Freitag, 25. September 2015

Die 'Grünes Blut' Revolution der Frauen: Schweiß, Blut und die Bittere Tasse Tee (Update)



Einar Schlereth


25. September 2015

Der obige Titel ist ein Artikel von Binu Karunakaran, den er vorgestern schrieb. Da ihr (d. h. wenige) ja den Anfang gelesen habt, will ich auch noch von dem Schluss berichten (als update von diesem Artikel). Ich werde den Artikel in aller Kürze zusammenfassen und vor allem seine erschütternden Zahlen nennen, die Binu zusammengetragen hat.

Nun, es wurde jedenfalls ein halber, wenn nicht gar nur ein Viertel-Sieg. Man hat den Frauen 20% statt den früheren 10% Jahresbonus zugestanden. Und diesen „Bonbon“ wohl auch nur, damit sich die Unzufriedenheit unter den Arbeitern nicht ausweitet und weil Wahlen anstehen, wie Binu schreibt.

Die Frauen müssen wenigstens 21 kg Teeblätter pflücken, wenn sie den Grundlohn täglich von 232 Rs (3.52 $) erhalten wollen, was zwar über dem Minimum liegt, aber doch weit unter vergleichbarer Arbeit in anderen Sektoren. Und da müssen sie sich noch „glücklich“ schätzen, denn in Assam z. B. erhalten die Pflückerinnen nur die Hälfte, was unter dem staatlich festgelegten Minimallohn liegt.
Dann zieht Binu einen Vergleich mit Sri Lanka, wo die Gewerkschaften einen Tageslohn von 650 Sri Lanka Rupien herausgeschlagen haben (4.62 $), was immerhin ein Drittel mehr ist. Obendrein pflücken die Arbeiterinnen in Sri Lanka nicht einmal die Hälfte wie in Indien.

Die Teearbeiter müssen eine Vielzahl von Arbeiten leisten: Pflücken, Beschneiden und Pestizide sprühen neben dem Tragen der schweren Blätterlast auf dem Rücken. Trotzdem werden sie als 'ungelernte Arbeiter' geführt.

Von den Eignern der großen Plantagen wird einfach die Lohn-Politik aus der Kolonialzeit fortgeführt, selbst von Firmen, die Zertifikate von Fairtrade und Rainforest Alliance bekommen. Aber jetzt kommt der Knüller:

„Eine Studie über 'Modernen Feudalismus auf Tee-Plantagen' vom India-China-Institute sagt, dass 125 g Tee von Twinings' Assam kostet 777 Rs, das vielfache, was die Frauen am Tag verdienen. Außerdem, wenn sie nur das Minimum von 21 kg pflücken, ergibt das knapp 2 ½ kg getrockneten Tee." Also 8 mal 777 Rs (ca. 12 $) sind fast 100 $ mal 2 ½ sind 250 $ für den Tagessatz. Aber wie wir im oben genannten Artikel lasen, pflücken die Frauen immer weit mehr. Hier könnt ihr mehr darüber lesen (in diesem deutschen Wiki-Artikel wird übrigens gesagt, dass das Teepflücken viel Erfahrung erfordert.). Weltweit werden für 5.4 Mrd. Dollar Tee umgesetzt (2015).

Die englische Organisation 'War on Want' (Krieg gegen Mangel) hat eine Untersuchung über die Lebensbedingungen von Teepflückerinnen in Indien und Kenya durchgeführt und stieß dabei auf die Tatsache, dass nur EIN PROZENT des Profits aus dem globalen Teehandel an die Pflückerinnen geht.

Trotzdem behandelt man diese Menschen wie Sklaven. Am Beispiel KDHP (der Mammut-Pflanzung) schreibt Binu, dass sich die Inder weigern, für diese Löhne dort zu arbeiten. Für KDHP kein Problem – sie holen sich einfach Tamilen-Gastarbeiter. Sie leben in Kerala in völliger Isolation. Von der Firma erhalten die Kinder 4 Jahre Grundschulunterricht. Für Arztbesuche, Nahrung, Strom werden bestimmte Summen abgezogen vom Lohn, weshalb diese Menschen in effektiver Lohnsklaverei leben. Sie können nie abbezahlen, was von ihnen gefordert wird. Hinzu kommen schlechte Behandlung und sogar Misshandlungen, obwohl offiziell Schläge verboten sind.

Dies ist wahrlich weit schlimmer, als es den Kaffeebauern in Tansania ergeht. Denn dort wird der meiste Kaffee von Kleinbauern-Betrieben erzeugt, viel effektiver als in den großen Plantagen. Zwar hatten sie, als wir im Lande Ende der 70-er Jahre waren, seit langem für ihren Kaffee nur Zettelchen erhalten, auf denen die Summe stand, aber dann wurde es ihnen zu bunt, und sie rissen die Bäume heraus (trotz Verbot), um Dinge anzubauen, die auf dem Markt Geld brachten. Denn schließlich mussten sie ihre Familien ernähren.

Aber auch dort war das Lohn-Profit-Verhältnis enorm, wenn auch nicht so grotesk wie in Indien HEUTE. Nachdem ich jedenfalls gesehen hatte, welche Arbeit im Kaffeeanbau steckt und was die Bauern am Ende dafür bekommen, habe ich mich entschlossen, nur noch 'KRAV'-Produkte zu kaufen. Und die schwedische Organisation führt tatsächlich strenge Kontrollen durch, was ich direkt von Aktivisten weiß, die selbst Bio-Produkte herstellen und KRAV Bauernbetriebe in Indien besuchten.

Soll nur keiner sagen: 'Ja, wer das bezahlen kann!' Quatsch, ich gehöre zu denen, die es 'eigentlich' nicht bezahlen können, aber es trotzdem tue. Ein Bier weniger und es ist bezahlt. Auch wenn ich kein Bier trinke. 


3 Kommentare:

  1. Danke für ihre unermüdliche Übersetzungsarbeit!
    Liebe Grüße aus Österreich!

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  2. Auch von mir ein dickes Danke schön Einar !

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  3. Wetten, daß ...

    der Tee trotzdem irgendein "Güte-Siegel", wie "F... T..." und andere und "BIO" sowieso erhält.

    Wieso bekommen wir Sozialisten, Kommunisten, Marxisten und Bolschewisten eigentlich keine eigenen Gütesiegel gebacken und überlassen das den Kapitalisten???

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