolutistischer Monarch förderte er die religiöse Toleranz und lockerte die Pressezensur. Von ihm stammt dass geflügelte Wort „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“. Er schaffte im Strafprozess die Folter ab, mit Ausnahme bei Majestätsbeleidigung und Angriffen auf das Leben des Monarchen sowie bei Vaterlandsverrat und schweren Mordanklagen. In der Tradition der Kurfürsten von Brandenburg und seines Vaters, König Friedrich Wilhelm I. stehend, baute er auch das Staatswesen weiter aus. Staatwesen und Armee führte er mit eiserner Disziplin und Härte. Sein gutes Image im Volke nahm aber mit zunehmendem Alter ab, als er trotz seiner hohen Intelligenz und seiner Klugheit tyrannische Züge entwickelte. Sein Ruf als der geniale, immer siegreiche Feldherr und gerechte Herrscher kann aber durchaus mit Fug und Recht relativiert und sogar in Frage gestellt werden, zumal viele Darstellungen der Geschichte Preußens und speziell des Siebenjährigen Krieges auf seinen von ihm selbst verfassten Schriften beruhen. Friedrich II. blieb eben nur ein aufgeklärter absolutistischer Herrscher, der zudem den Angriffskrieg nicht nur praktizierte, sondern in seinen Schriften als Präventivkrieg im Interesse des Staates auch begründete und guthieß.


Friedrich II. bestieg als Hohenzollern-Monarch den Thron als Kurfürst von Brandenburg und König in Preußen im Jahre 1740 im Alter von 28 Jahren. Sein Vater, König Friedrich Wilhelm I. (auch der Soldatenkönig genannt), hatte ihm eine bestens gedrillte und ausgebildete sowie modern bewaffnete Armee hinterlassen. Noch im selben Jahr 1740 erteilte er den Befehl zur Okkupation und Annektierung des zur Habsburger Monarchie gehörenden Schlesien und löste damit den 1. Schlesischen Krieg aus. Er nützte dabei die geopolitische Konstellation nach dem Tode des habsburgischen römisch-deutschen Kaisers Karl VI. aus, der ohne männlichen Erben geblieben war und dessen älteste Tochter Maria Theresia gemäß den Bestimmungen der Pragmatischen Sanktion in Wien die Nachfolge angetreten hatte. Ihr wurde aber der Titel einer Kaiserin von zahlreichen anderen europäischen Dynastien streitig gemacht, auch weil sie eine Frau war. Diese Umstände gaben Friedrich II. den Vorwand zur Aggression. Er spekulierte darauf, dafür in Europa Anerkennung zu finden. 

Österreich konnte Schlesien zunächst nicht verteidigen, auch weil andere Mächte wie Frankreich an Österreich den Krieg erklärten und es europaweit zum sogenannter ÖsterreichischenErbfolgekrieg kam. Im Separatfrieden von Breslau ließ Friedrich II. sich 1742 den preußischen Besitz Schlesiens anerkennen. Doch für Österreich wendete sich das Blatt schon 1743. Zwar verlor das Haus Habsburg zunächst den deutschen Kaisertitel an Karl Albrecht von Bayern, aber die Truppen von Maria Theresia konnten mit englischer Unterstützung wieder in die Offensive gehen. Friedrich II. trat deswegen aus Furcht, Schlesien wieder zu verlieren, an der Seite der Gegner Österreichs in den sogenannten 2. Schlesischen Krieg ein. Diesmal griff Friedrich II. Böhmen an, scheiterte aber und musste seine Truppen wieder nach Schlesien zurückführen. In mehreren Verteidigungsschlachten gelang es ihm, Schlesien zu behaupten und im Friedensvertrag von Dresden 1745 die erneute Garantie seiner schlesischen Eroberungen zu erhalten. 

Österreich schmiedete inzwischen zusammen mit Kursachsen ein neues Militärbündnis gegen Preußen. Es gelang ihnen in einem Geheimvertrag Russland sowie auch Frankreich und Schweden zur Teilnahme zu gewinnen, indem man allen territoriale Versprechungen zu Lasten Brandenburg-Preußens, auch Kurhannovers machte. Auch Portugal schloss sich dieser Koalition an. 

