Dieses Thema hat mich seit langem beschäftigt. Immer wollte ich einmal darüber schreiben, aber als ich an die immensen Implikationen dieses Themas dachte, die Zeit und die Untersuchungen, die das erfordern würde, verließ mich der Mut. Auch wenn dieser Artikel sehr kursorisch und unvollständig ist, habe ich ihn dennoch übersetzt, weil er überhaupt mal dieses emminent wichtige Thema aufgreift.
John Scales Avery
9. Juli 2013
Ethische Erwägungen sind traditionell von wissenschaftlichen Diskussionen ausgeschlossen. Diese Tradition wurzelt vielleicht in dem Wunsch der Gemeinde der Wissenschaftler, die bitteren religiösen Kontroversen, die Europa nach der Reformation spalteten zu vermeiden. Was immer der historische Grund sein mag, so ist es jedoch zur Gewohnheit geworden, von wissenschaftlichen Problemen in einer entmenschlichten Sprache zu reden, als ob Wissenschaft nichts mit Ethik oder Politik zu tun hat.
Die große Macht der Wissenschaft erwächst aus einer enormen Konzentration von Aufmerksamkeit und Ressourcen auf das Verständnis eines winzigen Teils der Natur, aber diese Konzentration ist gleichzeitig eine Verdrehung der Werte. Um effektiv zu sein, muss ein Wissenschaftler glauben, zumindest zeitweise, dass das Problem, an dem er oder sie arbeitet, wichtiger ist als alles andere in der Welt, was natürlich nicht stimmt. So wird ein Wissenschaftler, während er einen Bruchteil der Realität besser als irgendjemand sonst sieht, blind gegenübe dem größeren Ganzen. Zum Beispiel, wenn jemand durch ein Mikroskop schaut, sieht man eine winzige Szene in ungeheurem Detail, aber das ist alles, was man sieht. Das restliche Universtum ist aus der Konzentration ausgeblendet.
Das System der Belohnungen und Bestrafungen bei der Ausbildung der Wissenschaftler produziert Forscher, die äußerst kompetent sind, wenn es darauf ankommt, Lössungen für technische Probleme zu finden, aber ihr Training hat in keiner Weise sie ermutigt, an die ethischen oder politischen Konsequenzen ihrer Arbeit zu denken.
Wissenschaftler mögen in der Tat versucht sein, den unlösbaren moralischen und politischen Schwierigkeiten der Welt zu entrinnen, indem sie in ihre Arbeit eintauchen. Enrico Fermi (dessen Forschung wie die von anderen auch, machte die Atomwaffen möglich) sprach von der Wissenschaft als „soma“ - die eskapistische Droge in der 'Schönen Neuen Welt' von Aldous Huxley. Fermi benutzte vielleicht seine wissenschaftliche Beschäftigung als eine Flucht vor den beunruhigenden politischen Problemen der „30-er und 40-er Jahre“.
Die Erziehung des Wissenschaftlers produziert oft eine Person mit einem starken Gefühl der Lozalität zu einer bestimmten Forschungsdisziplin, aber vielleicht ohne ausreichende Berücktsichtigung für die Weise, wie der Fortschritt in jener Disziplin in Beziehung steht zur allgemeinen Wohlfahrt der Menschheit. Um diesem Mangel abzuhelfen, wäre es wünschenswert, wenn die Erziehung des Wissenschaftlers Diskussionen über Ethik umfassen würde und auch eine Zusammenfassung der Geschichte der modernen Wissenschaft und ihre Auswirkung auf die Gesellschaft.
