Montag, 15. September 2014

Realitäts Check aus Russland

Sharon Tennison hat mir diesen Bericht über die Wirklichkeit in Russland zugeschickt, der die Mischpoke in unseren Mainstreammedien mal wieder Lügen straft. Sie ist eine Person, die zuhören kann, was die Menschen zu sagen haben. Und da Sharon auch eine kluge Frau ist, kann sie nicht anders, als den vernünftigen Vorschlägen Putins zur Lösung der Krise in der Ukraine beizupflichten. Das jedoch kann Obama einfach deswegen nicht, weil er sich zum Bullenbeißer der Wallstreet gemacht hat, die ihre Agenda auf Biegen und Brechen durchsetzen will. Da wird es gefährlich, wenn eine Macht glaubt, auf Diplomatie verzichten zu können und sich völlig unflexibel verhält. In den USA gibt es weder auf der politischen Ebene noch in der Armee Kräfte, die den Finanzmafiosi die Zähne zeigen können, weshalb eigentlich nur das Volk übrigbliebe. Aber das ist in den Tiefschlaf gesunken und das schon seit langem.

Realitäts Check aus Russland

Sharon Tennison
14. September  2014

Ich bin seit zwei Wochen in St. Petersburg und Moskau gewesen.
Was die Tragödie, die in der Ukraine aufgeführt wird, angeht, ist es überraschend, eine totale Übereinstimmung der Meinung bei russischen Bürgern zu finden, einschließlich der Gruppen unserer CCI-Schüler. Dies ist nicht den "kontrollierten Medien" geschuldet, da alle, mit denen ich gesprochen habe, täglich eine Vielzahl von Medien-Quellen im Internet einschließlich der CNN checken. Ihr Alter reicht von 25 - 55 Jahre, die im allgemeinen der russischen Mittelklasse angehören. Es ist nicht eine seit langem bestehende Unterstützung für Putin, weil mindestens die Hälfte von ihnen zuvor keine Putin-Anhänger waren. Aber heute hat sich die Situation geändert.

Die Krim. Sie bleiben eisern dabei, dass die Krim immer russisch gewesen ist; dass Russland Schlachten geschlagen hat, um in früheren Jahrhunderten die Krim zu behalten, und dass außer einem kleinen Prozentsatz Tartaren die Krimbewohner ethnische Russen sind - und dass Chruschtchows Übergabe der Krim an die Ukraine nur ein Einfall auf dem Papier war eines diskreditierten Sowjetführers, der seinen Geburtsort mit seiner Macht beeindrucken wollte. Viele unserer Schüler  machen Ferien auf der Krim (sie hat beneidenswert warmes Klima) und sie sagen entschieden, dass sie nie eine andere Sprache als russisch auf den Straßen der Krim gehört haben, dass außerdem die Krimbewohner russisch-orthodox sind und sich selbst als Russen fühlen.

Mir wurde gesagt, dass 1991, als Jelzin, als er allen Gebieten außerhalb Russlands ihre Freiheit gab, die Krimbewohner sich selbst für unabhängig erklärten. Vier Monate später waren die Bürokraten in Kiew dagegen und ungkücklicherweise blieb die Krim seither an die Ukraine politisch gebunden. Unsere Freunde erinnerten mich daran, dass sie als Kinder in Sommer-Jugendlager auf die Krim fuhren und als Erwachsene regelmäßig ihre Ferien dort verbrachten. Sie haben die Krim als Teil Russlands angesehen, genau wie die Einheimischen.

Als dann offenbar wurde, dass Kiew die russische Sprache  nicht mehr als offizielle Sprache erlauben würde und schnell damit anfing, die westliche ukrainische Kultur zu institutionalisieren, sagten die Einwohner Stop. Unsere Schüler fügen hinzu, dass die Krimbewohner dankbar und glücklich waren, offiziell wieder zu Russland zu gehören.

Hat Russland die Absicht, frühere Sowjet-Territorien sich einzuverleiben? Die Russen waren schockiert, entgeistert, dass ich überhaupt fragen konnte, ob die russische Führung versuchen würde, in die baltischen Länder, Polen oder irgendeine der ehemaligen Sowjet-Republiken einzumarschieren. Ich stellte meine Frage neu ... "Was würdet ihr tun, wenn ihr im Fernsehen sähet, dass Russland beabsichtigt Truppen in eine dieser ehemaligen Republiken zu schicken?" Sie erregten sich, dass ich das nur als Möglichkeit erwäge. Sie sagten ganz entschieden, dass Russland unter keinen Umständen NIEMALS interessiert sein würde, wieder die Kontrolle über eins dieser Länder auszuüben. Es war für sie absolut undenkbar.

