Donnerstag, 15. Oktober 2015

Vandana Shiva: Eine Erd-Pilgerreise


Was Vandana Shiva zur organischen Landwirtschaft sagt, ist äußerst wichtig. Dass sie sich neuerdings so stark auf Gandhi und auf ahimsa beruft, finde ich befremdend. Denn ahimsa = Gewaltlosigkeit ist ein zentraler Begriff im Hinduismus, Jainismus und Buddhismus. Diese Religionen haben sich in der Geschichte nicht als ebenso, aber als ähnlich gewalttätig erwiesen wie das Christentum. Das beste Beispiel bietet der Hindu-Faschismus des Präsidenten Modi. Wusstet ihr übrigens, dass 2015 das Jahr des Bodens ist? Ich auch nicht.
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Vadana Shiva auf ihrer Musterfarm

Vandana Shiva: Eine Erd-Pilgerreise


Vandana Shiva


13. Oktober 2015


Aus dem Englischen: Einar Schlereth


Ich bin gerade von einer Erd-Pilgerreise zurückgekehrt, um das 'Internationale Jahr der Erde' zu feiern und unsere Verpflichtung für eine gewaltlose Beziehung mit der Erde, dem Boden und unserer Gesellschaft zu erneuern. Am 2. Oktober begannen die Pilgerfahrt in Bapu Kutir im Sevagram Ashram in Maharashtra. Meine Pilger-Kameraden waren Leute, die ein halbes Jahrhundert ihres Lebens gewidmet haben, um die organische Bewegung aufzubauen – Andre Leu, Präsident der 'International Federation of Organic Agricultural Movements (IFOAM), Ronnie Cummins, Direktor der 'Organic Consumers Association (OCA) der UNO und Will Allen, ein Professor und langjähriger organischer Bauer.

In Mahatma Gandhis Hütte legten wir unseren Schwur ab, die Gewalt gegen die Erde durch chemische Düngemittel und Gifte zu stoppen und der organischen Anbau zu fördern wie ahimsa (d. i. das Sanskritwort für Gewaltlosigkeit) -kheti. Wir widmeten uns einer Absage von einer gewalttätigen, chemischen, industriellen Agrikultur, die Bodenfruchtbarkeit zerstört und die Bauern in der Schuldenfalle durch teures Saatgut und Chemikalien treibt.

Vidarbha zum Beispiel ist zu einem Epizentrum der Selbstmorde von überschuldeten Bauern. Es ist auch die Region mit höchsten Hektarzahl mit Bt (GMO)-Baumwoll- Anbau. Felder ohne GMO, sondern mit einheimischer Baumwolle – die heute völlig Schädlings- und Unkrautfrei sind – geben größere Ernteb als Bt-Baumwolle.
Die Bt-Felder sind mit Pestiziden durchtränkt wegen Schädlingsbefall, weil Bt als Werkzeug zur Kontrolle der Schädlinge versagt. Bt Baumwollfelder werden auch mit MONSANTOs Roundup – ein bekannter Krebsverursacher - zur Unkrautbekämpfung besprüht.

Für die Giftbenutzung gibt es keinerlei Regeln. Die meiste Baumwollsaat wird vermischt und als zum Verkauf als Pflanzenöl bezeichnet. Wir werden mit GMO-Saatöl gefüttert, obwohl GMOs in Indien nicht zum Verzehr erlaubt sind. Und während giftige Öle ohne Regeln verbreitet werde haben die neuen Regeln für Nahrungssicherheit das ghani (gepresstes Virginöl) verboten, das sichere Öle wie Flachs, Erdnuss, Sesam und Senf verkauften.

Der Ölkuchen wird an unsere Kühe verfüttert. Jene, die andere töten im Namen des Schutzes für Kühe, schweigen im Kampf gegen Gift-Giganten, die unser „gau mata“ vergiften.

Die Pilgerfahrt endete im Landwirtschaftscollege Indore, das als Albert Howards Institut mit organischem Anbau begann und zum berühmten Indore-Prozess des Kompostierens beitrug.

