Diese Analyse von Pepe Escobar entspricht weitgehend meiner Sicht. Sie beruht selbstverständlich auf der jetzt herrschenden prekären Weltsituation mit einer - noch - hegemonialen, brutalen und jedes internationale Recht beiseitewischenden Supermacht als größte Gefahr für die Welt und den Weltfrieden. Unter anderen Bedingungen - einem friedlichen Neben- und Füreinander - könnte, ja müsste die zukunftweisende Planung wesentlich anders aussehen. Da dürfte die Gewichtung nicht auf der geradezu überstürzten Ausbeutung von Ressourcen (u. a. in der sehr problematischen Exploration der Ölvorkommen im Eismeer) liegen, sondern auf der Berücksichtigung ökologischer und nachhaltiger Aspekte beim Umgang mit unserem Planeten. Unter dem Druck ständiger Drohungen und Aggressionen ist das wohl schwerlich machbar. Und ich bezweifle stark, ob es einen dritten Weg gäbe.
Pepe Escobar
27. März 2013
Berichte über den frühen Tod der
BRICS (Brasilien, Russland, China und Südafrika) sind stark
übertrieben worden. Die westlichen Mainstreammedien (MSM) wurden
überschwemmt mit solch einem Nonsense, der in diesem speziellen Fall
vom Chef des Morgan Stanley Investment Management verzapft wurde.
Die Wirklichkeit sieht anders aus. Das BRICS-Treffen an diesem Donnerstag in Durban/Südafrika wird unter anderem seine eigene Credit Rating Agency schaffen, um der Diktatur – oder der „einseitigen Agenda“ in der diplomatischen Sprache Neu Delhis – von Art der Moody's/Standard & Poor zu entgehen.
Sie werden auch die Idee einer BRICS-Entwicklungs-Bank weiterentwickeln mit einem Startkapital von 50 Mrd. $ (nur strukturelle Details müssen noch ausgefeilt werden), um zur Infrastruktur und nachhaltigen Entwicklungsprojekten beizutragen.
Entscheidend ist, dass die USA und die
EU keine Anteile an dieser Bank des Südens haben werden – eine
konkrete Alternative, die vor allem von Indien und Brasilien
vorangetrieben wurde, zur vom Westen beherrschren Weltban und dem
Bretton Woods System.Die Wirklichkeit sieht anders aus. Das BRICS-Treffen an diesem Donnerstag in Durban/Südafrika wird unter anderem seine eigene Credit Rating Agency schaffen, um der Diktatur – oder der „einseitigen Agenda“ in der diplomatischen Sprache Neu Delhis – von Art der Moody's/Standard & Poor zu entgehen.
Sie werden auch die Idee einer BRICS-Entwicklungs-Bank weiterentwickeln mit einem Startkapital von 50 Mrd. $ (nur strukturelle Details müssen noch ausgefeilt werden), um zur Infrastruktur und nachhaltigen Entwicklungsprojekten beizutragen.
Wie der ehemalige indische Finanzminister Jaswant Singh bemerkte, könnte solch eine Entwicklungsbank zum Beispiel Beijings Know-how kanalisieren, um Indiens massive Infrastruktur-Bedürfnisse zu finanzieren helfen.
Die riesigen politischen und ökonomischen Unterschied zwischen den BRICS-Mitgliedern sind offensichtlich. Aber indem sie sich als Gruppe entfalten, geht es nicht darum, die globale Wirtschaft vor der sich jetzt unaufhörlich entwickelnden Krise des fortgeschrittenen Kasino-Kapitalismus zu schützen.
Der Punkt ist, dass, abgesehen von Maßnahmen zur Erleichterung des wechselseitigen Handels, ihre Handlungen tatsächlich zunehmend politisch sein werden – da die BRICS nicht nur ihre ökonomische Schlagkraft einsetzen, sondern auch konkrete Schritte unternehmen, die zu einer multi-polaren Welt führen. Auf diesem Gebiet ist vor allem Brasilien sehr aktiv.
