Montag, 16. November 2015

Zuckerindustrie droht, die WHO zu zerschlagen

Die Frechheit der Multis kennt keine Grenzen. Jeder normale Staatsbürger – wo auch immer – wird im Falle von ernsten Erpressungen sofort hinter Gitter gesteckt. Aber Lobbyisten werden sogar als ehrenwerte Staatsbürger angesehen.  Dabei sind sie schlimmer, als die Händler, die Jesus aus dem Tempel gejagt hat. Sie sind Händler des Todes. Alle, ob sie Lobbyisten für die Zuckerindustrie, für die Erdöl-, Agro-, Pharma- oder gar die Atomindustrie sind. Sie sollten aus allen demokratischen Institutionen hinausgejagt und vor Gericht gestellt werden - natürlich mit ihren Auftraggebern, die sich immer so schön bedeckt halten. Wer nur an 'Die Welt' glaubt, kann sich hier diesen Artikel reinziehen.


Zuckerindustrie droht, die WHO zu zerschlagen

Sarah Boseley
3. November 2015

Aus dem Englischen: Einar Schlereth


Dies ist, glaube ich, nicht die Zucker-Lobby

Die Zuckerindustrie in der USA droht, die Weltgesundheits-Organisation auf die Knie zu zwingen, indem sie vom Kongress fordert, die Zahlungen an die WHO einzustellen, bevor sie nicht ihre Richtlinien für gesundes Essen fallen lässt, die am Mittwoch veröffentlicht werden sollen. Die Drohung wird von WHO-Insidern als gleichwertig mit Erpressung beschrieben und schlimmer, als all der Druck, der von der Tabak-Industrie ausgeübt wurde.

In einem Brief an Gro Harlem Brundtland, Generaldirektorin der WHO, sagt der Zuckerverband, er werde „jeden Weg nutzen, um die zweifelhafte Natur“ des WHO-Reports über Speisen und Nahrung aufzudecken und die 406 Mill. $ der USA anzufechten.

Die Industrie ist wütend über die Richtlinien, in denen es heißt, dass Zucker für höchstens 10% gesunder Nahrung steht. Sie behauptet, dass die Untersuchung internationaler Experten, von der die 10% Grenze festgelegt wurde, wissenschaftlich unhaltbar sei, und besteht darauf, dass andere Beweise zeigen, dass ein Viertel unserer Nahrung und Getränke sehr wohl Zucker enthalten kann.
„Die Dollar der Steuerzahler sollten nicht benutzt werden, unsinnige, nichtwissenschaftliche Berichte zu unterstützen, die nichts zur Gesundheit und dem Wohlbefinden der Amerikaner beitragen und noch weniger für den Rest der Welt,“ heißt es im Brief. „Wenn nötig, werden wir neue Gesetze fördern und ermutigen, die fordern, dass künftige Gelder an die WHO nur bezahlt werden, wenn die Organisation akzeptiert, dass alle Berichte durch überlegene Wissenschaft getragen werden.“

Der Verband, zusammen mit sechs anderen großen Nahrungs-Industrien, haben auch an den US-Gesundheits-Sekretär Tommy Thompson geschrieben und gefordert, dass er seinen Einfluss nutze, damit der WHO-Bericht zurückgezogen werde. Zu der Koalition gehört der US-Rat für Internationales Business, dem 300 Unternehmen angehören wie Coca-Cola und Pepsi-Cola.

Die brutale Taktik der Zucker-Lobby ist nichts Neues, laut Prof. Phillip James, britischer Vorsitzender der Internationalen Fettsucht Taskforce, der den früheren Report der WHO von 1990 schrieb. Am Tag, nachdem sein Experten-Komitee die 10 % Grenze festlegte, wurde die Welt-Zuckerorganisation „hysterisch“, sagt er. „Vierzig Botschafter schrieben an die WHO und bestanden darauf, dass der Report zurückgezogen werde, weil er sonst bleibenden Schaden in den Ländern der 3. Welt anrichten würde.“

Prof. James wurde zur US-Botschaft in Genf zitiert, „um ihnen zu erklären, warum sie plötzlich eine Menge Druck vom Außenministerium erhielten, damit der Report vom Tisch komme“. Die Zucker-Industrie hatte, wie er rausfand, Washingtons Top-Lobby-Unternehmen angeheuert.

