Ergänzend kann ich hinzufügen, dass der französische globale Nukleartechnikkonzern Areva
auch dort tätig ist, der vor allem durch negative Schlagzeilen im In- und Ausland bekannt ist. Die französische Kolonialzeit zeichnete sich
dadurch aus, dass sie so gut wie nichts an Infrastruktur lieferte,
nichts für Erziehung und soziale Einrichtungen tat, sondern allein
sich auf brutale Ausbeutung beschränkte. Die muss so umfassend
gewesen sein, dass es in der CAR 1910 und 1928 große Erhebungen gab,
wobei letztere jahrelang anhielt und als eine
der größten anti-kolonialen Aufstandsbewegungen in ganz Afrika
gilt. Beide wurden blutig unterdrückt und tot geschwiegen. An
„Kulturgütern“ hat Frankreich nach der Unabhängigkeit nur eins
hinterlassen: die Bibel (inklusive Pfaffen natürlich).
Zentralafrikanische Republik (größer als Frankreich) |
Finian Cunningham
6. Oktober 2015
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Die Zentralafrikanische Republik (CAR) ist auf der Wippe in die Katastrophe durch Millionen Menschen, die von vitaler humanitärer Hilfe abgeschnitten sind inmitten neu aufgeflammter sektiererischer Zusammenstöße. Was jedoch kaum berichtet wird, ist die trübe Verwicklung von US-Spezialeinheiten, was das Land in einen umfassenden Bürgerkrieg treiben könnte.
In der vergangenen Woche sind dutzende Zivilisten in der Hauptstadt Bangui bei Zusammenstößen zwischen Moslem- und Christen-Milizen umgekommen. Sie wurden verursacht, weil ein moslemischer Taxifahrer von einer Gang angegriffen und mit einer Machete enthauptet wurde. Das führte wiederum zu Vergeltung gegen Christen-Gemeinden.
Stephen O'Brien, Chef der UN-humanitären Hilfe warnte, dass das Land am Rand einer Katastrophe stünde. 40000 Menschen sind in den vergangenen Tagen aus Bangui geflohen. 2.7 Millionen Menschen – die Hälfte der Bevölkerung – riskieren, von der humanitären Hilfe abgeschnitten zu werden, von der sie abhängig sind. Die zunehmenden sektiererischen Kämpfe, machen es zu gefährlich, Hilfe zu leisten.
Potentiell wird Öl ins Feuer gegossen durch die Enthüllung in der vergangenen Woch,, dass die US-Spezialeinheiten die Seleka-Rebellen unterstützen, die vor allem aus Moslems bestehen.
In den vergangenen zwei Jahren ist die Seleka in einen niedrig-intensiven Krieg gegen die rivalisierende christliche „anti-Balaka“-Fraktion um die Macht im Lande begriffen. Die Zentralafrikanische Republik ist reich an Gold, Diamanten, Holz und Uran. Der Binnenstaat hat eine Landmasse, die Frankreich gleicht, dem ehemaligen Kolonialherren, hat aber nur 10% der französichen Einwohner. Seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 hat das Land 5 Staatsstreiche erlebt, einige mit Frankreichs Unterstützung.
Tausende Zivilisten sind bisher in dem 2-jährigen Krieg getötet worden und Millionen sind obdachlos geworden und suchen Zuflucht in provisorischen Hütten in Dschungel-Verstecken. Durch die einseitige US-Unterstützung besteht die große Gefahr, dass das Morden noch größer wird.
In der vergangenen Woche berichtete die Washington Post, dass US-Spezialeinheiten eine Dschungelbasis im Norden der CAR eingerichtet haben, wo die Seleka ihre Hochburg hat. „Das Pentagon hat früher nicht verlauten lassen, das es mit Seleka zusammenarbeitet und von ihr Informationen erhält. Diese Beziehung hat manche US-Soldaten unangenehm berührt.“
Das angebliche Ziel der Armee ist es, den berüchtigten Warlord Joseph Kony zu fangen, der die Guerilla Lord's Resistance Army (LRA) führt. Man glaubt, sie sei verantwortlich für Massengräuel und Rekrutierung von Kinder-Soldaten.