Mahatma Gandhi erfuhr von dem Indore-Prozess, als er London besuchte, um einer Round Table Konferenz beizuwohnen. Gandhi und Howard haben gezeigt, dass wir eine friedliche und respektvolle Beziehung mit dem Boden und miteinander haben können.

Howard wurde 1905 vom Britischen Imperium nach Indien gesandt, um die chemische Landwirtschaft einzuführen. Als er ankam, fand er, dass die Böden fruchtbar waren und es keine Schadinsekten in den Feldern gab. Er beschloss, den indischen Bauern zu seinem Professor zu machen und schrieb das Buch 'An Agricultural Testament' (Ein Landwirtschafts-Testament), bekannt als die Bibel des organischen Anbaus.

Organischer Anbau ist das originale Beispiel von 'Made in India'. Howards Buch half, die organische Bewegung in den USA zu verbreiten durch das Rodale Institute und in England durch die Soil Association, die dann den Weg in alle Welt fand.

Die Boden-Pilgerfahrt war unser Ausdruck der Dankbarkeit für die Quellen des organischen Anbaus in Indien – unser fruchtbares und großzügiges Land und Mutter Erde, die uns über Jahrtausende erhalten haben.

Ökologische und regenerative Landwirtschaft basiert auf de Recycling organischen Materials und folglich dem Recyclin der Nährstoffe. Sie basiert auf dem Gesetz der Rückgabe – dem Boden Nährstoffe zurückgeben. Wie Howard in „Der boden und Gesundheit“ schrieb: „Nehmen ohne Geben ist eine Beraubung des Bodens und Banditentum; eine besonders niedrige Art von Banditentum, weil die Beraubung künftiger Generationen dazukommt, die nicht hier sind, um sich zu verteidigen.“
Wenn man den Boden pflegt, produziert man auch mehr Nahrung auf weniger Land. Fruchtbare Böden sind die nachhaltige Antwort auf Nahrungs- und Nährhaftigkeits-Sicherheit. Organische Agrikultur ist die einzig richtige Antwort auf den Klimawandel.

Die Luftverschmutzung, die sich in der Atmosphäre angesammelt hat, beträgt grob 400 Teile pro Million (ppm). Das ist der Grund des Treibhauseffektes und des Klima-Chaos sowie des Temperaturanstiegs. Um den Anstieg der Temperatur um 2 Grad zu stoppen, müssen wir den CO2 Anstieg auf 350 ppm senken.

Es gibt eine Notwendigkeit, die Emissionen zu reduzieren und fossile Brennstoffe abzuwickeln, aber es erfordert auch die Reduzierung der Überschussmenge an CO2 in der Atmosphäre und sie dem Boden zurückzugeben, wo sie hingehört. Hier bietet uns die organische, regenerative Agrikultur einen Ausweg.

Bei dem Prozess wird auch die Nahrungsunsicherheit und der Hunger angegangen, wir die Desertifikation umgekehrt,, wird Sicherheit für den Lebensunterhalt geschaffen indem man ökologische Sicherheit schafft und daher wird auch ein Weg zum Frieden hergestellt.

Vor allem erlaubt sie den Übergang von dem gewalttätigen Paradigma, den Strukturen und Systemen des kapitalistische Patriarchats hin zu einem gewaltlosen Paradigma, zu Strukturen und Systemen, die auf ahimsa basieren, was Wohlfahrt für alle beinhaltet.

Organische Agrikultur ist die Antwort auf Dürre und Klima-Wandel. Es ist auch eine Friedens-Lösung. Wenn wir nicht den Boden respektieren und unsere kulturelle Vielfalt und wenn wir uns nicht kollektiv ahimsa verpflichten, können wir sehr schnell als Zivilisation untergehen.