Die explosive Zunahme der wissenschaftgetriebenen Technologie in den vergangenen zwei Jahrhunderten hat die Welt vollständig verändert, und unsere sozialen und politische Institutionen haben sich viel zu langsam dem Wandel angepasst. Das große Problem unserer Zeit ist es, die Gesellschaft nicht in Stücke sprengen zu lassen durch den überstürzten Fortschritt der Wissenschaft, das Problem der Harmonisierung unserer sozialen und politischen Institutionen mit der technologischen Veränderung. Wegen der großen Bedeutung dieses Problems, ist es vielleicht legitim zu fragen, ob irgendjemand heute als gebildet angesehen werden kann, ohne die Auswirkungen der Wissenschaft auf die Gesellschaft studiert zu haben. Sollten wir nicht dieses Thema in die Erziehung von sowohl Wissenschaftlern und nicht-Wissenschaftlern einbinden?
Die Wissenschaft hat uns eine große Macht über die Kräfte der Natur gegeben. Wenn kluge genutzt, kann diese Macht sehr zum menschlichen Glück beitragen, wenn nicht, kann es zu Elend führen. Mit den Worten des spanischen Schriftstellers Ortega y Gasset: „Wir leben zu einer Zeit, wo der Mensch, der Herr der Dinge, nicht Herr seiner selbst ist“. Oder wie Arthur Koestler bemerkt hat: „Wir können die Bewegungen eines Raumschiffes, das um einen entfernten Planeten kreist, kontrollieren, aber wir können nicht die Situation in Nordirland kontrollieren."
Um diese Situation zu beheben, sind Erziehungsreformen vonnöten. Wissenschaft und Ingenieur-Studenten sollten einige Kenntnisse der Geschichte und der sozialen Auswirkungen der Wissenschaft haben. Sie könnten einen Kurs über Geschichte der wissenschaftlichen Ideen erhalten, aber in Verbindung mit modernen historischen Entwicklungen wie der industriellen Revolution, der globalen Bevölkerungsexplosion, der Entwicklung der Atomwaffen, genetisches Engineering und Informations- Technologie sowie Diskussionen über soziale Wirkungen. Man kann hoffen, in Wissenschaftlern und Ingenieurs-Studenten ein Verständnis der Art zu erzeugen, in der ihre Arbeit in Beziehung zur allgemeinen Wohlfahrt der Menschheit steht. Diese Elemente werden in der Wissenschaftserziehung gebraucht, wenn die rapide technologische Entwicklung nutzbringend und nicht schädlich sein soll.
Als ein Beispiel der Schrecken, die durch den Mangel an Bewusstsein bei der Anwendung von Wissenschaft und Ingenieurskunst erzeugt wird, kann man an die Drohnen denken, die das illegale Morden von Männern, Frauen und Kindern in fernen Ländern zu einer Art Computerspiel machen, das von Operatoren gespielt wird, die in ihren bequemen Bunkern in Nevada sitzen. Jetzt gibt es offenbar einen Trend, Killer-Roboter frei von menschlicher Kontrolle zu machen, wie aus dem folgenden Auszug einer Erklärung von der Kampagne zum Verbot von Killerrobotern ersichtlich wird:
„Im vergangenen Jahrzehnt hat die erweiterte Benutzung von unbemannten bewaffneten Fahrzeugen dramatisch den Krieg verändert, was neue humanitäre und legale Herausforderungen mit sich bringt. Jetzt resultieren die rapiden Fortschritte in der Technologie in Bemühungen, voll autonome Waffen zu entwickeln. Diese Roboterwaffen wären in der Lage, selbständig Ziele auszuwählen und zu beschießen ohne menschliche Intervention. Diese Fähigkeit würde eine fundamentale Herausforderung zum Schutz von Zivilisten stellen und für die Übereinstimmung mit den internationalen Menschenrechten und humanitärem Gesetz.
Mehrere Länder mit modernen Armeen, einschließlich China, Israel, Russland, England und die USA bewegen sich auf Systeme zu, die den Maschinen größere Kampfautonomie geben würden. Wenn einer oder mehrere entscheiden, voll automatische Waffen einzusetzen, wäre das ein großer Schritt über die fernkontrollierten bewaffneten Drohnen hinaus. Dann könnten andere sich gezwungen fühlen, die Politik der Zurückhaltung aufzugeben, was zu einem Roboterwaffen- Wettlauf führen würde. Ein Abkommen ist jetzt nötig, um Kontrollen dieser Waffen einzurichten, bevor Investitionen, technologischer Schwung und neue militärische Doktrinen es schwer machen, den Kurs zu ändern.
