Montag, 22. September 2014

Jemen im Aufruhr und Saudis fürchten, von der ISIS in die Zange genommen zu werden


Gerade kommt die gute Nachricht, dass ein von der UNO vermitteltes Einverständnis erzielt worden ist, unter Einbeziehung aller Parteien, Houthis, Sunnis, Sezessionisten und Islamisten, nachdem die Houthis die Hauptstadt gestürmt hatten. Ein Waffenstillstand mit sofortiger Wirkung wurde ebenfalls geschlossen. Damit fällt hoffentlich auch die Mordkampagne des Nobelpreisträgers ins Wasser. 
Houthi-Rebellen
Nun zum Artikel: Einerseits sind die Leute vom 'Conflict Forum' (ehemalige Großkopfete in der US-Regierung)  wohl recht gut informiert, halten aber andererseits wichtige, jedoch unpassende Informationen zurück. Kein Wort über Obamas Drohnen-Privatkrieg gegen 'al Qaida' im Jemen, die auch von ihnen in Anführungsstriche gesetzt wird, aber im drauffolgenden Satz wird wieder getan, als gäbe es sie doch. Auch kein Hinweis darauf, dass auch der Interims-Präsident Hadi auf massiven Druck der USA sein Amt durch eine gefälschte Wahl gewann. Und überhaupt ist der ganze letzte Absatz völlig schwammig. Diese sogenannte 'al-Qaida' fällt plötzlich vom Himmel und wird in keiner Weise näher bestimmt. Jedenfalls hat es den Anschein, als ob sowohl die Saudis als auch die Amis an Einfluss verlieren.


Jemen im Aufruhr und Saudis fürchten, von der ISIS in die Zange genommen zu werden
Kommentator von Conflicts Forum Weekly
15. September 2014

Der Premierminster ist zurückgetreten; die Regierung ist entlassen worden; Sanas Straßen sind mit zehntausenden Houthi-Demonstranten und ihren Sunni-Alliierten gefüllt; die Straßen sind blockiert und der Interims-Präsident Abed Rabbo Hadi sieht entschieden angegriffen aus und seine Vorschläge, die Krise zu lösen und eine neue Regierung zu bilden, sind von den Demonstranten "als unzureichend" zurückgewiesen worden. Houthi-Sprecher sagten, dass der rituelle "Schrei" von den Dächern Sanas am Donnerstag abend, die "dritte Phase der Eskalation" einleiten würde und ihre komplette Ablehnung der Benzinpreiserhöhung (wie üblich Teil eines IWF-'Reform'-Programms) und der 'korrupten Regierung' bedeute.

Kurz, die Hadi-Stammes-Gruppierung der Houthi (genannt nach Hussein al-Houthi, der von der Regierung 2004 getötet wurde - zu Beginn des 6-jährigen Krieges gegen den Versuch von Präsident Saleh, die Bewegung zu zerschlagen) hat eine bemerkenswerte Wiedergeburt erlebt, ein Erneuerung, ausreichend für die Bewegung, die Herrschaft über Nordjemen errungen zu haben (die Gounvernate Sa'ada und Amran - und effektiv auch die Hauptstadt, obwohl sie nicht versuchten, Sana einzunehmen - bislang). Die Zaidi-Shiiten sind eine bedeutende Gemeinde in dem überwiegend sunnitischen Jemen (sie stellen 40 -45 % der Bevölkerung) und bilden eine solide Majorität im nördlichen Hochland, einschließlich der Sanaa-Region. Sie sind eine Schlüssel-Komponente der Proteste, die Präsident Saleh 2004 stürzten.

Trotz der Behauptungen, dass die Houthi eine Regierungs-Übernahme wünschen oder einen Militärcoup planen, ist die Bewegung sorgfältig darauf bedacht gewesen, ihre Forderungen nicht zu überziehen. Sie fordert nicht, die Regierung zu führen (sie will nicht einmal Ministerposten für sich). Sie fordert nur, dass die Erhöhung der Benzinpreise von 15 % zurückgenommen wird und die Preise auf den Stand von vor 2011 gebracht werden, und dass die Pläne der Regierung einer Föderation von sechs Regionen aufgegeben werden. Sie weisen auch die Initiative des Interims-Präsidenten Hadi zurück, eine Einheitsregierung zu bilden, in der er alle wichtigen 'strategischen' Kabinett-Minister ernennt, aber mit Vertretern der Sezessionisten im Süden und auch den Houthis. Für die meisten Demonstranten ist Hadis Initiative nur "mehr vom selben" und daher nicht akzeptabel. Die Zurückhaltung der Houthi hat die Basis der Proteste verbreitert, obwohl ein Stamm, der Hadi-loyal ist (die Harith) in den Straßen von Sana für den Präsidenten demonstrierte.