Friedrich II. konnte mittels eines am Dresdner Hof eingeschleusten Spions in den Besitz einer Abschrift dieses Geheimvertrages gelangen, der das gemeinsame Losschlagen gegen Preußen für das Jahr 1757 vorsah. Friedrich glaubte deswegen, seinen Gegnern durch einen Präventivkrieg zuvorkommen zu können und befahl seiner Armee am 29. August 1756 den Einmarsch in Kursachsen. Das sächsische Heer war zu schwach, um ernsthaften Widerstand zu leisten. Nach der Kapitulation der sächsischen Armee am 17. Oktober 1756 schien der Weg nach Böhmen und Wien frei. Aber im Januar 1757 beschloss die Mehrheit der Reichstände auf einem von Wien einberufenen Reichstag die sogenannte Reichsexekution gegen den Preußenkönig, nur die Herzogtümer Hannover (Kurhannover) und Braunschweig sowie das Fürstentum Hessen-Kassel verbündeten sich an der Seite von Großbritannien mit Preußen. Zunächst war Großbritannien-Hannover der einzige starke Verbündete des Preußenkönigs, Großbritannien führte zu dieser Zeit in Amerika und Indien sowie auf den Weltmeeren einen erbitterten Kampf gegen Frankreich und erblickte im 3. Schlesischen Krieg eine Möglichkeit des Eingreifens in Kontinentaleuropa. Frankreich glaubte durch ein Bündnis gegen Preußen jetzt Großbritannien auf dem europäischen Kontinent vor allem im Hzt. Hannover, das dynastisch mit dem britischen Königshaus eng verbunden war, zu Leibe rücken zu können.

So kam es zum 3. Schlesischen Krieg.

Man spricht nun Friedrich II. in dem nun folgenden Siebenjährigen Krieg außerordentliches militärisches Können zu und feiert ihn als den glorreichen Sieger dieses Krieges. Ist das aber historisch nach der Faktenlage berechtigt?
Nach der Besetzung Kursachsens rückte sein zahlenmäßig starkes, hoch diszipliniertes und gut gedrilltes preußisches Heer in das damals zum Habsburger Reich gehörende Böhmen ein. Friedrich II gelang es zunächst die Österreicher in den Schlachten von Lobositz und Prag zu schlagen und Prag einzuschließen. Besetzen konnte seine Armee Prag nicht. 

Bei Kolin östlich von Prag erlitten die preußischen Truppen am 18. Juni 1757 eine vernichtende Niederlage. Allzu leichtsinnig hatte sich Friedrich II. durch Vorwärtsbewegungen ohne hinreichende Formierung und Absicherung zum Kampf gestellt. Nach schwersten Verlusten musste das Heer Friedrichs II. fluchtartig den Rückzug nach Schlesien und Kussachsen antreten. Die Blitzkriegsstrategie Friedrichs II. war gescheitert. Die preußische Niederlage war bereits so verheerend, dass man sie militärhistorisch mit der Niederlage Hitlers in der Winterschlacht vor Moskau 1941 vergleichen kann. Die Stoßkraft der preußischen Armee war durch die hohen Verluste entscheidend geschwächt. Damit war das Ziel dess Blitzkrieges zunichte gemacht worden und die Preußen mussten Böhmen wieder räumen. Erst in den Abwehrschlacht am 15. Dezember 1757 bei Leuthen siegte Friedrich II auf schlesischem Boden wieder über die Österreicher. Es war aber nur ein Abwehrsieg. In der Schlacht bei Rossbach wurde zusammen mit Truppen Hannovers und von Braunschweig über die vorrückenden Franzosen und Reichständetruppen am 5. November 1757 zwar ein Sieg errungen, den man auch dem Genie Friedrichs II. zuschreibt, ermöglicht wurde dieser Sieg aber maßgeblich dadurch, dass zu dieser Zeit Frankreich seine militärischen Hauptkräfte gegen England im Kampf um die Vorherrschaft in Amerika, Indien und auf den Weltmeeren einsetzte. Der Krieg an der Westfront Preußens bewirkte nur, dass in den folgenden Jahren große Teile Preußens und Norddeutschlands verwüstet wurden.