Die üblichen atlantischen Washington-Konsens-Fanatiker können – kurzsichtig wie sie sind – nichts anderes sehen, als dass die BRICS „mehr Anerkennung von den westlichen Mächten verlangen“.
Natürlich gibt es Probleme. Brasilien, China und Indiens Wachstum verlangsamte sich. Als China z. B. zu Brasiliens wichtigstem Handelspartner wurde – noch vor den USA – haben ganze Sektoren der Industrie in Brasilien unter der Konkurrenz der billigen chinesische Produkte gelitten.
Aber einige langfristige Perspektiven sind unausweichlich. BRICS werden schließlich stärker werden als der Internationale Geld Fond (IWF). Das Entscheidende ist, dass BRICS in ihren eigenen Währungen einschließlich einem global umtauschbaren Yuan Handel treiben können und sich damit noch mehr vom US-Dollar und dem Petrodollar entfernen.
Die Chinesische Verlangsamung
Es war Jim O'Neill von Goldman Sachs,
der den Begriff BRIC (ohne Südafrika damals) 2001 prägte. Es ist
erhellend herauszufinden, was er
jetzt darüber denkt.
O'Neill hebt hervor, dass China, das 2012 immerhin mit „bloß“ 7.7 % Wachstum hatte, alle 11 1/2 Stunden das Äquivalent der griechischen Ökonomie schuf. Chinas Verlangsamung war „strukturell und zyklisch“ - eine „geplante Verlangsamung“ zur Kontrolle der Überhitzung und Inflation.
Der BRICS-Vorstoß ist Teil eines unwiderstehlichen globalen Trends. Das meiste davon wird hier entschlüsselt, in dem neuen Bericht vom United Nations Development Programme. Das Fazit ist, dass der Norden im ökonomischen Wettlauf von dem globalen Süden mit rasender Geschwindigkeit überholt wird.
Laut diesem Bericht „wird zum ersten Mal in 150 Jahren der gesamte Ausstoß der drei führenden Wirtschaften der Entwicklungsländer – Brasilien, China und Indien – mit dem gesamten BNP der alten Industriemächte des Nordens gleichziehen.
Der offensichtliche Schlusssatz ist der, dass „der Aufstieg des Südens wird die Welt des 21. Jahrhunderts radikal verändern, indem die Entwicklungsländer das Wirtschaftswachstum vorantreiben werden und hunderte Millionen Menschen aus der Armut emporheben werden und Milliarden in eine neue globale Mittelklasse“.
Und als Knaller inmitten dieses Prozesses finden wir ein eurasisches Epos, die Entwicklung der strategischen Beziehung zwischen Russland und China.
O'Neill hebt hervor, dass China, das 2012 immerhin mit „bloß“ 7.7 % Wachstum hatte, alle 11 1/2 Stunden das Äquivalent der griechischen Ökonomie schuf. Chinas Verlangsamung war „strukturell und zyklisch“ - eine „geplante Verlangsamung“ zur Kontrolle der Überhitzung und Inflation.
Der BRICS-Vorstoß ist Teil eines unwiderstehlichen globalen Trends. Das meiste davon wird hier entschlüsselt, in dem neuen Bericht vom United Nations Development Programme. Das Fazit ist, dass der Norden im ökonomischen Wettlauf von dem globalen Süden mit rasender Geschwindigkeit überholt wird.
Laut diesem Bericht „wird zum ersten Mal in 150 Jahren der gesamte Ausstoß der drei führenden Wirtschaften der Entwicklungsländer – Brasilien, China und Indien – mit dem gesamten BNP der alten Industriemächte des Nordens gleichziehen.
Der offensichtliche Schlusssatz ist der, dass „der Aufstieg des Südens wird die Welt des 21. Jahrhunderts radikal verändern, indem die Entwicklungsländer das Wirtschaftswachstum vorantreiben werden und hunderte Millionen Menschen aus der Armut emporheben werden und Milliarden in eine neue globale Mittelklasse“.