Für mich ist organische Agrikultur das Dharma, das den Samen des Friedens und der Wohlfahrt für alle sät. Sie hilft uns, den Teufelskreis der Gewalt und Degenerierung zu brechen und einen tugendhaften Zyklus basierend auf Gewaltlosigkeit und Regenerierung zu schaffen.

So wie der Humus im Boden Bodenpartikel bindet und Bodenerosion verhindert, so wird auch die Gesellschaft verbundeen und Gewalt und soziale Desintegration verhinde Da der Humus Nahrung liefert, Lebensunterhalt, Wasser und Klima-Sicherheit, trägt er auch zum Frieden bei. So wie nasses Stroh nicht entzündet werden kann, können Gemeinschaften, die sicher sind, nicht entzündet werden durch gewalttätige Elemente, die sich von Unsicherheit nähren, die durch ein ökonomisches Modell geschaffen wird das Swadeshi tötet und nur globalen Wirtschaftsmächten dient, um rauszuholen, was sie wollen.

Wenn wir uns um den Boden kümmern, fordern wir die Menschlichkeit zurück. Unsere Zukunft ist untrennbar verbunden mit der Zukunft der Erde. Es ist kein Zufall, dass das Wort human seine Wurzel in Humus hat – Erde auf Lateinisch. Und Adam, der erste Mensch in der Abrahamanischen Tradition, stammt von Adamus, Boden auf Hebräisch.

Mahatma Gandhi schrieb: „Zu vergessen, wie man die Erde umgräbt und den Boden pflegt, ist uns selbst zu vergessen.“ Wir dürfen niemals vergessen, dass ahimsa die Basis für unsere Beziehung zur Erde und zueinander sein muss.

Quelle - källa - source

4 Kommentare:

  1. Und genau deshalb heisst es:

    HeimatBoden
    - um den muss sich JEDER kümmern
    in seiner Region, in seinem Dorf, ...
    erst DANN
    wird Frieden auf der Erde einziehen.

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  2. Ich kann von der Logik her deine "Befremdung" nicht nachvollziehen. Jeder Mensch, jede Kultur, jede Religion, jedes System --- alles von Menschen gemacht --- wird mit Gewalt antworten müssen, wenn es mit Gewalt angegriffen wird. Klar, du hast natürlich die Freiheit dich von IRRE gemachten Menschen ermorden zu lassen, aber das hat dann nichts mit ahimsa/ Gewaltlosigkeit oder Religion zu tun, sondern mit Dummheit, denn Faschisten und Kapitalisten geben einen Dreck auf die Gewaltlosigkeit eines Menschen oder die Sitten, die Moral und Ethik einer Religion: sie vergewaltigen Frauen vor deinen eigenen Augen, schneiden einem die Kehle durch und vergasen kleine Kinder im Vernichtungslager.

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  3. Und ich verstehe deine Argumentation nicht. Zumal du in meinem Sinn antwortest. Wenn ich angegriffen werde, haue ich zurück. Und das ist nicht Ahimsa oder Gandhi. Gandhi hat die drohende soziale Revolution gegen die jahrtausende alte Gewalt der Eliten AKTIV verhindert in engster Zusammenarbeit mit den indischen Oligarchen.

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  4. Einar, ich bezweifle grundsätzlich, ob wir vom christlich Schuldkult geschädigte Menschen überhaupt das DENKEN oder die Kultur anderer Völker zum jetzigen Zeitpunkt der menschlichen Geschichte wirklich erfassen können.
    Was du über Gandhi sagst, will ich auch gar nicht bezweifeln, aber aus meiner Wessi-Sichtweise sage ich dazu: er wird schon gewusst haben "warum" ... überlassen wir die Bewertung doch den kommunistischen Genossen in Indien, halten uns aus deren Angelegenheiten - von denen wir nichts verstehen können - heraus und unterstützen wir sie dort, wo wir können, als uns am "Begriff" ahimsa oder dem Mahatma aufzureiben ... (?!) ... unsere vom Christentum geprägten "Wertvorstellungen" und -Maßstäbe taugen dazu jedenfalls nicht.

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