Das Hauptproblem wurde nun für Preußen das koordinierte Vorrücken der russischen Truppen vom Osten und der Österreicher vom Süden her in die preußischen Gebiete hinein. Der Preußenkönig war schon 1757/58 mit dem Vorrücken der russischen Truppen in Ostpreußen konfrontiert. Es drohte bereits der Einmarsch der Russen oder Kosaken, wie man die Russen auch nannte, in Brandenburg/Pommern. 

Jetzt folgte am 14. August 1758 die preußische Niederlage bei Hochkirch nahe von Bautzen gegen die Österreicher. Ein falsche Lageraufstellung seiner Truppen und eine fehlerhafte Lagebeurteilung Friedrichs II. ermöglichte den Österreichern einen schnellen Sieg durch einen von Friedrich nicht erwarteten Nachtangriff. Preußen gelang es nur durch die Verdienste der Generale von Ziethen und von Seydlitz einen großen Teil der Kavallerie zu retten. Es erlitt aber bei der Infanterie und Artillerie schwere Verluste. Und es verlor auch einen beträchtlichen Teil seiner kriegserfahrenen Offiziere und Generäle, so den Generalfeldmarschall Fürst Moritz von Anhalt-Dessau (genannt der alte Dessauer) und den Generalfeldmarschall James Keith, der schottischer Abstammung war. Die Resttruppen der preußischen Infanterie mussten sich nach schweren Verlusten geschlagen zurückziehen Eine noch einigermaßen intakte preußische Kavallerie rettete sie vor der Totalvernichtung.

Gegen die über Ostpreußen auf brandenburgisches Gebiet vordringenden russischen Truppen siegte die Preußenarmee zwar nochmals am 14. Oktober 1758 bei Zorndorf. Aber auch das war dem Charakter nach kein Sieg, der Preußen eine entscheidende Atempause verschaffte.
In dieser Schlacht sah es lange Zeit so aus, als ob die Russen siegen. Auch ein von Friedrich II. persönlich geführter Gegenangriff, wobei er mit gezogenem Degen an der Spitze seiner Truppen marschierte, brach unter hohen Verlusten zusammen. Erst ein überraschender preußischer Kavallerieangriff (die berühmte Zorndorfer Kavalkade des Reitergenerals von Seydlitz) in die russische Flanke rettete das preußische Heer vor der Niederlage. Die Preußen hatten bereits von 36 000 Soldaten 13 000 an Toten und Verwundeten verloren.

Friedrich II. konnte die russische Armee nicht mehr am weiteren Vordringen hindern.

Preußen erlitt im August 1759 bei Kunersdorf östlich von Frankfurt/Oder eine vernichtende Niederlage, und das obwohl Friedrich wieder unmittelbar die Kampfhandlungen an der Front befehligte. Die verlorene Schlacht von Kunersdorf besiegelte nach militärischen Aspekten das Ende Preußens. Die Schlacht von Kunersdorf war von russischen Truppen in Stärke von über 60 000 Soldaten im Bunde mit einem österreichischen Korps von etwa 20 000 Soldaten gewonnen worden. Von der preußischen Armee von 48 000 Soldaten waren noch 3000 übrig geblieben. Das schon durch vorausgehende Schlachten stark geschwächte preußische Heer verfügte über keine Reserven mehr und konnte seinen Gegnern keinen Widerstand mehr leisten. Großbritannien stellte die Zahlung von Subsidien an Preußen ein, weil es diesen Staat schon als Verbündeten aufgegeben hatte.

Der Weg der Russen und Österreicher nach Berlin-Potsdam war frei, der preußische Staat, seine Armee ausgeblutet sowie wirtschaftlich und finanziell total ausgezehrt, lag am Boden. Auch der totale Krieg durch Anspannung und Ausschöpfung der letzten Potenziale Preußens und die totale Ausplünderung Kursachsens konnte jetzt keine Rettung mehr bringen. Man konnte nur noch auf ein Wunder hoffen und dieses Wunder kam in der Tat. 