Entscheidungen über Leben und Tod Maschinen zu überlassen, ist die Überschreitung einer fundamentalen moralischen Linie … Die Verwendung von vollautomatischen Waffen würde eine Verantwortlichkeits-Lücke schaffen, da es keine Klarheit gibt, wer legal verantwortlich wäre für die Aktionen eines Roboters: der Kommandeur, der Programmierer, der Hersteller oder der Roboter selbst? … Eine umfassendes, präventives Verbot der Entwicklung, der Produktion und Benutzung von voll automatischen Waffen – Waffen geschaffen zu töten ohne menschliche Mitwirkung – wird dringend benötigt.“
Wie Ärzte haben Wissenschaftler und Ingenieure die Entscheidung über Leben und Tod in ihren Händen. Es ist vorgeschlagen worden, dass fertige Wissenschaftler und Ingenieure eine Eid leisten müssten analog dem Ärzteeid. Sie müssten versprechen, niemals ihre Erziehung in den Dienst des Krieges zu stellen, auch nicht für die Produktion von Waffen oder in sonst einer Weise, die schädlich für die Gesellschaft oder die Umwelt wäre.
Quelle - källa - source
ich denke es braucht mehr als einen eid, es braucht rechtsgrundsätze die erarbeitet werden müssen und die entsprechenden gesetze zur folge haben. die kunst kennt den verrückten wissenschaftler ja schon länger. danke für den artikel.
AntwortenLöschenDas Problem sind die Menschen. Die Ärzte leisten schon lange einen solchen Eid, und trotzdem verschreiben sich nur die wenigsten von ihnen dem Heilen von Menschen. Den meisten geht es nur um den Profit. Anderenfalls hätten wir nämlich keine Schulmedizin, die fast ausschließlich der Medizinindustrie mit den Pharmariesen an der Spitze dient. Unsere Ärzte hätten die Fragwürdigkeit der Impfseren hinterfragt, würden Frauen längst statt einer Mammographie eine Thermographie empfehlen etc. etc.
AntwortenLöschenDiese Liste könnte ich fast endlos fortsetzen.
Also wird auch kein allgemeiner Eid für Wissenschaftler etwas ändern können. Man nehme nur den Komplex mit der CO2-Lüge. Es gibt tatsächlich immer noch Menschen, die sich als Wissenschaftler ausgeben und diese Lüge mit immer neuen Erfindungen aus der Welt der Phantasie am Leben erhalten wollen ("die Winter werden kälter, weil es wärmer wird").
Der Eid des Hippokrates ist heutzutage der Eid der Hypothese, da dieser Eid von den Ärzten nicht mehr geleistet wird und nur noch hypothetisch existiert, also quasi als Vorstufe einer Theorie. Selbst wenn die ethischen Überlegungen in ein Gesetz gefasst würden - wen würde denn dieses Gesetz überhaupt interessieren, wo heutzutage die Verfassungen auch nur noch existieren, um den Bürgern glauben zu machen, dass sie Rechte hätten. Verfassungen und Gesetze gelten nur für die einfachen Menschen und dienen den Mächtigen, Vorteile gegenüber den Bürgern zu ergattern. Als Beispiel sei hier die Monopolisierung der Geldschöpfung erwähnt. Monopole sind zwar verboten, private (Zentral-)Banken haben aber das Monopol (oder von mir aus Oligopol) zur Geldschöpfung. Geld ist Macht. Wo kämen wir da hin, wenn der Bürger sein eigenes Geld wählen könnte? Im übrigen schliesse ich mich mit Vergnügen dem vorherigen Kommentar an: "Das Problem sind die Menschen." und - sehr gut(!): "die Winter werden kälter, weil es wärmer wird".
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