Mein Freund Hashim al-Malki ist gerade aus Syrien zurück und wurde von Patrick Paulov für die Zeitung 'Proletären' interviewt. Mit ihm und 10 weiteren Leuten hätte ich Ende vergangenen Jahres nach Syrien fliegen sollen, doch wurde die Reise storniert, weil die Regierung nicht unsere Sicherheit garantieren konnte. Und diesmal hatte ich absolut keine Zeit, an der Reise teilzunehmen.
Lebhafte Debatten und Agitation vor der Wahl am 7. Mai |
Mittwoch, den 30. Mai 2012
Fakten und Hintergrund
[Die steht in der Zeitung in einem Kasten an der Seite. Aber solch avancierte Sachen kann man auf dem Blog nicht machen oder vielleicht sollte ich sagen: Ich kann es nicht.]
Die syrische Regierung
Die nationale progressive Front wird von der Baath-Partei geführt. In ihr sind weitere zehn politische Parteien vertreten, darunter die Sozialistische Union und zwei Kommunistische Parteien, die im Rahmen des Systems zeitweise in der Opposition waren.
Die Opposition
Die vielen kleinen Gruppen haben sich in drei Dachorganisationen zusammengeschlossen:
Der Syrische Nationale Rat (SNC) hat seine Basis in der Türkei und wird von der Moslem-Bruderschaft geleitet. Er unterstützt die Freie Syrische Armee und weigert sich, mit der Regierung zu verhandeln. Sie ist für eine ausländische militärische Intervention.
Das Nationale Koordinationskomité für Demokratische Veränderung (NCC) will die Regierung stürzen, ist aber gegen Gewalt, ethnisch-religiöse Spaltund und ausländische Einmischung.
Die Volksfront für Veränderung und Befreiung (PFCL) will durchgreifende Reformen, ist aber für nationale Einigkeit gegen ausländische Einmischung. Sie nahm an der Wahl teil. Kritisch wegen Wahlbetrug, aber beschloss trotzdem, am politischen Prozess teilzunehmen.
Die Parlamentswahl am 7. Mai
Die Wahlbeteiligung betrug 51%. In Anbetracht der bürgerkriegsähnlichen Situation in Teilen des Landes und wiederholten Terrortaten ist es keine sensationell niedrige Zahl.
„209 von insgesamt 250 Parlamentariern wurden erstmals gewählt.
Die Baathpartei und ihre alliierte Nationelle progressive Front erhielten gut 150 Mandate. Unabhängige Kandidaten erhielten 90, die PFCL fünf und neu gebildete Demokratische Partei ein Mandat.
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Hashim al-Malki und Khalid al-Abbud |
F: Es wird oft behauptet, dass Syrien sich weigert, Journalisten frei arbeiten zu lassen. Habt ihr nur gesehen, was die Regierung wollte, dass ihr seht?
A: Wir trafen, wen wir wollten und mehrere Treffen wurden durch private Kontakte arrangiert. Z. B. hatten wir ein Treffen mit einer der kritischsten Oppositionsalliansen, die sich weigert, einen Dialog mit der Regierung zu führen und zum Boykott der Wahl aufrief.
[Hashim al-Malki gibt zu, dass sie etwas beunruhigt waren, als sie sich zum Hauptquartier des NCC begaben.]
Wir waren halt auch vom Medienbild beeinflusst, das sagt, dass das Regime alles streng kontrolliert und gegen die Opposition hart vorgeht. Wir glaubten, dass deren Büro versteckt in einer Gasse liegen würde. Das stimmte nicht. Es liegt offen im Herzen von Damaskus und es gab jede Menge Leute, die kamen und gingen.
Abd al-Aziz |
Im Dezember vorigen Jahres konnten die NCC-Führer ins Ausland reisen zu Verhandlungen mit der bekanntesten Oppositionsallianz, dem Syrischen Nationalrat (SNC). Aber das Gespräch über eine geeinte Front scheiterte.
Unabhängig davon, was man von der NCC hält, so verteidigen diese Partei Syriens Selbständigkeit. Sie ist gegen die bewaffneten Gruppen und die ausländische Einmischung. NCC fühlt sich auch bedroht von den religiösen Fanatikern und Terroristen, die jetzt losgelassen wurden. Der Syrische Nationalrat (SNC), der vom Westen, der Türkei und den Golfstaaten unterstützt wird, hat andere Ziele. Die wollen einen ausländischen Militär-Eingriff.
[Eine Person, die großen Eindruck auf die Schweden machte, war Munir al-Hamish, Professor der Ökonomie und Leiter im Komité für den nationalen Dialog. Er verurteilte die bewaffneten Gruppen und die Golfstaaten, die die Waffen liefern. Aber er betonte, dass Syriens Regierung große Schuld am Konflikt trägt durch seine neoliberalen Reformen.]
Munir al Hamish |
Der Beschluss, die Subventionen für im Inland produzierte Waren zu streichen und zur gleichen Zeit die Grenzen zu öffnen, hatte dramatische Folgen. Billige Waren aus der EU und der Türkei strömten herein und die syrischen Produkte waren nicht mehr konkurrenzkräftig. Fabriken mussten schließen und Arbeiter verloren ihren Job. Handwerker und Kleinproduzenten konnten sich nicht mehr über Wasser halten.