Die Russen drangen zwar noch kurzzeitig nach Berlin vor, zogen sich aber dann an die Oder zurück. Sie verzichteten darauf, weiter westwärts zu marschieren. Sie verzichteten auf die Besetzung von Berlin und Potsdam und hinderten auch die Österreicher daran. Zurückzuführen war das auf erhebliche Differenzen zwischen dem russischen Zarenhof und dem österreichischen Kaiserhof über die Kriegsziele. Es ging um die Frage des weiteren Schicksals Polens, wo bislang der Kurfürst von Sachsen König war und Polen damit unter dem dominierenden österreichischem Einfluss stand (das Kurfürstentum Sachsen war ein Satrap Österreichs), sowie um die Frage, welche Großmächte künftig den Haupteinfluss in den bis dato preußischen Gebieten ausüben sollten. Schon bei der Bildung der antipreußischen Koalition verhandelte der russische Zarenhof mit seinen Partnern über die Abtrennung bestimmter polnischer Gebiete an Russland im Austausch gegen Ostpreußen.

Die Zerstrittenheit führte zum Bruch der Koalition zwischen Russland und Österreich. Russische Unterhändler führten schon ab September 1759 Geheimverhandelungen mit Unterhändlern des Preußenkönigs. Friedrich II. sprach selbst in diesem Zusammenhang vom Wunder von Brandenburg. Das Wunder von Brandenburg ist aber nicht durch die Besteigung des Zarenthrons durch den angeblichen Preußenverehrer Peter III. zu erklären. Schon die russische Zarin Elisabeth visierte unter dem Druck ihrer politischen Berater ein Ausscheiden aus der Koalition mit Österreich und sogar ein Militärbündnis mit Preußen an. Es waren faktisch die Russen, die durch ihr nachlassendes Kriegsengagement es Friedrich II. dann nochmals ermöglichten, in den Schlachten bei Liegnitz (Schlesien) 1760 und Torgau (Sachsen) 1760 sowie bei Burkersdorf (Schlesien) 1762 über die Österreicher und Reichständetruppen zu siegen, wobei die Russen bereits Quasi-Verbündete der Preußen waren. Bei Burkersdorf standen sie in geheimer Absprache mit dem Preußenkönig vollends nur noch zum Schein auf der Seite der Österreicher auf dem Schlachtfeld, hielten sich aber dann im entscheidenden Moment gemäß einer Geheimabsprache mit Friedrich II. heraus, wodurch die Österreicher in eine Falle liefen. 

Im Dezember 1761 starb Zarin Elisabeth im Alter von 52 Jahren (wahrscheinlich wurde ihrem Tod nachgeholfen). Nachfolger wurde im Januar 1762 ihr Neffe Peter als Zar Peter III., der in seiner Jugend in Schleswig-Holstein gelebt hatte und dort erzogen wurde. Ihm wird nachgesagt, dass er ein rückhaltloser Verehrer der Preußen und des Preußenkönigs gewesen sei. Das stimmt nur bedingt. Ihn zeichnete eine gewisse Deutschenfreundlichkeit aus, die bezog sich aber nicht nur auf die Preußen. Als er den russischen Thron bestieg, traf er bereits auf ein politisches Umfeld der Enttäuschung der politischen Nomenklatura darüber, dass die Koalitionsmächte die maßgebliche Beteiligung Russlands an der Niederschlagung des preußischen Heeres nicht durch politische und auch territoriale Zugeständnisse und erhöhten politischen Einfluss des Zarenhofes in Europa honorieren wollten. Nach dem Willen Wiens, auch Londons und Stockholms sollte Russland im Wesentlichen auf die Positionen zurückgedrängt werden, die es zu Beginn des Siebenjährigen Krieges eingenommen hatte, und sogar noch an politischem Einfluss verlieren. Diese Undankbarkeit und gebrochenen Versprechen quittierte man am Zarenhof mit dem Austritt aus der Koalition, die de facto schon nach der Schlacht von Kunersdorf bröckelte. An der maßgeblich dadurch bedingten Annäherung Russlands an Preußen änderte sich deswegen im Grunde auch nichts, als Peter III. durch einen Offiziersputsch gestürzt und am 6. Juli 1762 ermordet worden war und dann seine Ehefrau als Katherina II. den Zarenthron bestiegen hatte.