Die Houthis haben diese Position von 'Königsmachern' in Sana erreicht, nachdem sie Salehs Anstrengungen, das von den Houthi dominierte Sa'ada-Gouvernat zu 'wahabisieren' (indem sie die Zaidi-Imame rauswarfen und sie mit Wahhabi-orientierten Predigern ersetzten), und nachdem sie 2009 einen Angriff von Saudi-Grenztruppen zurückschlugen (Berichten zufolge den Saudis schwere Verluste zufügten), und nachdem sie die an der Moslem-Bruderschaft orientierte Islah-Partei besiegten, die jetzt von eingeweihten Kommentatoren als politisch gebrochen angesehen wird.

Die Houthis (oder Ansar Allah sind Teil der Shia-Zaidi) glauben, dass die Moslems nur von ihren Imamen regiert werden sollten, wie es seit mehr als 1000 Jahre der Fall war - eine Regel, die erst 1962 beendet wurde. Die ideologischen Differenzen zwischen Zaidis und der Sunni Shafi'i Majorität sind jedoch nicht groß. Beide Sekten lebten harmonisch zusammen und beteten in denselben Moscheen Jahrhunderte lang und viele Shafi'i Sunnis stehen auf Seiten der Houthi in ihrer Abneigung gegenüber den Moslembrüdern (Islah) und den Salafisten.

Die Saudis fürchten, dass die Houthis - indem sie effektiv die Übergangsregelungen beseitigten, die Jemen von der Gruppe der sechs Golfstaaten aufgezwungen worden waren , wodurch die Fortführung der alten Saleh-'Ordnung, aber unter einem neuen Interims-Präsidenten möglich wurde - die Instabilität verstärken, die Verpflichtung der Regierung, anti-Saudi-Elemente zu bekämpfen schwächen werden und den Da'ish erlauben werden, im Jemen Platz zu finden, wodurch diese die Saudis vom Irak auf der einen Seite und vom Jemen auf der anderen in die Zange nehmen könnten.

Hinter dieser Angst liegt noch ein Kummer der Saudis, dass die Houthi-Kampagne die sorgfältig eingeführten Saudi-Strukturen der Unterstützung (auch finanziell) in den vergangenen Jahren beseitigen. Und dass außerdem das Houthi-Durchsetzungsvermögen und anti-Regierungs-Gefühl wahrscheinlich die (Shi'i 'Severner') Ismailis (die in dem strategischen Grenzland sitzen, das früher zu Jemen gehörte, aber von den Saudis "genommen" wurde) aufhetzen könnten, diesen neuen Houthi-Aktivismus nachzuahmen.

Die Salafisierungs-Kampagne im Norden (von den Saudis unterstützt) ist von den Houthis bereits zunichte gemacht worden (obwohl es noch aktive andere pro-Saudi und pro-Katar Salafisten Bewegungen an anderen Orten gibt); Islah, die auch von gewissen Leuten in Saudiarabien und zum Leidwesen der Saudis auch von Katar finanziert wurde, ist jetzt sowohl gespalten (in pro-Saudi und pro-Katar-Elemente) und schwach. Die Sunni-Stämme, aus denen sich der sezessionistische Süden zusammensetzt, sind entschieden anti-saudisch und gegen die Regierung in Sana'a eingestellt (und stehen folglich den Houthis nahe) und sind - so wenig wie die Ismailis - nicht im Einflussbereich der Saudis.

Der Schlüssel ist folglich, wenn die Sana'a-Regierung unter die effektive Kontrolle der Houthi (Shi'i) fällt, was dann mit den Kräften passiert, die bislang als 'al Qaida'-Kräfte bezeichnet wurden und die eine erheblich Landmasse kontrollieren? Das ist der Kummer der Saudis. Sie haben Verbindung zur Jemen-al-Qaida, aber keineswegs die ganze (vielleicht weniger als die Hälfte). Wird Da'ish (ISIS) die Chance nutzen, einen Teil der sogenannten 'al Qaida' im Jemen, der vielleicht bereit wäre, den Kalifen in Mosul zu unterstützen, zu kooptieren? Damit würde die ISIS an einer schwachen Stelle des Königreichs sitzen. Die Zeit wird es weisen. Aber vielleicht wäre die beste Antwort der Da'ish für die Saudis (und ihre westlichen Alliierten), sich in die Forderungen der Houthis zu fügen, statt als radikale Militante portraitiert zu werden.


Quelle - källa - source

1 Kommentar:

  1. Off Topic , lieber Einar .
    Besteht die Möglichkeit das sie auch in dem Compact - Magazin von Jürgen Elssäser mal etwas schreiben ?!
    Ich weis von etlichen Leuten die dem Internet auf Grund von Überwachung den Rücken kehren und es nicht mehr nutzen wollen . incl. Telefon abmelden ectr. und statt dessen Compact lesen da dieses Magazin bzw. J . E. zur Zeit in Deutschland die einzige Quelle für die Wahrheit ist . Wäre Toll ich schätze Ihren Einsatz der Aufklärung sehr . Danke schön .

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