Will Russland mehr der südöstlichen Ukraine unter seine Kontrolle bringen? Absolut nicht, war die blitzschnelle Antwort im großen Saal. Sie meinten, dass Russland vielleicht beim Wiederaufbau helfen würde, wenn der Krieg zu einem Ende käme. Aber Russland wird NIE irgendeinen Teil der Südostukraine annektieren. Sie sagen, dass jede gegenteilige Information reine Propaganda wäre.

Russisch-ukrainische Geschichte: Die Russen haben sich immer tief den Ukrainern verbunden gefühlt - tatsächlich war Kiew das eigentlich Zentrum von Rus - Russlands Geschichte und Kultur. Jeder, mit dem ich sprach, hat enge Verwandtschaft in der Ukraine. Die beiden Länder haben sich selbst als derselben Familie zugehörig gefühlt (außer der Westukraine). Die Ukraine und Russland erinnern an siamesische Zwillinge - mit denselben Adern, Knochenstrukturen und Organen. Wenn man sie trennt, zerstört man wichtige Ströme der Produktion, des Handels, kritischer Infrastruktur - und außerdem die Herzen und Seelen der Leute, die seit über drei Jahrhunderten miteinander verbunden sind. Es ist kein Wunder, dass viele ukrainische Truppen desertiert sind und nicht aufeinander schießen können, als sie in die Schlacht geschickt wurden.

Die Ukraine ist nie ein unabhängiges Land mit Menschen gewesen, die durch eigene ethnische Bindungen zusammengeschweißt waren. Die westliche Ukraine, der europäische Teil, der zur UdSSR nach dem 2.Weltkrieg kam (vormalige Polen, Österreicher, Ungarn und Deutsche) versucht jetzt, den Rest der Ukraine mit Hilfe der USA, sich von Russland zu trennen und Europa beizutreten.

Die Ukrainer im Südosten, überwiegend ethnische Russen, weigern sich, ihre Sprache und Kultur aufzugeben und von den Westukrainern regiert zu werden. Das ist die Quintessenz.

Die Westukrainer kämpften mit den Nazis gegen die Sowjetunion im 2. Weltkrieg und haben seither Russland verachtet. Sie wollen natürlich mit Europa verbunden sein. Ich habe die ganze Zeit über empfohlen, die Ukraine in zwei kooperiende Staaten aufzuspalten. Jene, die Europa beitreten wollen, sollten die Erlaubnis erhalten, aber sie sollten nicht die russischen Teile der Ukraine von ihren engen Handels- und kulturellen Bindungen mit Russland wegreißen.

Die Ukraine hat anders als Russland schreckliche, korrupte Führer seit der Implosion des Kommunismus 1991 gehabt. Oligarchen (und politische Führer, die ukrainische Oligarchen verhätschelten) haben seither das Land zugrundegerichtet. Daher sind die gewöhnlichen Ukrainer zutiefst enttäuscht und wütend, dass sie keine Ordnung, Stabilität oder eine anständige ökonomische Entwicklung wie in Russland, Polen, Ungarn und dem Baltikum erfahren haben. Die Ukraine ist ein gescheiterter Staat - der Krieg zwischen dem westlichen und östlichen Sektor hat zusätzlich die geringen Hoffnungen zerstört, die es noch vor dem Konflikt gab.

DIE GROßE MACHT TRITT AUF DEN PLAN

So weit ich sagen kann, beschloss eine kleine, aber mächtige Minorität in Washington vor Jahren, dass die Ukraine der wichtigste Punkt wäre, ein künftiges "come back" Russlands zu einer der führenden Mächte der Welt zu verhindern. Archiv-Material zeigt, dass die Neokonservativen 1992 einen Plan entwickelten, dass sich Amerika darauf vorbereiten müsse, militärisch jedes Land zu zerschlagen, das eine Konkurrenz für seine Weltvorherrschaft wäre. Russland wurde erwähnt, von dem man glaubte, es würde die Union der früheren Republiken der UdSSR wieder herstellen. Diese Minorität gewann über Republikaner und Demokraten sowohl im Kongress als auch dem Weißen Haus die Oberhand.