Kony stammt ursprünglich aus Uganda und gewann Berühmtheit, als ein US-Hilfswerk den Film 'Invisible Children' vor vier Jahren zeigte, in dem die Gewalttaten der Gruppe gezeigt werden. Daraufhin schickte Obama Spezial-Einheiten in vier afrikanische Länder – Uganda, Südsudan, die Demokratische Republik Kongo und die CAR - um Kony und seine Komplizen zu jagen.
Obwohl Washington 5 Millionen $ auf seinen Kopf ausgesetzt hat, konnte er bisher nicht gefangen werden. Man glaubt, das er im abgelegenen Dschungel an der Grenze zu den Nachbarländern sich aufhält, wo die US-Einheiten operieren. Das Terrain von der Größe Kaliforniens besteht aus dichtem Dschungel mit wenig Straßen.
„Stell dir vor, 200 Kriminelle in einem Gebiet von der Größe Kaliforniens und von Dschungel bedeckt zu fangen,“ zitiert die Post einen US-Offizier. „Zwischen Wilderern, Elfenbeinhändlern und der LRA, da weiß man nicht, wer wer ist.“
Und bei dieser Jagd wendet sich die US-Armee an die Seleka-Miliz, um von ihr „Informationen“ zu erhalten. Dabei hat die Seleka den Ruf, ebensolche Gräuel wie Kony begangen zu haben – Ermordung von Zivilisten, Vergewaltigung und Kinder-Rekrutierung.
Die Post berichtet: „Laut Armee Angehörigen trifft sich das Team der US-Truppen in San Quandja [die US-Dschungel-Basis] regelmäßig mit Seleka-Führern, erhält Informationen von den Rebellen und liefert manchmal auch medizinische Hilfe für Seleka-Loyalisten.“ Die Zeitung fügt hinzu: „Die Kooperation ist eine zweifelhafte Sache. Das Pentagon hängt seine Zusammenarbeit mit Seleka nicht an die große Glocke und lehnte es auch ab, dies zu kommentieren.“
Der Unwille des Pentagon, „ihre Zusammenarbeit“ bekannt zu machen, ist kaum überraschend. 2013 berichtete die amerikanische Human Rights Watch von der Schreckens-Herrschaft der Seleka in der CAR, u. a. wie „sie zahlreiche Dörfer zerstörten und das Land plünderten und Mädchen und Frauen vergewaltigten.“
HRW berichtete auch von einer Gräueltat vom Mai 2014, wo Seleka 11 Gläubige in einer Kirche töteten, indem sie Granaten hineinwarfen und mit Gewehren in die Kirche schossen. Sie empfahl dem UN-Sicherheitsrat, Sanktionen gegen die Seleka-Führer zu verhängen.
Dennoch arbeitet das Pentagon jetzt mit dieser Miliz zusammen. Gewiss ist Seleka nicht die einzige Miliz in der CAR, die derlei Gräuel begeht. Die christliche anti-Balaka Miliz hat die gleichen Gräuel an Moslem-Gemeinden begangen.
Die Interimspräsidentin Catherine Samba Panza musste in aller Eile von der großen UN-Generalversammlung wegen der sich verschlechternden Lage heimkehren. Sie beschuldigte Elemente des gestürzten christlichen Präsidenten François Bozizé ebenfalls, Gewalttaten zu organisieren. Er genoss früher den Schutz der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, bevor er von der Seleka im März 2013 außer Landes gejagt wurde.
Der springende Punkt bei der Tragödie in der CAR ist, dass die Einmischung westlicher Mächte dazu dient, Öl auf den explosiven inneren Konflikt zu gießen.
Die zweifelhafte Mission der US-Kräfte im Dschungel Afrikas – angeblich um einen Warlord zu fangen – hat den Effekt, Washington in einen schwelenden Bürgerkrieg zu ziehen, gemeinsam mit Elementen, deren Hände vor Blut triefen. Alles deutet auf eine noch blutigere Eskalation hin. Washingtons Einmischung mag als geheimer Faktor erscheinen, ist aber nichtsdestoweniger aufwiegelnd. Diese Rolle spielt Washington immer wieder, wie man an den Konflikten von Syrien bis Irak und Ukraine sehen kann.
Quelle - källa - source
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