Die Zucker-Lobby hatte damals keinen Erfolg, aber jetzt, sagt er, „gibt es eine Wiederholung, aber mit mehr Macht, weil die Nahrungs-Industrie größeren Einfluss als auf die Bush-Regierung hat“.
Seit dem Report von 1990 ist das International Life Sciences Institute, von Coca-Cola, Pepsi-Cola, General Foods, Kraft and Procter and Gamble gegründet, bei der WHO und der der UN-FAO akkreditiert worden.

Prof. James sagte auch: „Ich wurde gebeten, keine Emails mehr zu verschicken über Aspekte von Speise und Gesundheit bezüglich Zucker. Mir wurde gesagt, dass die Nahrungs-Industrie innerhalb von 24 Stunden überall telefoniere und Essen arrangiert.“ Aubrey Sheiham, Professor für öffentliche Zahngesundheit am Universitäts-College der Londoner Medizinschule, sagte, er habe auch die Stärke der Zuckerlobby erfahren, als er einer der Experten war, die den Euro-Diät Plan aufstellten.

„Ich schrieb den Teil über Zucker,“ sagte er. „Als wir uns in Kreta [im Juni 2000] trafen, sagten die Zuckerleute, wenn die 10% drinstehen, wird der ganze Report blockiert. Wir steckten mit mehreren Leuten, auch Diplomaten, die Köpfe zusammen, trafen uns in Schlafzimmern und fragten uns, wie wir so arbeiten können?“

Am Ende, sagte er, arbeiteten wir eine Empfehlung aus, dass niemand mehr als viermal am Tag Zucker essen sollte, was ein Äquivalent von 10% war. Aber er meinte, dass das Komitee schikaniert wurde.

Die Ziele des Zuckerverbandes für den neuen Report wurden als Entwurf auf der Webseite der WHO veröffentlicht zu Beratungszwecken ohne „einen externen peer-review Überprüfungs-Prozess“. Sie wollen eine umfassende ökonomische Analyse der Auswirkung der Empfehlungen auf alle 192 Mitglieds-Länder. Im Brief an Dr. Brundtland wird verlangt, dass die Veröffentlichung am Mittwoch eingestellt werde.

Der Bericht über Speisen, Ernährung und Verhütung von chronischen Krankheiten ist bereits von der Soft-Getränke-Industrie heftig kritisiert worden, deren Mitglieder praktisch in der ganzen Welt verkaufen, auch in der 3. Welt, wo Mangelernährung anfängt mit der Fettsucht in den reichen Ländern zu koexistieren.

Die Industrie akzeptiert nicht die Schlussfolgerung der WHO, dass gesüßte Softdrinks zur Fettsucht-Pandemie beitragen. Die National Soft Dring Association/Washington sagte, „die Empfehlung (des Reports) über die zugefügte Zuckermenge sei zu restriktiv“. Der Verband ist für 25%.

Die WHO weist entschieden die Kritik der Zuckerlobby zurück. Ein Beamter sagte, dass ein Team von 30 unabhängigen Experten die wissenschaftlichen Beweise geprüft hätte und ihre Schlussfolgerung in Übereinstimmung mit 23 nationalen Reporten stehe, die im Schnitt ein Limit von 10 % gesetzt hatten.

In dem Brief an Thompson beruft sich die Zucker-Lobby vor allem auf einen neuen Report vom Institute of Medicine mit ihrer Behauptung, dass eine Zuckereinnahme von 25 % akzeptabel sei. Aber Harvey Fineberg, Präsident des Instituts schrieb an Thompson und warnte davor, den Report falsch zu interpretieren. Er sagt, er empfehle nicht die Einnahme von Zucker.

1 Kommentar:

  1. Danke, Einar.
    Meine Ergänzung dazu:
    (Admin: Die Frechheit kennt keine Grenzen, das ist völlig richtig. Was ich noch gerne ergänzen möchte ist:

    Das Hinzufügen von Gluscosesirup aus genmanipuliertem Mais in allen Fertiggerichten, in der Wurst, in Pizzen, in den Getränken wie Cola und Limonade, ist ein weiterer gesundheitsschädlicher Faktor. Dieses Zeug dient dazu, das Hungergefühl zu umgehen und es entsteht eine Sucht nach immer mehr von diesen Speisen und Getränken.

    Aspartam gehört als künstlicher Süßstoff genauso zu den Stoffen, die sehr gesundheitsschädlich sind und dennoch hinzugefügt werden.)

    Hilfreich kann dieser Beitrag sein:

    https://rositha13.wordpress.com/2015/11/16/vorsicht-glukosesirup-das-glykoproteinsyndrom-ursache-vieler-krankheiten/

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