In der Tat ermöglichte Russland noch dem preußischen Restheer, Schlesien wiederzubesetzen, bevor es zum Friedensvertrag von Hubertusberg 1763 kam. Russland konnte sich vertraglich mit Hilfe des Preußenkönigs den maßgebenden Einfluss in Warschau sichern. Schon 1764 wurde in Warschau auf Druck und mit Billigung der russischen Zarin Katherina II. und des Preußenkönigs Friedrich II., Stanislaw II. August Poniatowski zum König von Polen eingesetzt. Stanislaw II. August Poniatowski hatte mehrere Jahre am russischen Zarenhof gelebt und war ein Geliebter und Günstling von Katherina II. gewesen. 

Der Friedensvertrag von Hubertusburg 1763 bestätigte Preußen als europäische Großmacht und entschied die preußisch-sächsische Wirtschaftskonkurrenz zugunsten von Preußen, das Sachsen im Verlauf des Krieges erbarmungslos ausgebeutet und ausgeplündert hatte. Sächsische Gebiete konnte Preußen aber noch nicht erwerben. Es behielt aber Schlesien.

Schon im Jahre 1772 vereinbarten Preußen und Russland die erste polnische Teilung. Österreich wurde nur mit einem kleinen Teil Polens abgespeist. Maßgeblicher Initiator war Friedrich II. Auch die gesamte Aufteilung Polens wurde schon von Friedrich II. (Friedrich der Große) mit Katherina II. (auch genannt Katherina die Große) vereinbart. Durch diplomatische Verwicklungen bedingt, operierten beide aber vorsichtig. So kam es zur 2. polnischen Teilung 1793 und erst nach dem Tode von Friedrich II. im Jahre 1786 zur 3. polnischen Teilung 1795, mit der der polnische Staat zu bestehen aufhörte. Diese 2. und 3. Teilung wurde preußischerseits unter dem Nachfolger von Friedrich II., König Friedrich Wilhelm II., gemeinsam mit Katherina II. von Russland und Kaiser Franz I. von Österreich vollzogen. (Friedrich Wilhelm II. von Preußen war nicht der Sohn, sondern ein Neffe von Friedrich II., dessen Ehe mit Elisabeth Christine infolge Zeugungsunfähigkeit kinderlos blieb. Friedrich II. hatte sich nach Auskunft seiner Ärzte als Kronprinz kurz vor der Hochzeit am sächsischen Hofe in Dresden eine Geschlechtskrankheit zugezogen, die aber so verheilte, dass er ansonsten körperlich und geistig voll fit blieb. Die ihm unterstellte Homosexualität hätte übrigens, wenn sie zutreffend gewesen wäre, der Zeugung eines Thronerben nicht unbedingt im Wege gestanden).

Die Grundlage für die Aufteilung und Zerschlagung Polens hatte Friedrich II. zusammen mit Katherina II. schon nach dem Siebenjährigen Krieg gelegt. Der polnische Staat entstand als Herzogtum Warschau vorübergehend neu unter der Herrschaft Napoleons I. Bonaparte von 1807 bis 1812. Preußen hatte den Krieg gegen Napoleon Bonaparte verloren. Preußens Armee, die schon in den letzten Lebensjahren von Friedrich II. nicht mehr auf modernem Stand war, wurde 1806 in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen. Wieder war es Russland, das 1812/1813 durch die Siege seiner Armee über die napoleonischen Truppen Preußen rettete und dessen Wiederaufstieg als europäische Großmacht ermöglichte. Auf dem Wiener Kongress wurde 1815 das Königreich Polen (auch Kongresspolen genannt) gebildet. König von Polen wurde aber in Personalunion der russische Zar. Damit fiel Polen, bestehend aus wieder abgetrennten Teilen Preußens und Österreichs, an Russland. Erst 1918 entstand der selbständige polnische Staat neu. 

Aus dem Preußenstaat heraus entwickelte sich 1870/1871 das Deutsche Kaiserreich. Auch das wurde nur möglich, weil Russland dazu den Weg innerhalb der europäischen Mächtekonstellation freigegeben hatte.

1 Kommentar:

  1. Ich brauchte einige Stunden bis ich auf eure Seite gestossen bin. Dieser Beitrag ist sehr hilfreich für jederman der ihn hier liest. Danke fürs mitteilen.
    Russischen Frau

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