Dienstag, 5. April 2016

"Die Panama Papers" (Update)

Ach du heiliger Strohsack! Gerade lese ich bei Heise, wer den ICIJ bezahlt: 
"Murray verweist vor allem auf die Finanzierung der vernetzten Rechercheure von ICIJ durch das USA's Center for Public Integrity. Dort finden sich noble Spender wie Ford Foundation, Carnegie Endowment, Rockefeller Family Fund, W K Kellogg Foundation und Open Society Foundation (George Soros)."
Dann wird ja  die Stoßrichtung der Süddeutschen Zeitung verständlich.
Einar Schlereth

5. April 2016

"Die Panama Papers" - so muss es natürlich auch in der 'Süddeutschen Zeitung" heißen, statt Panama-Papiere.  Es geht um Berge von verschlüsselten Papieren und Dokumenten der Anwaltfirma Mossack Fonseca in Panama, die anonyme offshore- Firmen in der ganzen Welt verkauft. So eine Briefkastenfirma erlaubt es dann den Firmen, ihre dunklen Geschäfte zu verbergen. Bislang liegen mehr als 3.6 Terabytes vor, das ist eine unvorstellbar große Datenmenge. Anonyme Quellen haben viele Zeitungen in 80 Ländern kontaktiert und ihnen das Material angeboten. Kostenlos. Sie wollen nur, dass die Gangster bestraft werden. Das wird ein frommer Wunsch bleiben, denn in erster Linie wird man nach denen suchen, die das ausgegraben und öffentlich gemacht haben.

Und hier ist die Startseite der SZ und was sehen wir da? Na klar, Putin vorneweg und hintendran der Ministerpräsident von Island, der sich einstweilen weigert, seinen Platz zu räumen. Wenn man dann allerdings auf die Seite der Investigativen Journalisten (ICIJ) geht, kommt eine ganz andere Seite hoch, die natürlich viel relevanter und spannender ist, nämlich in den ersten beiden Zeilen ein Dutzend der wirklichen Verbrecher und in den folgenden Zeilen folgen Bekannte und Verwandte von Staatschefs wie z. B. Putin, Assad - naja, alle die Lieblingsfeinde der westlichen Gangsterstaaten. Hierauf stützte sich auch die ultimative Entlarvung von Putin, die uns großmäulig angekündigt worden war. Tja, und schaut man dann mal nach, dann findet man nichts über Putin selbst, sondern über - zum x-ten Male - seine Töchter und Freunde, die selbstverständlich 'Intim-Freunde' sind - alles schon 100 Mal durchgekaut und als Lügen entlarvt. Aber das macht ja nichts, ein bisschen von dem Dreck bleibt immer hängen.

Auf der Seite der Journalisten kann man sich einen email-Führer durch die Papiere bestellen. Der ist allerdings vonnöten, denn hier handelt sich um einen Mt. Everest an Papieren, den eine Einzelperson nur bestaunen kann, ohne etwas damit anfangen zu  können.

Die indische Nachrichten-Seite Countercurrents hat das Augenmerk erst einmal auf den eigenen Misthaufen gelenkt und hat eine Liste von 500 Indern, darunter Reiche und Schöne, Politiker, Verbrecher und Knastbrüder und vor allem Geschäftsleute mit den Adressen und Telefonnummern veröffentlicht. Die indische Zeitung Indian Express hat mit ICIJ ein Abkommen als indischer Partner geschlossen und hat ein Team von 25 Reportern an die gewaltige Aufgabe gesetzt, die 'indischen Seiten' durchzuackern zeitgleich mit 375 Reportern in 76 Ländern.

Genau so sind auch die Isländer vorgegangen. Sie sind in ihrem Misthaufen fündig geworden und nun verlangen zehntausende Bürger den Rücktritt des Premiers von seinem Amt, der "das Volk betrogen hat".

Zehntausende verlangen Rücktritt des Premiers - der ziert sich aber  noch.

In England wird der Ministerpräsident Cameron unter Druck gesetzt, um endlich diese 'Steueroasen' - wie sie euphemistisch genannt werden - zu schließen. Davon sind allein auf den englischen Virgin Islands 10 000 Firmen von Fonseca registriert worden. Jeremy Corbyn - der vermutlich nächste Premier Englands - hat Cameron aufgefordert, endlich aufzuhören, in dieser Frage "wie die Katze um den heißen Brei zu schleichen".

Tja, und in Deutschland fangen sie erst einmal an, in den Misthaufen anderer zu stochern und hoffen drauf, dass die Leute vergessen, die eigenen Verbrecher ans Licht zu zerren.

Hier bekommt ihr einen Überblick, wie die deutsche Presse die Frage behandelt. Oh wie vorsichtig und zartbesaitet unsere Blätter da sein können. Da gibt es nicht die Rage und die Wut wie gegen Putin, Assad und Gaddafi noch über den Tod hinaus. Da wird getan, als handelte sich um eine fast unlösbare Frage. Kleinstbeträge von Privat -Personen,  die auf ein Hilfskonto für Familien in der Heimat Afrika bezahlt werden, die findet mant, bechlagnahmt sie und sperrt die Kontobesitzer ein. Geht alles ganz
problemlos. Aber bei BILLIONEN Dollar, da muss man sehr, sehr vorsichtig zu Wege gehen. Da richtet man den Blick gern weit, weit in die Ferne; ja Panama, dabei liegt Luxemburg vor unserer Haustür und England zum Beispiel gehören viele der Inseln, auf denen reichlich von den Oasen zu finden sind. Aber macht euch bitte keinerlei Hoffnungen, daß irgendetwas passiert.

Am Ende des Links gibt es auch noch ein kleines Video, in dem der deutsche und ein lateinamerikanischer Eigner von Fonseca befragt werden. Nun ja, sie sind ja nur ihren Geschäften nachgegangen, aber die Leute, die ihre Komputer gehackt haben, das sind Verbrecher.  Soso, das sagen die Herren Anwälte. Haben noch nie im Leben einen Krimi gelesen! Wenn da jemand einem Gauner hilft, seine gestohlenen Sachen zu verstecken und womöglich daraus noch Gewinne zu machen, nennt man das auf gut Deutsch Hehlerei. Nie gehört wie? Nö. Nicht in Panama.



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