Und als Knaller inmitten dieses Prozesses finden wir ein eurasisches Epos, die Entwicklung der strategischen Beziehung zwischen Russland und China.
Es geht immer um Pipelineistan
Der russische Präsident Putin macht
keine Gefangenen. Er will die BRICS in „einen umfassenden
stratedischen Kooperations-Mechanismus steuern, der es uns erlauben
wird, gemeinsam nach Lösungen für Schlüsselprobleme der globalen
Politikzu suchen“.
Dies wird eine gemeinsame BRICS-Außenpolitik umfassen – und nicht nur eine selektive Koordination von bestimmten Themen. Es wird Zeit brauchen. Es wird schwer werden. Das weiß Putin sehr wohl.
Was es noch faszinierender macht ist, dass Putin seine Ideen bei dem dreitägigen Besuch des chinesichen Ministerpräsidenten Xi Jinping in Moskau vorbrachte. Er scheute keine Mühen zu betonen, dass die russisch-chinesichen Beziehungen jetzt „die besten in ihrer jahrhundertealten Geschichte“ seien.
Das ist nicht gerade das, was die hegemonistischen Atlantiker hören möchten, die immer noch eifrig dabei sind, die Beziehung in Begriffe des Kalten Krieges zu kleiden.
Xi gab stilvoll zurück: „Wir sind nicht gekommen, um Sie wegen nichts zu sehen“ - was teilweise hier erläutert wird. Und wartet, bis Chinas kreativer Schwung Dividende einbringen wird.
Pipelineistan liegt unvermeidlich im Zentrum von BRICS Komplementärbeziehungen.
Chinas Bedarf an russischem Öl und Gas ist eine Frage nationaler Sicherheit. Russland will mehr und mehr davon verkaufen und will sich weg vom Westen diversifizieren; darüberhinaus will Russland chinesische Investitionen in seinem Fernen Osten – der riesigen Trans-Baikal-Region – mehr als willkommen heißen.
Und nebenbei gesagt – die „gelbe Gefahr“ greift nicht auf Siberien über - wie der Westen es gerne darstellt. Es gibt nur 300 000 Chinesen, die in Russland leben.
Eine direkte Konsequenz des Putin-Xi-Gipfels ist, dass von jetzt an Beijing für russisches Öl im voraus bezahlen wird – im Tausch für Anteile in einer Anzahl von Projekten, zum Beispiel, dass Rosneft und CNPC gemeinsam offshore-Blöcke in der Barentsee prospektieren.
Gazprom seinerseits hat einen lange erwarteten Gas-Deal mit der CNPC abgeschlossen; 38 Mrd. m³ werden jährlich über die ESPO-Pipeline von Siberien mit Beginn in 2018 geliefert werden. Und bis Ende 2013 wird ein neuer chinesischer Vertrag mit Gazprom geschlossen, bei dem es um Gaslieferungen für die nächsten 30 Jahre geht.
Die geopolitischen Auswirklungen sind immens. Mehr Gas aus Russland zu importieren, hilft Beijing, nach und nach dem Dilemma in der Straße von Malacca und Hormuz zu entrinnen – von der Industrialisierung der immensen, dicht besiedelten und stark von der Landwirtschaft abhängigen Inlandprovinzen, die beim ökonomischen Boom vernachlässigt wurden, ganz zu schweigen.
So fügt sich das russische Gas in den Großen Plan der Chinesischen Kommunistischen Partei ein; die Inland- Provinzen als Nachschubbasis für die immer reicher werdende städtische 400 Millionen starke chinesische Mittelklasse an der Küste ausbauen.
Als Putin betonte, dass er nicht die BRICS als einen „geopolitischen Konkurrenten“ des Westens betrachtet, war das ein Trumpf, die offizielle Leugnung, die bestätigt, dass es stimmt. Durban könnte den Beginn solch einer Konkurrenz festigen. Es versteht sich von selbst, dass die westlichen Eliten – auch wenn sie in Stagnation und Bankrott versinken – keine ihrer Privilegien ohne einen heftigen Kampf aufgeben werden.
