Donnerstag, 25. Juni 2015

DER PREIS DER RUSSISCHEN SANKTIONEN – Na und, wir ham's doch!


Stefan Lindgren
22. Juni 2015


Aus dem Schwedischen: Einar Schlereth
Putin spricht auf dem Internationalen Forum
Heute beschloss die EU, wie erwartet, die Sanktionen gegen Russland bis zum Jahresende zu verlängern. Der Beschluss wurde ohne Diskussion gefasst. Russland erklärt die Sanktionen für illegal.

Eine Studie des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung weist nach, dass die EU bis zu 100 Mrd. Euro pro Jahr durch die Sanktionen verlieren kann. „Wenn die Situation nicht grundlegend geändert wird, dann wird unser pessimistischestes Szenario Wirklichkeit,“ sagt Oliver Fritz, einer der Verfasser zur DIE WELT.
Laut Berechnungen können über 2 Millionen Arbeitsplätze in der EU  auf Grund des rückgängigen Exportes verloren gehen.

Seit März 2014 haben die USA, die EU und andere West-Länder Sanktionen gegen Russlands Bank-, Verteidigungs- und Energiesektor eingeführt, wegen deren behaupteter Rolle in der ukrainischen Krise. Im August führte Moskau ein Lebensmittelembargo gegen jene Länder ein, von denen die EU-Sanktionen angewendet werden.

Die Zeitschrift Forbes stellt die Frage, ob die EU-Unternehmen der Sanktionen nicht in so hohem Maße müde geworden sind, dass sie gegen diese verstoßen. Die Sanktionen verbieten alle sog. joint ventures zwischen westlichen und russischen Energie-Unternehmen, die mit Prospektierung und Produktion oder dem Verkauf solcher Technik zu tun haben. Aber die Sanktionen sind auch voller Schlupflöcher, z. B. betrifft es nur Bohrungen im Nördlichen Eismeer in mehr als 150 m Tiefe und die Frackingtechnik. Alles andere ist erlaubt.

Aber vorige Woche wurden auf dem Internationalen Forum in St. Petersburg eine Reihe Abkommen unterzeichnet, was dem business as usual gleichkam. Z. B. haben Gazprom, Shell, EON und Österreichs OMV-Gruppe ein Promemoria für eine neue Pipeline joint venture unterzeichnet, die aller Voraussicht nach 55 Mrd. m³ Gas jährlich in die EU leiten soll. Das ist mehr als die Kapazität des Nord Stream. Darauf sind Gazproms Aktien in der vergangenen Woche um 3.66 % gestiegen.

Außerdem haben Shell und Gazprom ein Abkommen über strategische Zusammenarbeit unterzeichnet. Das Dokument legt eine strategische Partnerschaft in allen Teilen der Gas-Industrie fest.

Auf der anderen Seite scheinen amerikanische Energie-Konzerne ausgeschlossen worden zu sein. ExxonMobil ist von einer 700 Mill. Dollar joint venture mit Rosneft betreffs Produktion im Karameer ausgeschlossen worden, während gleichzeitig europäische Konkurrenten Angebote für die billigsten Plätze der Welt zur Bohrung nach Kohlenwasserstoffen gemacht haben.

Aber das International Forum, das am 20. Juni zu Ende ging, zeigte auch die Einseitigkeit der russischen Wirtschaft. Gazprom und Rosneft machten die großen Geschäfte, während die übrige Wirtschaft Russlands, selbst Kometen wie das Qiwi (russisches elektronisches Bezahlsystem. D. Ü.] und die Supermarkt-Kette Magnit im Hintergrund blieb, schrieb Forbes.

Gazprom glückte es auch, einen Kredit über 300 Mill. Euro von der UniCredit Österreich zu bekommen, was formell gegen Brüssels Sanktionen verstieß.

Die Sanktionen bestimmen, dass es Privatpersonen und Unternehmen aus der EU verboten ist, Darlehen an fünf große russische Staatsbanken wie Sberbank und VTB sowie die drei staatlichen Energie-Unternehmen, an deren Spitze Gazprom steht, zu geben.

Das Internationale Forum in St. Petersberg hat dieses Jahr Repräsentanten aus 114 Ländern angezogen im Vergleich zu den 62 Länder im Vorjahr und 900 Unternehmenschefs (gut 600 im Vorjahr).

Aus den USA kamen 12 Chefs, inklusive von der J. P. Morgan Chase International und Repräsentanten von weiteren 70 US-Multis. [So viel zur Isolation Russlands! D. Ü.]


Forbes vom 21. Juni 2015


Quelle - källa - source

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen