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Binu Mathew
Herausgeber von Countercurrents.org
13. September 2015
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Die Frauen revoltieren |
Tausende Frauen versammelten sich vor dem Büro der Kannan Devan Hills Plantations Company (P) Limited (KDHP) in Munnar und riefen obigen Slogan in einem Dialekt, der eine Mischung aus Tamil und Malayalam ist, in leisem, langsamem Rhythmus. Eine Frau in der Versammlung von ca. 5000 Arbeiterinnen hält ein Schild hoch, auf dem steht „Grünes Blut Revolution – Streik des Volkes, für das Volk, durch das Volk“.
Munnar ist das Land des Tees, die Königin der Hügel von Kerala. Wellen auf Wellen von hügeligen Bergrücken bedeckt mit Teeplantagen sind eine Freude für Betrachter. Millionen Tourisen, sowohl heimische als ausländische, kommen hierher, um den Anblick zu genießen, das kühle Wetter und um „frische“ Luft zu atmen. Sehr wenige machen sich klar, dass hinter all dieser natürlichen Schönheit Tränen und Tyrannei stecken, Trauma und Hilflosigkeit der Arbeiter, die in diesen Gärten von früh bis spät schuften.
Die Frauen wollen ihren Kampf alleine führen. |
Vordergründig ist alles, was sie fordern, 500 Rs (8$) täglich und 20 % Jahresbonus, was, selbst wenn sie es bekommen, höchstens Rs 8000 (140$) ausmacht. Aber ihre Beschwerde geht weit darüber hinaus. Es ist die Geschichte vom „Grünen Blut“, das in den Flüsschen dieser grünen Plantagen rinnt.
Die KDHP-Hauptversammlung vom 26. August verkündete, dass der Bonus in diesem Jahr 10 % betragen werde. Seither schwelt der Ärger. Die Frauenarbeiterinnen, die große Mehrheit der mehr als 10 000 Arbeiter auf den Plantagen, begannen mit einer Flüsterkampagne über Handies. Am 5. September versammelten sich 50 von ihnen vor dem KDHP-Büro und begannen den Streik. Die Nachricht verbreitete sich schnell und schnell kamen viele Frauen. Bald waren es tausende. Männer wurden fern gehalten. Als wir am 12. September nach Munnar kamen, war es der 8. Streiktag. Ich konnte etwa 5000 Frauen ruhig vor dem Büro sitzen sehen. Gelegentlich wurden Slogans gerufen. Dann Stille. Hunderte Polizisten hatten die Versammlung umringt. Die Polizisten waren nicht da, wie gewöhnlich bei Streiks, um zu drohen und die Arbeiter zu vertreiben. Sie schienen schweigend den Streik zu unterstützen. Ein Polizei-Offizier trat vor und sagte, dass die Forderungen der Arbeiterinnen gerechtfertigt seien und weithin verbreitet werden sollten.
Es schien, als ob ganz Munnar den Streik unterstützt. Der Besitzer des Ladens, wo wir Tee tranken, war begeistert von dem Streik. Mahlzeiten und Tee werden den Frauen gebracht, indem man bei Ladenbesitzern und Taxifahrern sammelt. Am Tag unserer Ankunft lieferte ein Tempel-Komitee freie Mahlzeiten für die Streikenden. Ein Händler sagte: „Wenn sie 1000 Rs verdienen, geben sie es hier in unseren Läden aus, da ist es unsere Pflicht, sie in der Stunde der Not zu unterstützen.“
Warum gibt es so viel Untestützung für diese Frauen, die den Gewerkschaften trotzen, die angeblich ihre eignen Interessen schützen? Die Öffentlichkeit fühlt, dass ihre Klagen berechtigt sind und dass sie von den Gewerkschaften betrogen wurden.
Lohnauszug |
Sklavenhütte à la Kolonialzeit |
Eternit (Asbest)-Ziegel |
Duch Pestizid verbrannte Haut |
Was die männlichen Arbeiter angeht, verursacht die ständig Benutzung von Pestiziden wie Roundup schwere Krankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation hat Roundup als „wahrscheinlich krebserzeugend“ eingestuft. Das Forbes Magazin berichtete, dass: „diese Entscheidung im The Lancet Oncology erschien und von der Agency for Research on Cancer (IARC) der WHO veröffentlicht wurde. Die Analyse basiert auf bestehender Forschung über chemische Belastung von Mensch und Tier.“ Das Besprühen wird hauptsächlich von Männern gemacht. Ein Arbeiter, der nicht genannt werden wollte, sagte, dass ein Pestizid, das regelmäßig benutzt wird (er wusste nicht den Namen) mit Öl vermischt wird, damit es an den Teeblättern kleben bleibt. Er sagt, es sei so giftig, dass ihm schon nach 2 Stunden um 10 Uhr früh schwindlig wird. Er zeigte uns die verbrannte Haut auf seinem Gesicht, was durch die Dämpfe des Pestizids passiert. Sie werden intensiv benutzt, sagte er. Wenn es regnet, werden die Pestizide stromabwärts gespült und verseuchen das Trinkwasser in Städten wie Kochi (Cochin).
Zurück zu den Hauptforderungen der Streikenden – etwa die trickreiche Bonus-Frage. Technisch werden die Arbeiter als Besitzer der Plantage bezeichnet. Es war 2005, dass TATA Tea Ltd., die damaligen Besitzer von KDH, beschloss, „17 ihrer geleasten Tee-Plantagen in eine getrennte Firma namens Kannan Devan Hills Plantation zu überführen, die in den Besitz der Angestellten übergehen soll.“ (Business Standard v. 19. März 2005) Tata Tea Ltd., woraus später Tata Global Beverages Ltd. wurde; Tata behielt einen Anteil von 28.52 %. Weitere 8.95 % liegen in einem KDHP Wohlfahrtsfond. Die Arbeiter halten ca. 60 % dieses Unternehmens. V. Mariyappan, Präsident der CITU (Handelsgewerkschaft der Communist Party of India, Marxist (CPI(M), sagt, dass die wirklichen Entscheidungen von den TATA-Leuten getroffen werden. „Im Direktoren-Vorstand sitzen 2 Arbeiter, die nicht wissen, was vor sich geht. Sie kommen einfach, trinken Tee und gehen wieder.“
Kannan Devan Hills in Devikulam Taluk mit 136 600 acres (Ca. 34 000 ha) wurde am 11. Juli 1877 von der Poonjar königlichen Familie für eine jährliche Leasingrate von 3000 Rs und eine Sicherheitshinterlegung von 5000 Rs an John Daniel Munroeto gegeben. 1964 ging Tata Gruppe eine Zusammenarbeit mit Finlay ein, was zur Bildung der Tata-Finlay-Gruppe führte. Obwohl das Land und die Plantagen später von der Regierung Kerala übernommen wurden durch das KANNAN DEVAN HILLS (RESUMPTION OF LANDS) GESETZ 1971, ist die Regierung nur der Verpächter und die Leasingsumme ist immer noch dieselbe. Tata Tea Ltd. wurde 1983 gebildet. Nachdem KDHP gebildet wurde und die Eignerschaft an die Arbeiter 'übergeben' wurde, kontrolliert TATA jetzt mehr als 1 Million ha Land für so gut wie nichts! Es gibt Anschuldigungen, dass TATA tausende Hektar Land der Regierung und Waldland illegal an sich gerissen hat. V. S. Achuthananthan von der CPI (M) hat geschworen, dieses Land von TATA zurückzufordern. Aber er hat nicht einen Zentimeter bekommen.