Dies wird eine gemeinsame BRICS-Außenpolitik umfassen – und nicht nur eine selektive Koordination von bestimmten Themen. Es wird Zeit brauchen. Es wird schwer werden. Das weiß Putin sehr wohl.
Was es noch faszinierender macht ist, dass Putin seine Ideen bei dem dreitägigen Besuch des chinesichen Ministerpräsidenten Xi Jinping in Moskau vorbrachte. Er scheute keine Mühen zu betonen, dass die russisch-chinesichen Beziehungen jetzt „die besten in ihrer jahrhundertealten Geschichte“ seien.
Das ist nicht gerade das, was die hegemonistischen Atlantiker hören möchten, die immer noch eifrig dabei sind, die Beziehung in Begriffe des Kalten Krieges zu kleiden.
Xi gab stilvoll zurück: „Wir sind nicht gekommen, um Sie wegen nichts zu sehen“ - was teilweise hier erläutert wird. Und wartet, bis Chinas kreativer Schwung Dividende einbringen wird.
Pipelineistan liegt unvermeidlich im Zentrum von BRICS Komplementärbeziehungen.
Chinas Bedarf an russischem Öl und Gas ist eine Frage nationaler Sicherheit. Russland will mehr und mehr davon verkaufen und will sich weg vom Westen diversifizieren; darüberhinaus will Russland chinesische Investitionen in seinem Fernen Osten – der riesigen Trans-Baikal-Region – mehr als willkommen heißen.
Und nebenbei gesagt – die „gelbe Gefahr“ greift nicht auf Siberien über - wie der Westen es gerne darstellt. Es gibt nur 300 000 Chinesen, die in Russland leben.
Eine direkte Konsequenz des Putin-Xi-Gipfels ist, dass von jetzt an Beijing für russisches Öl im voraus bezahlen wird – im Tausch für Anteile in einer Anzahl von Projekten, zum Beispiel, dass Rosneft und CNPC gemeinsam offshore-Blöcke in der Barentsee prospektieren.
Gazprom seinerseits hat einen lange erwarteten Gas-Deal mit der CNPC abgeschlossen; 38 Mrd. m³ werden jährlich über die ESPO-Pipeline von Siberien mit Beginn in 2018 geliefert werden. Und bis Ende 2013 wird ein neuer chinesischer Vertrag mit Gazprom geschlossen, bei dem es um Gaslieferungen für die nächsten 30 Jahre geht.
Die geopolitischen Auswirklungen sind immens. Mehr Gas aus Russland zu importieren, hilft Beijing, nach und nach dem Dilemma in der Straße von Malacca und Hormuz zu entrinnen – von der Industrialisierung der immensen, dicht besiedelten und stark von der Landwirtschaft abhängigen Inlandprovinzen, die beim ökonomischen Boom vernachlässigt wurden, ganz zu schweigen.
So fügt sich das russische Gas in den Großen Plan der Chinesischen Kommunistischen Partei ein; die Inland- Provinzen als Nachschubbasis für die immer reicher werdende städtische 400 Millionen starke chinesische Mittelklasse an der Küste ausbauen.
Als Putin betonte, dass er nicht die BRICS als einen „geopolitischen Konkurrenten“ des Westens betrachtet, war das ein Trumpf, die offizielle Leugnung, die bestätigt, dass es stimmt. Durban könnte den Beginn solch einer Konkurrenz festigen. Es versteht sich von selbst, dass die westlichen Eliten – auch wenn sie in Stagnation und Bankrott versinken – keine ihrer Privilegien ohne einen heftigen Kampf aufgeben werden.
Pepe Escobar ist der Autor von
'Globalistan: How the Globalized World is Dissolving into Liquid War'
(Nimble Books, 2007) und 'Red Zone Blues: a Snapshot of Baghdad
during the Surge'. Sein neuestes Buch heißt 'Obama does Globalistan'
(Nimble Books, 2009).
Er ist erreichbar unter
pepeasia@yahoo.com
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