Fernando Lugo |
Shamus Cooke
24. Juni 2012
Der jüngste Coup gegen Paraguays demokratisch gewählten Präsidenten ist nicht nur ein Schlag gegen die Demokratie, sondern auch ein Angriff gegen die arbeitende und arme Bevölkerung, die Präsident Fernando Lugo unterstützte und wählte, den sie als Bollwerk gegen die reiche Elite ansehen, die das Land seit Jahrzehnten beherrscht.
Die US-Mainstreammedien und Politiker nennen die Ereignisse in Paraguay nicht einen Coup, da der Präsident durch den von der Elite dominierten Kongress „legal wegen Amtsvergehen angeklagt“ ist.
Was war der wahre Grund des rechten Senats von Paraguay, den demokratisch gewählten Präsidenten abzusetzen? Ein anderer Artikel des Guardian macht dies klar:
„Der Präsident wurde auch vierer weiterer Punkte angeklagt: dass er unsachgemäß linken Parteien 2009 erlaubt habe, eine politische Versammlung in einer Armee-Basis abzuhalten; dass er erlaubt habe, dass etwa 3000 Landbesetzer [landlose Bauern] illegal eine große Sojabohnenfarm in brasilianischem Besitz besetzt haben; dass seine Regierung versäumt habe, Mitglieder einer [linken] Guerillagruppe der Paraguayan People's Army zu fangen … und dass er ein internationales [linkes] Protokoll unterschrieben habe, ohne es ordnungsgemäß dem Kongress zur Billigung vorzulegen.“
Der Artikel fügt auch hinzu, dass „frühere Alliierte des Präsidenten empört waren, dass er eine Mehrheit der Kabinettsposten linken Verbündeten gegeben und eine Minorität den Moderaten gegeben habe … Die politische Spaltung ist ganz deutlich geworden, als Lugo kürzlich öffentlich bekanntgab, dass er bei künftigen Wahlen linke Kandidaten unterstützen würde“.
Es ist offensichtlich, dass die wahren Verbrechen des Präsidenten die Bevorzugung von Paraguays Linken sind, was in Wirklichkeit die arbeitende und arme Bevölkerung bedeutet, die, wie in anderen lateinamerikanischen Ländern den Sozialismus als ihre Form des politischen Ausdrucks bevorzugen.
Obwohl Paraguays Elite die Kontrolle des Präsidentenamts verlor, konnte sie den Würgegriff um den Senat benutzen, um die Gewinne von Paraguays Armen rückgängig zu machen. Dies ist ähnlich wie die Situation in Ägypten: als das alte Regime der reichen Elite ihren Präsidenten/Diktator verlor, benutzte sie ihre Kontrolle über den Justizapparat beim Versuch, die Gewinne der Revolution rückgängig zu machen.
Ist es fair, Obamas Regierung für den jüngsten Coup in Paraguay verantwortlich zu machen? Ja, aber es braucht eine einführende Lektion über die US-Lateinamerika-Beziehungen, um zu verstehen warum. Paraguays Rechte – eine winzige reiche Elite – hat eine langwährende Beziehung zu den USA, die über Jahrzehnte hinweg im Lande Diktaturen unterstützt hat – ein übliches Muster in den meisten Ländern Lateinamerikas.
Die Vereinigten Staaten fördern die Interessen der Reichen dieser meist sehr armen Länder, und diese Eliten wiederum gehorchen der Unternehmer-freundlichen Außenpolitik der USA (Die offenen Adern Lateinamerikas – ein ausgezeichnetes Buch von Eduardo Galeano, das die Geschichte umreisst).
Paraguays Elite ist unfähig, so frech zu handeln, ohne vorher die USA zu konsultieren, da die benachbarten Länder überwiegend feindlich gegenüber so einem Akt eingestellt sind, weil sie US-gestützte Coups in ihren eigenen Ländern fürchten.
Paraguay's Elite hat nur die Armee zur Unterstützung im Inneren, die seit Jahrzehnten von den USA bezahlt und trainiert wird. Präsident Lugo hat die militärischen Verbindungen zur US-Armee nicht völlig beendet. Laut Wikipedia „liefert das US-Verteidigungsministerium technischen Beistand und Training, um zu helfen, die [Paraguay] Armee zu modernisieren und zu professionalisieren ...]“.