Viele verließen die ländlichen Gebiete und leben in den Slums am Rande der Großstädte. Die Arbeitslosigkeit stieg stark. Und durch die Sanktionen ist alles noch schlimmer geworden. Munir al-Hamish meinte, dass es unter den Armen in den Vororten und auf dem Land eine Unterlage für religiösen Extremismus, Sektierertum und andere reaktionäre Ideen gibt.
FRAGE: Was ist Munir al-Hamish' Alternative zum Neoliberalismus?
ANTWORT: Eine Planwirtschaft, in der vom Staat eine gerechte Verteilungspolitik geführt wird, und in der der Staat wieder die Verantwortung für Ausbildung und Arbeit übernimmt. Ich will hinzufügen, dass Munir al-Hamish ein glühender Anhänger von Gunnar Myrdal ist, dessen Theorien und Forschung eine große Rolle für sozialistische Ökonomen in der arabischen Welt spielten.
[Trotz der Verstärkung der Gewalt meint Hashim al-Malki, dass es positive Anzeichen gibt. Wie etwa die größere Offenheit und die lebhaften Debatten vor der Wahl am 7.Mai.]
In den staatlichen und nichtstaatlichen Medien sahen wir Debatten zwischen Parteien, die zur Nationalen Progressiven Front und oppositionellen Parteien gehören. Selbst innerhalb der Front gibt es große Meinungsverschiedenheiten in sozialen und politischen Fragen.
FRAGE: Dein Bild stimmt überhaupt nicht überein mit dem Bild, das im Westen von der Wahl gemalt wurde. Wir haben nur von „Bluff-Wahlen“ und einem „bösen Scherz“ gehört.
ANTORT: Ich meine, es hat Fortschritte im demokratischen Prozess gegeben. Noch ein Beispiel: Khalid al-Abbud ist Vize-Sprecher des Parlamentes und vertritt die Sozialistische Union. Das ist eine kleine Partei, die „Nasseristen“ sind, nach Ägyptens sozialistischem Präsident Gamal Abdel Nasser, dem Führer des Panarabismus. Khalid al-Abbud stand auf dem 12. Platz der Liste der Nationalen Progressiven Front in Damaskus. Aber er erhielt mehr Stimmen als die elf, die vor ihm standen. Das zeigt, dass die Syrier eine bewusste Wahl trafen, als sie abstimmten.
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Sehr gut, mal einen Bericht in Deutsch zu finden!
AntwortenLöschenIch reiche ihn weiter!
Das ist die Wahrheit!
AntwortenLöschenSehr schön und ausführlich geschrieben, und gibt exakt die Lage in Syrien wieder!
AntwortenLöschenWeiter teilen ...ohne Worte ....das ist der Hammer ...TV ist ein Satanskasten ....
AntwortenLöschenWer weitere Wahrheiten über die Lage in Syrien lesen möchte, sollte den Artikel " Alles liegt in Assads Hand " ein Interviev mit dem syr.Wissenschaftler Mohammad-al-Habash in der Tageszeitung Neues Deutschland vom 21.6.2012 auf Seite 2 lesen.Ergänzend dazu " Ein Netzwerk mit eklatanten Unwahrscheinlichkeiten" von Oliver Eberhardt auf gleicher Seite.
AntwortenLöschenbin 27 jahre alt, lese seit meiner jugend täglich eine "qualitätszeitung", den standard aus österreich. kann nur sagen, die enttäuschung ist überwältigend, seit ich im internet informationen suche.
AntwortenLöschenwenn das breiter bekannt wird würds mich nicht wundern falls ein mob wütender akademiker die redaktion dem erdboden gleichmachen würde.
an den (so hoffe ich nun) ex standard leser über mir...die standard leser fühlen sich doch als die elite der eliten, tun alles was nicht in ihrem güldenem blättchen steht als verschwörungsschwachsinn ab und bemerken nicht, dass sie schlimmere hetzer als krone leser geworden sind, oder vielleicht eh schon immer waren. ich hab diesem blatt schon vor vielen jarhen den rücken zugekehrt und trotzdem immer wieder probiert dort in den kommentaren zb, etwas zu erreichen. hab ich absolut aufgegeben und seit monaten schau ich nicht mal mehr nach was dort so geschrieben steht. der herausgeber, oskar bronner ist seit jahren teilnehmer der bilderberger treffen, und jegliche kommentare darüber werden nicht veröffentlicht. leserbrief an otto ranftl geschrieben, seine antwort ein beispiel an zensur und verblödetem herunterspielen das seines gleichen sucht...
AntwortenLöschenalso bevor dort irgendwelche akademiker und sonstige elitäre übermenschen in deren redaktion einfallen....also ich bezweifle es...
Ich habe nach der Einleitung wieder abgebrochen, weil ich es unverschämt finde, wie der Autor mit meiner Zeit umgeht.
AntwortenLöschenNur unwichtiges rumgelaber zu Beginn.
Keine Ahnung ob der Artikel etwas Wichtiges enthält. gggggrrrr