Wie in den anderen Ländern (Irak, Iran, Libyen, Ägypten, Syrien, Mittel- und Südamerika) besteht die erste Aufgabe darin, die Führer der Länder zu dämonisieren und die Länder zu destabilisieren mit dem Ziel eines Regimewechsels. Es wäre zu rechtfertigen, wenn sich die Situationen in bessere Lebensbedingungen und Chancen für die Menschen in jenen Ländern herausstellen würden. Aber unglücklicherweise ist es in keinem der Länder der Fall gewesen.

Victoria Nuland, Chef-Diplomatin des US-Außenministeriums für die Zukunft der Ukraine, gab zu, dass unsere US-Steuerzahler etwa 5 Mrd. US-$ in die Vorbereitung der Ukraine gesteckt haben, sich an die USA und Europa anzuschließen - nicht an Russland. Das Ergebnis ist der KKrieg, der jetzt die Ukraine auseinanderreißt.

Die Russen wiederholen unaufhörlich, dass ihre Armee nur defensive Absichten hat, dass sie nie einen Krieg beginnen werden, um ein anderes Land zu übernehmen, aber dass sie ihre Grenzen verteidigen werden. Bei der tragischen Geschichte Russlands, von den Mongolen, Napoleon, Hitler und anderen invadiert worden zu sein, sind die Russen verständlicherweise paranoid.

RUSSLAND WIRD DIE NATO NICHT AN SEINEN GRENZEN DULDEN

Das ist nur recht und billig. Können wir uns vorstellen, was unsere US-Armee tut, dass die Russen Militärbasen überall in Kanada aufstellen, im Sekunden-Angriffs-Abstand von Washington - oder auch entlang der mexikanischen Grenze zu Amerika? Oder wie würde sich Frankreich fuhlen, wenn Deutschland sich entschlösse, Massenvernichtungs-Waffen an seinen Grenzen aufzustellen? Keine regionale, geschweige denn eine Weltmacht, würde das akzeptieren, ohne zurückzuschlagen. Das tat Putin, und Washington handelt, als ob das unvernünftig und undenkbar wäre.

Meine Meinung ist, dass Russland bemerkenswerte Zurückhaltung und kühlen Verstand bewahrt hat, und ständig mit verblüffend eleganten Lösungen aufwartete, um die dramatische Situation im Süden seiner Grenzen zu entschärfen.

Lasst uns hoffen und beten, dass in Washington Weisheit einkehre - dass die Spannungen zwischen Ukrainern vermindert werden, das Schießen aufhört und eine Koalition von Ländern anfangen kann, den Ukrainern zu helfen, den Winter zu überstehen.

4 Kommentare:

  1. Danke, Sharon.

    Ich lese mich seit Monaten in mehreren Sprachen durch die Presse der Welt. Ja, auch die russische. Ich verfolge die russische Außenpolitik seit der ersten Amtszeit von Wladimir W. Putin aufmerksam.

    Danke, dass jemand, der aus einem ganz anderen Kulturraum stammt als ich und anders sozialisiert worden ist, zu den gleichen Schlussfolgerungen kommt. Die derzeitige geopolitische Situation macht mich krank.

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  2. Danke! Auch ich schätze die Russen so ein, dass sie ihre Lehren aus zwei Weltkriegen und der katastrophalen Jahre, die nach dem Zerfall der UdSSR gezogen haben. Leider verharren die USA in ihrem Hegemonie-Wahn und die EU akquiriert aktiv andere Länder, was Russland nie getan hat.

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  3. Betr. Anektionen und Gebietsansprüche !

    Wenn die USA und GB und ihre Vasallen von der EU nun immer wieder die Forderung erheben, Russland solle die Krim zurück an die Ukraine geben, so sollte Russland die Gegenforderung an die USA stellen, das südliche Kalifornien und den größten Teil von Texas an Mexiko zurückzugeben. Diese Landesteile sind von den USA gestohlen worden.
    Mir ist natürlich klar, dass es nicht die einzigen gestohlen Gebiete sind, aber es ist vergleichbar mit der Krim, denn in St.Diego liegt fast die gesamte US-Pacific-Flotte.
    MfG grillbert aus Hamburg

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