Kurz, es ist für Paraguay's Elite nicht entfernt möglich , ohne die Zusicherung der USA zu handeln, dass sie weiterhin die politische und finanzielle Unterstützung der USA erhalten wird; die Elite braucht jetzt eine steten Strom von Gewehren und Panzern, um sich gegen die Armen Paraguay's verteidigen zu können.
Die Paraguay umgebenden lateinamerikanischen Länder verurteilten die Ereignisse und machten eine Blitzvisite im Land, um sie zu verhindern. Was was die Antwort von Obamas Regierung? Business Week erklärt:
„Während Paraguay's Senat das Verfahren eröffnet hat, hat das US-Aussenministerium gesagt, dass es die Situation genau verfolge.“
„Wir verstehen, dass Paraguay's Senat dafür stimmte, Präsident Lugo anzuklagen“, sagte Darla Jordan, ein Sprecherin des Büros für Angelegenheitden der westlichen Hemisphäre im US-Aussenministeriums ... “Wir fordern alle Paraguayaner auf, friedlich zu agieren, mit Ruhe und Verantwortung, im Geist der demokratischen Prinzipien Paraguay's“.
Obama hätte genau so gut sagen können: „Wir unterstützen den rechten Staatsstreich gegen den gewählten Präsidenten von Paraguay.“
Ein Verbrechen gegen die Demokratie geschehen lassen – selbst wenn man „es genau beobachtet“ - und es nicht verurteilen, heisst mitschuldig daran zu sein. Die sorgfältig gewählten Worte des Aussenministeriums bedeuten, den impliziten Beistand für das neue illegale Regime in Paraguay zu geben.
Obama handelte deswegen so, als Lugo nach links rückte, weg von den Interessen der Multis und hin zu den Armen Paraguay's. Lugo hatte sich auch enger an regionale Regierungen angeschlossen, die für ökonomische Unabhängigkeit von den USA arbeiten. Am wichtigsten vielleicht von allem ist, dass Präsident Lugo 2009 der US-Armee verbot, eine neue Militärbasis in Paraguay zu bauen.
Was war die Antwort von Paraguay's arbeitenden und armen Leuten auf ihre neue Diktatur? Sie versammelten sich vor dem Kongress und wurden von Krawallpolizei und Wasserkanonen angegriffen. Es ist unwahrscheinlich, dass sie in dieser Angelegenheit ruhig sitzen werden, da Präsident Lugo ihre Hoffnungen für eine humanere Existenz weckte.
Präsident Lugo hat unglücklicherweise seinen Gegnern einen Vorteil gegeben, indem er die Entscheidungen akzeptierte, die er selbst einen Coup nannte, und erlaubte, dass er durch einen vom Senat ernannten Präsident ersetzt wird. Aber Paraguay's arbeitende und arme Bevölkerung wird mit mehr Kühnheit handeln, im Einklang mit den sozialen Bewegungen in ganz Lateinamerika, die heftige Schläge gegen die Macht ihrer reichen Elite geführt haben.
Präsident Obamas hinterhältige Aktionen gegen Paraguay bestätigen erneut, auf welcher Seite der Reichtumsgrenze er steht. Sein erster Coup in Honduras hat die Wut der ganzen Hemisphäre geweckt; dieser wird den Lateinamerikanern bestätigen, dass weder Republikaner noch Demokraten irgendetwas auf Demokratie geben.
Weiterführende Artikel hier und hier und hier und hier.
Quelle - källa - source
Eine hervorragende Analyse der Situation in Paraguay und Südamerika. Vielen Dank.
AntwortenLöschenIn meinen Augen schlecht recherchiert. Ich lebe seit vielen Jahren in Paraguay. Als erstes Mal ist auch die arme Bevölkerung von dem Präsidenten enttäuscht, da er nichts eingehalten hat, was er zu Beginn seiner Amtsperiode versprochen hat. Stattdessen unterstützte er Drogenhadel, der nur wenige Tage nach seiner Absetzung aufflog. Er unterstützte ebenfalls die sogenannten Capesinos und das fehlt hier am meisten! Das sind sogenannte landlose Bauern (Taugenichtse), die angeblich kein Grundstück haben und deshalb FREMDE Grundstücke infach zwangsbesetzen, für das andere Menschen bezahlt oder hart gearbeitet haben!!! Wen sie dann irgendwann durch korrupte Politiker wie Lugo und Co dann auch noch das Grundstück zugesprochen bekommen, verkaufen sie es und das Spiel geht von vorne los! Von wegen Obama hat hier nachgeholfen. Die Leute selbst hatten die Schnauze voll von einem ehemaligen Priester, der nachgewiesenermassen 17 uneheliche Kinder hat und alles daran gesetzt hat linksrdaikale Züge in die Gesellschaft zu bringen!!! Wo kommen wir denn da hin, wenn die fleissigen die Nachsicht haben und das Geld den Campesinos vor die Füsse geworfen werden und sie einen Teil an die korrupten Politiker abgeben müssen?