Tata betrachte geleastes Land als Privatbesitz |
Jetzt erhebt sich die Frage, wo sind die Gewerkschaften geblieben, die die Rechte der Arbeiter vor den Bossen der Unternehmen schützen sollen? Die Arbeiter sagen, dass die Gewerkschaften vom KDHP-Management „drei Koffer“ erhielten und sie betrogen haben. Sie veröffentlichten auch eine Liste von 150 Gewerkschaftlern, die vom KDHP-Management Häuser erhalten haben. Auf der Liste stehen Abgeordnete (MLA) S. Rajendran, ehemaliger MLA A. K. Mani und Sundara Manikyam, AITUC-Führer C. A. Kurian, G. Maniyandi von der INTUC. Wie zum Hohn sagte MLA S. Rajendran Berichten zufolge, dass Tamil-Terroristen hinter der Arbeiter-Agitation stecken. Am Freitag wurde er von den Streikenden davongejagt, als er sie treffen wollte. Er konnte sich retten, indem er in ein Polizei-Auto sprang. Um die Wut der Arbeiter zu beruhigen, trat Rajendran in den Hungerstreik und forderte das Management auf, die Frage sofort zu lösen. Es muss angemerkt werden, dass kein Führer von den beiden anderen anerkannten Gewerkschaften, der AITUC von der CPI, die führende Gewerkschaft oder der INTUC des Congress sich bei den streikenden Arbeitern blicken ließen.
Revaty, eine Arbeiterin von der Laxmy Estate zeigt stolz ihren Personalausweis und sagt: „Lasst die ganze Welt wissen, dass wir nicht Terroristen sind. Wirkämpfen nur für unsere Rechte.“ |
Hinsichtlich der CITU-Führer sagen die Arbeiter, dass ihre Führer keine Vorteile vom Management angenommen hätten, aber sie geben zu, dass die Führer der beiden andere Gewerkschaften Häuser abzeptiert haben. V. Mariyappan, Präsident der CITU sagte, dass die Gewerkschaften drei Gesprächsrunden mit dem Management geführt hätten. Aber das Management gab nicht nach. Er sagt, dass alle drei Gewerkschaften an das Höchste Gericht von Kerala herangetreten seien, um in dieser Frage zu intervenieren.
KDHP sagte in einer Pressemitteilung, dass jede weitere Veränderung der Gehälter und Bonusse nur von einem Treffen des Management-Vorstands beschlossen werden kann. „Das Unternehmen ist gesetzlich verpflichtet, 8.33 % des Gehalts als Bonus auszuschütten. Jedoch geben wir jetzt 10 %. Jede weitere Veränderung muss vom Vorstand entschieden werden.“
Swami Vel, ehemaliger Kankani (Supervisor) erinnert sich an die Erschießung zweier Plantagenarbeiter 1952. Der Streik ging um die Reisration, die den Arbeitern verweigert wurde. Er fürchtet, dass dieser Streik ähnlich gelöst werden könnte, wenn er nicht schnell beigelegt wird. Die Regierung, das KDHP-Management und die Gewerkschaften haben die Pflicht, die Krise zu lösen und sicherzustellen, dass den Arbeitern Gerechtigkeit zuteil wird. Wenn das nicht geschieht, fürchte ich, dass die 'Grünes Blut' Revolution Rot werden könnte. Wenn ihr morgen euren Frühstückstee trinkt, schaut genau hin, ob er grün, rot oder giftig aussieht.
Quelle - källa - source
Danke für`s Einstellen, Einar! Mir fehlen die Worte, man muss es einfach lesen. Immer wieder und in dieser Ausführlichkeit. Auch oder gerade weil wir meinen das alles doch längst zu wissen. Wissen und Fühlen sind zweierlei. Ich habe in jedes einzelne dieser Gesichter geschaut und kann es kaum glauben. Wie stolz und lebendig sie aussehen bei diesem "Leben"! Woher nehmen sie die Kraft sich auch noch hübsch anzuziehen? Man behandelt sie wie Tiere, aber sie lassen sich nicht dazu machen.
AntwortenLöschenDie stille Intelligenz ihrer Streikform beeindruckt mich zutiefst. Gebe Gott, Allah, der Große Geist oder der "Gott" in jedem von uns, dass sie Erfolg haben!
Du hast Recht. Auch ich bewunderte diesen Stolz. Und ich freue mich, dass du das auch bemerkt hast und so intensiv gelesen hast.
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