AntwortenLöschenSorry, aber zu einem guten Artikel fehlt es hier an wesentlich qualifizierterer Recherche!
Dem Artikel von "Anonym" kann ich in jeder Hinsicht nur zustimmen. Erwarte von dieser Adresse deutlich mehr Objektivität und Recherche.
LöschenIch lebe seit Jahren in Brasilien und kann den Kommentaren von "Lasaar und Anonym" in der gesehenen schwarz-weiss Ansicht nicht zustimmen. So ganz einfach die absolut ungerechte Landverteilung(leider auch hier in Brasilien) zu beschönigen und die Landlosen als Taugenichtse zu bezeichnen halte ich für emotionale Tieffliegerei und ziemlich heftige Arroganz.
AntwortenLöschenDass in Paraguay und auch in Brasilien eine vollumfängliche Landreform und Neuverteilung nötig ist, weiss eigentlich jeder, der sich noch einen Hauch von Gerechtigkeit bewahrt hat.
Leider scheint den Kommentatoren "Lasaar und Anonym", selbst der kleinste Hauch von Gerechtigkeit abhanden gekommen zu sein.
Im weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass auch mehrere Lateinamerikanische Nachbarn den Rechtsputsch in Paraquay aufs schärfste verurteilt und Brasiliens Dilma fordert gar den Ausschluss Paraguays aus den multilateralen Organisationen Mercosur und Unasur.
AntwortenLöschenhttp://amerika21.de/meldung/2012/06/52912/brasilien-und-argentinien
Also ich möchte festhalten, dass der Artikel von einem Herrn Cooke ist, der sich weitgehend auf den 'Guardian' stützt, und dass nicht ich den Artikel geschrieben habe. Dass Lugo kein Linker ist, sollte klar sein. Aber wenn er die Campesinos unterstützt hat, kann er nicht ganz schlecht sein. Und was die obigen zwei Kommentatoren gesagt haben, halt ich für absurd. Das ist dasselbe Gerede wie bei uns, dass die Arbeitslosen faule Säcke sind und "unser" Geld versaufen. Die gibt es gewiss - als winzige Minderheit. Und die Beispiele aus Brasilien haben gezeigt, dass der Rückgang der Armut hauptsächlich auf die von Lula endlich angekurbelte Landverteilung zurückzuführen ist.
AntwortenLöschenWer nicht betroffen ist und war, kann selbstverständlich Gutmensch sein. Ist jedoch interessant und sinnvoll, die Meinung derer einzuholen, die auf der Route der Campesinos lagen. Lugo war ein schlechter und eigennütziger President, was jedoch die Art und Weise seiner Absetzung nicht richtiger macht. Wegen dieser Form, einem Putsch gleich, sind die Nachbarländer nicht einverstanden. Ansonsten war Lugo auch für den Mercosur ein Querulant und nicht hilfreich.
AntwortenLöschenNachtrag: wie "Anonym" auch schrieb, verkaufen die Campesinos das ihr zugeschriebene Land wieder und führen, wie schon seit vielen Jahrzehnten, die gewaltsame Landbesetzung und somit ihr verantwortunsloses Leben weiter.
AntwortenLöschenAnonym und Lasaar sind wohl betroffene Landräuber und Ausbeuter des Volkes von Paraguay, weil nur Sie die Märchen verbreiten können das alle Landlosen Verbrecher sind. Die waren Gauner sind in der Politik zu finden, wie überall auf der Welt! Sollte mich nicht wundern wenn die zwei auch mit der Politik zu tun haben und von diesen Unterstützt werden!
AntwortenLöschenIch kann nur wiederholen was in dem Artikel steht: Der jüngste Coup gegen Paraguays demokratisch gewählten Präsidenten ist nicht nur ein Schlag gegen die Demokratie, sondern auch ein Angriff gegen die arbeitende und arme Bevölkerung, die Präsident Fernando Lugo unterstützte und wählte, den sie als Bollwerk gegen die reiche Elite ansehen, die das Land seit Jahrzehnten beherrscht.